Karpfenmassaker

Von Shagedorn

Erlebnisaus 40 Jahre ArbeitslebenIn vielen Krankenhäusern, die unter christlicher Leitung stehen, gibt es am Freitag Fisch.Für die Vollköstler meist Bratfisch, für die Menschen mit leichter Vollkost in gedünsteter Form. So war das zu meiner Zeit.An einem Freitag bzw. in den Tagen davor war einiges anders, wobei es trotzdem um Fisch am Freitag ging.Zum Krankenhaus gehörte ein Gut mit Viehzucht und später auch einer Gärtnerei. Um dieses Gut herum verlief ein Graben, im Münsterland „Gräfte“ genannt und in dieser Gräfte tummelten sich Karpfen.
Irgendwann kam es der Krankenhausleitung in den Sinn, das für die Patienten am Freitag Karpfen auf dem Speiseplan stehen sollte.Das männliche Personal inklusive Mitarbeitern aus der Technik zogen also in Gummistiefel los zum Karpfen- fangen. Wer weiß, wie Karpfen leben, der weiß auch, dass sich diese Fische tief in den Morast einbuddeln und nach dem Fangen erst einmal gewässert werden müssen um den modrigen Geruch und damit Geschmack los zu werden. Aber die Zeit saß dem Koch im Nacken.Wenn ich mich recht erinnere, dann waren es nicht mal zwei Tage, die die Karpfen in frischem Wasser verbringen konnten. Donnerstag war Schlachttag und ich war live dabei. So etwas möchte ich nie wieder erleben. Meine Aufgabe war es, zusammen mit einer Hauswirtschaftsmeisterin, die Fleischstücke zu waschen. In einem anderen Raum waren Koch und Metzger damit beschäftigt, die Karpfen zu töten.Das war nicht schön und es hat mir wirklich die Lust genommen, selbst einmal Karpfen zu probieren.Aber Zeitdruck! Am nächsten Tag musste der Fisch auf dem Teller sein.
Unter Zeitdruck diesen Fisch zuzubereiten, das konnte nicht gut gehen.
In der Küche hat es nach Moder gerochen, da konnte selbst der Senf in der Senfsoße nicht gegen an stinken. Ja, es hat gestunken, nicht gerochen. So viele Essensreste, die zurück kamen, hatten wir schon lange nicht mehr und auch nicht mehr so viele Beschwerden übers Essen. Aber das war für mich auch nachvollziehbar.Aber der Befehl kam von ganz oben, das ausführende Organ, nämlich Koch und Team bekamen das Fett weg. Doch, bevor da Fragen kommen, der Koch hat im Vorfeld erklärt, dass in einem so kurzen Zeitraum kein optimaler Karpfen auf die Teller kommen kann, aber das wurde ignoriert. Die leitenden Personen hatten von Kochen keine Ahnung, so wie der Koch keine Ahnung von Krankenhausleitung hatte.
Es gilt also immer: Wenn etwas umgesetzt werden soll, dann bitte gemeinsam erarbeiten, wie man an´s Ziel kommt. Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay