Seinen Nachnamen sollte man unbedingt mit „F“, also „Falentin“ aussprechen, denn wie er selbst meinte, sagt man schließlich auch nicht „Wogel“, sondern „Vogel“. Mit seiner Sprachakrobatik und dem scharfzüngigen Witz inspirierte Karl Valentin Künstler, wie Berthold Brecht, Gerhard Polt oder Loriot und fasziniert bis heute sein Publikum.
Ein Leben voller Aufs und Abs
Valentin Ludwig Fey, wie er eigentlich hieß, wurde 1882 als Sohn eines Spediteurs im Münchner Stadtteil Au, und zwar in der heutigen Zeppelinstraße 41 geboren. Weil seine drei Geschwister an Diphterie starben, wuchs Valentin als Einzelkind auf. Er selbst überlebte die Infektion, bekam aber in jungen Jahren Asthma und litt zeitlebens daran.
Auf Wunsch seines Vaters machte Karl Valentin nach der Schule eine Schreinerlehre und arbeitete zunächst als Tischlergeselle. Mit Gisela Royes, dem Dienstmädchen seiner Familie, ging er 1899 eine Beziehung ein, bekam mit ihr seine zwei Töchter Gisela und Berta und heiratete sie 1911.
Valentin zog es auf die Bühne und so trat er 1902 in die Münchner Komikerschule Strebel ein. Doch im gleichen Jahr starb sein Vater, woraufhin er dessen Spedition weiterführen musste. Vier Jahre später war das Unternehmen pleite und auch erste Bühnenauftritte brachten keinen Erfolg. Aber davon ließ sich Karl Valentin nicht beirren, baute aus verschiedenen Instrumenten einen Musikapparat, das sogenannte Orchestrion, und ging auf Tournee. Als er auch damit finanziell scheiterte, versuchte er, sein Geld mit Arbeiten in einer Gaststätte zu verdienen.
Valentin wird als „Skelettgiggerl“ erfolgreich
Der Gastwirt erkannte das komische Talent seines schlaksigen Mitarbeiters und ermunterte ihn, als „Skelettgiggerl“ auf die Bühne zurückzukehren. Tatsächlich gelang Karl Valentin dadurch der Durchbruch und er trat regelmäßig im „Frankfurter Hof“ in der Schillerstraße auf. Dort lernte er 1911 auch seine spätere Bühnenpartnerin und Geliebte Elisabeth Wellano kennen, die als Liesl Karlstadt bekannt wurde.
Von nun an stand Valentin erfolgreich in den Münchner Kabaretts auf der Bühne, drehte Kurzfilme und gab erste Vorstellungen im deutschsprachigen Ausland.
Als er 1931 ein eigenes Theater in der Leopoldstraße eröffnete, musste er es aufgrund behördlicher Auflagen wieder schließen. Drei Jahre später hatte er die Idee, in einem Panoptikum außergewöhnliche Dinge zu präsentieren. Dabei verschuldete er sich nicht nur selbst, sondern brachte auch Liesl Karlstadt um ihr Vermögen. Diese erlitt dadurch einen Nervenzusammenbruch und trat lange Zeit nicht mehr mit Karl Valentin auf.
In der 35 Jahre jüngeren Anne-Marie Fischer fand er eine neue Bühnenpartnerin und Geliebte und eröffnete die „Ritterspelunke“ im Färbergraben 33. Das Panoptikum mit Kabarett und Kellerkneipe lief gut.
Umzug nach Planegg
Als Valentin 1941 seine öffentlichen Auftritte beendete, verpachtete er es trotzdem und zog mit seiner Frau und der Familie seiner inzwischen verheirateten Tochter Berta nach Planegg, einem Vorort von München. Hier schrieb er weitere Texte für Schallplattenaufnahmen und Bühnenauftritte, die jedoch durch den Zweiten Weltkrieg nicht veröffentlicht wurden. Außerdem verfasste Karl Valentin Artikel für das Propagandablatt Münchner Feldpost, die den damaligen politischen Parolen so gar nicht entsprachen. Doch sie wurden tatsächlich gedruckt, was fast an ein Wunder grenzte. Karl Valentin musste sich dafür mit einem Honorar von lediglich 70 Reichsmark zufriedengeben und das war auch sein einziges Einkommen.
Durch die Kriegsereignisse änderte sich die Art seines Humors und er wirkte zunehmend melancholisch und pessimistisch, was bei seinem Publikum nicht gut ankam. Um an seine früheren Erfolge anzuknüpfen, versuchte Valentin 1947 wieder mit Liesl Karlsstadt aufzutreten. Bei einem seiner Gastspiele im Jahr 1948 erkältete er sich und bekam eine Lungenentzündung, an der er schließlich starb.
Vieles erinnert in München an Karl Valentin
Bereits 1953 wurde auf dem Münchner Viktualienmarkt ein Karl Valentin Brunnen aufgestellt und von Liesl Karlstadt eingeweiht. Bis heute ist er ein beliebtes Fotomotiv und wird regelmäßig von Fans mit frischen Blumen geschmückt. 2010 entwendeten Unbekannte die linke Hand der Skulptur, die nie wieder auftauchte, aber kurz darauf im Rahmen einer Renovierung ersetzt wurde.
Und auch in Planegg gibt es seit 1983 einen Karl Valentin Brunnen und zu Ehren des berühmten Bürgers ist jeweils eine Straße in München und Planegg nach ihm benannt.
1959 entstand durch eine private Initiative ein eigenes Museum in München. Das Valentin-Musäum, das in Gedenken an seine Bühnenpartnerin inzwischen Valentin-Karlstadt-Musäum heißt, befindet sich im Isartor und enthält neben vielen Erinnerungen auch allerlei Kuriositäten.
Seit 2007 verleiht die Karl Valentin Gesellschaft, nun in Zusammenarbeit mit der Saubande, dem Valentin-Karlstadt-Förderverein e.V., den Großen Karl Valentin Preis. Mit diesem Preis, der aus Nichts besteht, also nicht dotiert ist, soll derjenige honoriert werden, der sich ganz im Sinne Karl Valentins künstlerisch hervorgetan hat. Der erste würdige Preisträger war Gerhard Polt.
An einigen Orten wird in der bayerischen Landeshauptstadt an Karl Valentin erinnert und vor allem die Münchner schätzen ihn bis heute. Aber was kaum jemand weiß – das bayerische Komikgenie und seine Werke sind auf der ganzen Welt beliebt. So gibt es zum Beispiel Aufführungen in Rio de Janeiro, Südafrika, Mexiko, Russland und in ganz Europa, in die jeweilige Sprache übersetzt, mit größerem Erfolg und mehr Publikum als in Deutschland.
Ich selbst bin ein großer Fan von Karl Valentin. Er ist für mich ein Stück Heimat – seine ungewöhnliche Statur, die schrullige Mimik und sein hintergründiger Humor, bringt mich schon seit meiner Kindheit zum Lachen.
Bildrechte: Rechtsanwalt Gunter Fette, i. A. Urenkel-Erbengemeinschaft Karl Valentin