Karl die Große
„Dass ihr Superhelden immer übertreibt“
(Golden Ticket)
Über den richtigen Umgang mit Worten ist ja in letzter Zeit viel geredet und geschrieben worden. Was aber meint überhaupt: Richtig? Sind es die toitschen Sprachbewahrer, die Dialektschützer und cordbehosten, rüschenblusigen Zeigefingerpädagogen, die hinter jedem vergessenen Komma gleich den Untergang des Abendlandes vermuten? Oder doch diejenigen, die den grob gehäckselten und schwer verständlichen Vorstadtsprech junger Menschen zur Kunstform erhoben haben? Die dann von steinalten Verlegern zwischen zwei Buchdeckel gepresst wird und hernach für die Wahl zum „Jugendwort des Jahres“ herhalten muss, von trendgierigen Adabeis kläglich gestammelt, von Pubertierenden mitleidig belacht? Es gibt Menschen, die meinen, die wahre Sprachgewalt würde sich in einer Länge von einhundertvierzig Zeichen bemessen, unglücklicherweise hat ein anderer, nicht ganz unwichtiger Mensch beschlossen, seine staatstragende Tätigkeit mitsamt seinem nicht eben besonders weiten Horizont in jenen begrenzten Raum zu pressen und haufenweise Hass und Häme über alles und jeden auszukübeln. Und nicht zuletzt behaupten wieder andere, daß klare, direkte und unbequeme Worte das einzig richtige wären, und meinen doch nur verletzende, anmaßende und verleumderische Tiraden, hinter denen man sich dann mittels eines Avatars bequem verstecken kann. Schwierige Sache das.
Wenn das Wort also vielen als scharfe Waffe gilt, wünscht man sich dann nicht ab und an das Ungenaue, Indifferente, Rätselhafte und auch das Sanfte her? Und landet dann bei jenen, denen Sorgfalt und Achtsamkeit mit dem Text qua Berufswahl eigen sind – den Lyrikern. Und später vielleicht auch bei Karl die Große. Nicht von ungefähr nämlich hat die Leipziger Formation ganz an den Anfang ihres Debütalbums eine Textzeile von Eva Strittmatter gestellt, „Lied aus Stille“ entstammt dem Gedicht „Vor einem Winter“ aus dem Jahr 1972 (das im Original eine etwas andere Richtung einschlägt) – hier stimmt es mit warmen Tönen und tröstenden Worten auf ein Werk ein, das dem New Soul huldigt, den Jazz kennt und mag und, wenn auch selten, vor rockigen Momenten zumindest keine Angst hat. Die fein gewobenen Sprachbilder von Sängerin Wencke Wollny lassen viel Platz für Assoziationen, man soll mehr ahnen denn wissen und sich nicht allzu sicher sein, Irritationen sind gewünscht.
So kontrastieren zum Beispiel die zaghaft wippenden Takte aus „Die Stadt“ mit einem düsteren Szenario, die Menschen blau, die Straßen blutrot, Grabesstille. Später das „Hamsterrad“ des tagtäglichen, nutzlosen Mühens, die Befangenheit, gleich danach der „Sisyphos“ nach Camus im klagenden, drängenden Tonfall, das stille „Kämmerlein“, wo wir unsere Wünsche und Sehnsüchte bewachen. Besonders gelungen: „Cowboy und Indianer“ mit einem Gastauftritt von Moritz Krämer und feinem Orgelswing, beim traurig melancholischen Titelstück im Anschluss kramt manche/r vielleicht eine Filmszene aus der Erinnerung – Kirsten Dunst, tapfer lächelnd, schickt ihren Spiderman los, die Welt zu retten, und weiß doch, dass sie ihn, den Superhelden, bereits wieder verloren hat: „Go get them, tiger!“ Es sind die leisen, weichen, auch schwelgerischen Arrangements, die der Band besonders eindrucksvoll gelingen, Stücke wie „Vergiss mein nicht“, ein Lied vom Scheitern, Hoffen, Unverzagen. Eine Aufforderung, die zu befolgen man gern bereit ist. https://www.karldiegrosse.de/
13.10. Plauen, Malzhaus
21.10. Aachen, Raststätte
28.10. Magdeburg, Moritzhof
29.10. Hamburg, Kukuun
01.12. Oranienburg, Oranienwerk
02.12. Leipzig, Neues Schauspiel
13.12. Landau, Grauflächenkultivierug
15.12. Augsburg, Kresslemühle
16.12. Lindau, Kleines Zeughaus
17.12. Ulm, Sauschdall
26.01. Berlin, Privatkonzert
27.01. Dresden, Altes Wettbüro
03.03. Darmstadt, Schlosskeller
„Dass ihr Superhelden immer übertreibt“
(Golden Ticket)
Über den richtigen Umgang mit Worten ist ja in letzter Zeit viel geredet und geschrieben worden. Was aber meint überhaupt: Richtig? Sind es die toitschen Sprachbewahrer, die Dialektschützer und cordbehosten, rüschenblusigen Zeigefingerpädagogen, die hinter jedem vergessenen Komma gleich den Untergang des Abendlandes vermuten? Oder doch diejenigen, die den grob gehäckselten und schwer verständlichen Vorstadtsprech junger Menschen zur Kunstform erhoben haben? Die dann von steinalten Verlegern zwischen zwei Buchdeckel gepresst wird und hernach für die Wahl zum „Jugendwort des Jahres“ herhalten muss, von trendgierigen Adabeis kläglich gestammelt, von Pubertierenden mitleidig belacht? Es gibt Menschen, die meinen, die wahre Sprachgewalt würde sich in einer Länge von einhundertvierzig Zeichen bemessen, unglücklicherweise hat ein anderer, nicht ganz unwichtiger Mensch beschlossen, seine staatstragende Tätigkeit mitsamt seinem nicht eben besonders weiten Horizont in jenen begrenzten Raum zu pressen und haufenweise Hass und Häme über alles und jeden auszukübeln. Und nicht zuletzt behaupten wieder andere, daß klare, direkte und unbequeme Worte das einzig richtige wären, und meinen doch nur verletzende, anmaßende und verleumderische Tiraden, hinter denen man sich dann mittels eines Avatars bequem verstecken kann. Schwierige Sache das.
Wenn das Wort also vielen als scharfe Waffe gilt, wünscht man sich dann nicht ab und an das Ungenaue, Indifferente, Rätselhafte und auch das Sanfte her? Und landet dann bei jenen, denen Sorgfalt und Achtsamkeit mit dem Text qua Berufswahl eigen sind – den Lyrikern. Und später vielleicht auch bei Karl die Große. Nicht von ungefähr nämlich hat die Leipziger Formation ganz an den Anfang ihres Debütalbums eine Textzeile von Eva Strittmatter gestellt, „Lied aus Stille“ entstammt dem Gedicht „Vor einem Winter“ aus dem Jahr 1972 (das im Original eine etwas andere Richtung einschlägt) – hier stimmt es mit warmen Tönen und tröstenden Worten auf ein Werk ein, das dem New Soul huldigt, den Jazz kennt und mag und, wenn auch selten, vor rockigen Momenten zumindest keine Angst hat. Die fein gewobenen Sprachbilder von Sängerin Wencke Wollny lassen viel Platz für Assoziationen, man soll mehr ahnen denn wissen und sich nicht allzu sicher sein, Irritationen sind gewünscht.
So kontrastieren zum Beispiel die zaghaft wippenden Takte aus „Die Stadt“ mit einem düsteren Szenario, die Menschen blau, die Straßen blutrot, Grabesstille. Später das „Hamsterrad“ des tagtäglichen, nutzlosen Mühens, die Befangenheit, gleich danach der „Sisyphos“ nach Camus im klagenden, drängenden Tonfall, das stille „Kämmerlein“, wo wir unsere Wünsche und Sehnsüchte bewachen. Besonders gelungen: „Cowboy und Indianer“ mit einem Gastauftritt von Moritz Krämer und feinem Orgelswing, beim traurig melancholischen Titelstück im Anschluss kramt manche/r vielleicht eine Filmszene aus der Erinnerung – Kirsten Dunst, tapfer lächelnd, schickt ihren Spiderman los, die Welt zu retten, und weiß doch, dass sie ihn, den Superhelden, bereits wieder verloren hat: „Go get them, tiger!“ Es sind die leisen, weichen, auch schwelgerischen Arrangements, die der Band besonders eindrucksvoll gelingen, Stücke wie „Vergiss mein nicht“, ein Lied vom Scheitern, Hoffen, Unverzagen. Eine Aufforderung, die zu befolgen man gern bereit ist. https://www.karldiegrosse.de/
13.10. Plauen, Malzhaus
21.10. Aachen, Raststätte
28.10. Magdeburg, Moritzhof
29.10. Hamburg, Kukuun
01.12. Oranienburg, Oranienwerk
02.12. Leipzig, Neues Schauspiel
13.12. Landau, Grauflächenkultivierug
15.12. Augsburg, Kresslemühle
16.12. Lindau, Kleines Zeughaus
17.12. Ulm, Sauschdall
26.01. Berlin, Privatkonzert
27.01. Dresden, Altes Wettbüro
03.03. Darmstadt, Schlosskeller