Karin Jäckel – Kinder

Karin Jäckel – Kinder

In wenigen Jahrzehnten werden vier von fünf Haus­hal­ten in Deutschland aus einer bis zwei Personen be­ste­hen, die Mehrheit davon ohne Kinder. Die Politik sucht die Ur­sa­chen bei den angeblich zeu­gungs­mü­den und ge­bär­feind­li­chen Bürgern, bietet Geld gegen Baby, in­ves­tiert in Kin­der­fremd­be­treu­ung, entlastet Eltern auf höchst zwei­felhafte Weise und in zum Teil bru­tal­ster Durch­füh­rung durch be­hörd­li­che Kin­des­ent­zie­hung, schafft Arbeitsplätze in der Kin­der­fremd­be­treu­ungs­in­dus­trie und gibt dem Slogan “Arbeit macht frei” für alle Frau­en Aufwind.

An die eigene Nase – sprich die Qualität ihrer Arbeit – fassen die verantwortlichen Re­gen­ten offenbar nicht. Dabei sind politische Entscheidungen und Gesetze die wahre Ur­sache dafür, dass immer weniger der in Deutschland ganz überwiegend solide aus­ge­bil­de­ten Persönlichkeiten, die feste Vorstellungen davon haben, wie sie leben wol­len und was sie wichtig für Kinder finden, sich zur Erfüllung ihres Kin­der­wun­sches ent­schlie­ßen.

Wer Kinder großziehen will, braucht Sicherheit. Nichts kann diesen Archetypus der See­le ändern. Sicherheit in der Paarbeziehung, Sicherheit in der Eltern-Kind-Be­zie­hung, Si­cher­heit am Arbeitsplatz, Sicherheit des Einkommens, Sicherheit des Le­bens­um­fel­des über das eigene Dasein hinaus.

Was ist von den Regierungsverantwortlichen geschaffen oder geduldet worden?

Eltern dürfen sich trennen/scheiden lassen, ohne zuvor das Recht ge­mein­sa­mer Kin­der auf bei­de Eltern gesichert und garantiert zu haben. Kinder dürfen von einem El­tern­teil oder beiden Eltern getrennt werden, ohne das Recht des Kindes auf bei­de Eltern zu respektieren. Familien dürfen getrennt werden, ohne zuvor Hilfe zur Selbst­hilfe zum Familienerhalt in Anspruch nehmen zu müssen, um das Recht der Kinder auf beide Eltern zu gewährleisten.

Familie und Eltern sind dadurch zu Le­bens­ab­schnittsfamilien bzw. Le­bens­ab­schnitts­eltern abgewertet worden. Kinder zu “Verschiebeware” mit Le­bens­ab­schnitts­be­zugs­per­so­nen, zu denen auch Mutter oder Vater gehören können.

Das bedeutet Verunsicherung pur.

Eltern stehen per Gesetz unter Aufsicht des staatlichen Wächteramts. Sie ha­ben ihre Kinder im Sinne des staatlichen Wächteramts zu erziehen. Sie stehen unter Ge­ne­ral­ver­dacht des elterlichen Versagens. Die Bürger sind politisch auf­ge­ru­fen, auf­ein­an­der gut aufzupassen. Bespitzelung und De­nun­zia­tion sind po­li­tisch gewollt.

Das bedeutet elterliche Verunsicherung pur.

Kinder dürfen an Schulen unterrichtet werden, die baufällig und verschmutzt sind. Sie dürfen von Lehrern unterrichtet werden, die pädagogische Versager sind. Sie dürfen in Schulabläufe gedrückt werden, die mehr Arbeitsleistung von ihnen for­dern, als Er­wach­se­ne an der Arbeitsstelle erbringen müssen. Sie müs­sen Mob­bing und schulische Sank­tio­nen sowie Zukunftsängste aushalten. Er­brin­gen Ab­schluss­zeug­nis­se keine Best­leis­tun­gen, scheitern Be­rufs­wün­sche.

Das bedeutet Verunsicherung pur.

Jugendliche dürfen aus der Schule entlassen werden obwohl sie so schlecht ge­schult wurden, dass sie keinen oder einen so dürftigen Schulabschluss er­reich­ten, so dass sie keinen Ausbildungsplatz finden bzw. keine Ausbildung er­folg­reich ab­schlie­ßen können. Diese Jugendlichen dürfen in den Lebensalltag ge­schmis­sen und sich selbst überlassen werden, ohne dass ihnen Hilfe zur Selbst­hilfe geleistet wer­den müsste, um aus eigener Kraft Sicherheit für sich schaffen zu können.

Das bedeutet Verunsicherung pur.

Gering ausgebildete Arbeitnehmer werden ebenso gebraucht wie besser aus­ge­bil­de­te. Die gering ausgebildeten Arbeitnehmer im Inland werden zusehends durch Leih­ar­bei­ter aus dem Ausland ersetzt, die (noch) billiger arbeiten. Da­durch werden So­zial­hil­fe­be­dürf­ti­ge im Inland erzeugt und Menschen dau­er­haft in die Pers­pek­tiv­lo­sig­keit gedrängt.

Das bedeutet Verunsicherung pur.

Leiharbeit ist die Beschäftigungsform der Wahl für Arbeitgeber und die der Qual für Arbeitnehmer.

Das bedeutet Verunsicherung pur.

Junge Studenten dürfen an Universitäten unterrichtet werden, deren Aus­stat­tung er­bärm­lich ist und deren Dozenten und Professoren den Un­ter­richt le­dig­lich als not­wen­di­ges Übel betrachten, wissenschaftliche Arbeiten ihrer Stu­den­ten ohne Zitat in ei­ge­ne Ar­bei­ten integrieren, wissenschaftliche Ab­schluss­ar­bei­ten un­zu­rei­chend prü­fen und kei­ner­lei pädagogische Qua­li­tä­ten haben. Studienerfolge werden un­kal­ku­lier­bar.

Das bedeutet Verunsicherung pur.

Studienzeiten werden rententechnisch nicht angerechnet. Junge Hoch­schul­ab­sol­ven­ten dürfen von einem nicht oder schlecht bezahlten Praktikum oder Vo­lon­ta­riat ins an­de­re eingestellt werden, ohne dass daraus das Recht auf eine Fest­an­stel­lung erwächst. Sie dürfen per Zeitarbeitsvertrag eingestellt werden.

Das bedeutet Verunsicherung pur.

Wer am Arbeitsplatz nicht “fle­xi­bel” ist, kann nicht auf Karriere rechnen. Mit Kin­dern, für die man keine verbindliche Fremdbetreuung hat, gilt man nicht als “fle­xi­bel”. – Wer Frau/Mann und Kinder hat, die nicht jederzeit im Interesse des Ar­beit­ge­bers zu Um­zü­gen, auch ins Ausland und zurück, bereit sind, gilt auch nicht als “fle­xi­bel”.

Ich könnte die Liste fortsetzen. Es käme unter jedem Punkt eine neue Ver­un­si­che­rung hervor. Jede einzelne ein wichtiger Grund, sich als ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ter Mensch gegen Kinder zu entscheiden.

Dr. Karin Jäckel • Mit freundlicher Genehmigung von Frau Jäckel veröffentlicht

Bildquelle: Gerd Altmann/AllSilhouettes.com/Pixelio.de


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