Kapitulationserklärung an den guten Geschmack

Ich bin beim Telefoninterview im Fernsehen an einer Sendung hängen geblieben, die mich erst spachlos gemacht hat und nun dafür sorgt, dass ich aus dem Lachen nicht mehr rauskomme.

„Mitten im Leben“. Folgende Situation: die 188 Kilo schwere Silke ist seit 18 Monaten mit Falko, einem zahnlosen, arbeitslosen Alkoholiker zusammen. Falko war anfangs „total süß“ zu Silke. Er hat ihr gesagt, dass er sie mag. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Falko, der Silke schon um elf Uhr morgens zum Bierholen in den Keller schickt, damit „se ordentlisch apnimmt…“, beschimpft sie stets und ständig als „fette Sau“ und „wat frisste wieda wien Schäunndrescha???“. Alles in allem wird klar, warum sich Silke in die liebevolle Art von Falko verliebt hat. Auch mir fällt es schwer keine romantischen Gefühle aufkommen zu lassen.

Falko fordert, dass „Silge achtzsch Gilo apnehm muss, sonz widdas nix mit heiradn“. Als Silke mit Falko ins Schwimmbad geht, sind ihm die Blicke der anderen Badegäste derart peinlich, dass er sich vom Beckenrand aus verabschiedet mit den Worten: „du siehs aus wien Pottwal“…sprachs und schleppt seinen eigenen Plunzbauch angetrunken in die Umkleide.

Silke geht nach Hause und reagiert mit einem ausgewachsenen Fressanfall. Falko kehrt voll wie Ernst August am türkischen Pavillion heim und beschimpft sie liebevoll mit: „wie fett willse eijentlich noch wern du fette Sau?“

Silke ist verzweifelt. Um Falko versöhnlich zu stimmen, besucht sie einen befreundeten Fotografen, der erotische Fotos von Silke für Falko machen soll. Der Fotograf gibt ehrlich zu, dass es bei ihrer Körperfülle schwer wird, sowas wie Erotik auf Zelluloid zu bannen.

Gesagt, getan. Die Fotos werden ganz ok. Silke verteilt die Bilder im Hausflur und in der Wohnung und will Falko ins Bett locken, in dem sie in 13 Meter zarte Spitze gehaucht, wartet. Er sieht die Bilder, sammelt sie, während er schwer angetrunken durch den Flur wankt, ein und schleudert ihr die Bilder aggressiv ins Gesicht. Nicht ohne den Kommentar: „was isn das wieda fürne Scheisse? du weeßt doch, dass ich mia für dich schäme!!! Du wills mich imma nur mit Sex lockn. Det kannste vergessen!!!“

Bei dem Gedanken daran, wie Silke und Heiko miteinander schlafen, wird mir schlecht. Ruhig durchatmen, Dani.

Als sie ihn in einem letzten Versuch eifersüchtig machen will mit dem Freund der besten Freundin (in Falkos Lieblingskneipe), geht der Plan auf. Er rastet aus, bedroht den vermeintlichen Konkurrenten und nimmt das zur Gelegenheit sich mal ordentlich volllaufen zu lassen.

Als ihm am nächsten Tag bewusst wird, dass er seine Silke verlieren könnte, und er nie wieder eine Blöde finden wird, die sein zahnloses, Restzahngebiss-in-dezentes-aber-schlecht-riechendes-Parodontosegelb-verbleibendes, arbeitsloses, alkoholkrankes, beleidigendes, nicht wirklich attraktives Selbst akzeptieren, geschweige denn lieben könnte, macht er ihr vom Balkon des örtlichen Rathauses einen Heiratsantrag per Megaphon:

„Du bist mei Traumfrau. Willse mich heiratn?“ säuselt er gefühlvoll, … nee voll wie ne Haubitze in das Gerät.

Sie – vollständig von der Erotik gepackt – schluchzt: „JAAAAAAAAAAA“

Oh mein Gott, sollte ich je so enden, kann mir dann bitte jemand einen bis an den Rand mit Schrauben gefüllten Sack mit voller Wucht an den Kopf hauen, bitte???

Wie verzweifelt muss man sein, wenn man so einen Vollhorst heiraten will???

So, genug gesehen. ich hab Hunger. Geh dann mal was essen ;-)



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