Kapitalismusflüsterer und Wirtschaftsversteher

Von Modesty

Das Kapitalismusflüsterer Heiner Flassbeck erklärt in der FTD, warum die Ökonmomen die Welt nicht verstehen: Die Wirtschaft kommt nach der großen Krise von 2008 nicht in Gang, weil die Kleingeister, die aus parteipolitischen Gründen Wirtschaftsminister werden, nun einmal ökonomische Laien sind, die nur nachplappern, was die ebenfalls nicht besonders großgeistigen Wirtschaftsexperten ihnen vorsagen. Und die sagen in der Tat weder Geistreiches, noch Neues. Es gibt im Grunde nur eine Erklärung: Die globale Schuldenkrise ist schuld. Die lähmende Angst vor der Inflation. Deshalb kommt trotz der Milliarden, die mit Aufbauprogrammen und Rettungspakenten in die Märkte gepumpt werden, kein selbsttragender Aufschwung in Schwung. Und, das weiß ein jeder, ohne Aufschwung macht der Kapitalismus nur sehr wenigen Spaß.

Der Wirtschaftsexperten-Experte Flassbeck hat aber eine bessere Antwort parat: Der private Konsum fehlt. Hat man irgendwie auch schon mal gehört, aus linken SPD- und Gewerkschaftskreisen. Aber sei’s drum. Die Leute in den großen Volkswirtschaften USA, Japan und dem Euoraum haben seit Jahrzehnten keine Lohnerhöhungen mehr bekommen. Jedenfalls keine, die nicht sofort von ohnehin herrschenden Normalinflation aufgezehrt wurden. Im Gegenteil, die Löhne sinken angesichts der weiterhin hohen Arbeitslosigkeit.

Mit Finanz- und Geldpolitik allein lasse sich kein Wachstum bewerkstelligen erklärt Flassbeck, man hätte auch mal irgendwas für den privaten Konsum tun müssen. Denn die Wirtschaft, das sind ja irgendwie wir alle. Nicht nur Banken und Großkonzerne. Weil aber der durchschnittliche Verbraucher eher weniger in der Tasche hat, kann er nicht mehr konsumieren, sondern weniger. Tja so ist das mit Angebot und Nachfrage. Ohne Nachfrage nützen die schönsten Angebote nichts. Unglaublich, dass die Mehrheit der Ökonomen so einfache Dinge nicht versteht!

Der Experten-Experte empfiehlt Kollegen und Politikern diese Zusammenhänge schnell zu begreifen und und über eine staatlich koordinierte Lohnpolitik „Voraussetzungen für potitive Einkommenserwartungen wiederherzustellen“, damit man „auf die Rückkehr alter zyklischer Muster hoffen“ könne. Ansonsten ginge es dem Rest der Welt wie Japan, das schon seit Jahrzehnten am Rande der Krise vor sich hin dümpele.

Mal ganz abgesehen von der praktischen Frage, wie Heiner Flassbeck die Unternehmen dazu bringen will, ihren Arbeitern mehr zu zahlen – oder die Politik, im öffentlichtlichen Sektor zur Abwechslung mal wieder attraktive Lebenszeitstellen zu schaffen statt Ein-Euro-Jobs – er stellt lediglich in Aussicht, dass man trotz aller Anstrengungen in diesem Bereich auch nur darauf hoffen könne, dass es vielleicht wieder so würde wie früher („alte zyklische Muster“). Das ist eine ziemlich erbärmliche Aussicht, wenn auch bezeichnend: Was sollen sich die Ökonomie-Experten oder Okönomen-Experten auch sonst wünschen? Sie haben ja bereits das beste aller Systeme. Blöd nur, dass es sich als gar nicht mal so gut entpuppt.

Denn auch bei den vorgeblichen Menschenfreunden unter den Ökonomen geht es ja nicht darum, den Menschen mehr Geld in die Hand zu geben, damit sie sich alles kaufen können, was sie so brauchen, denn dafür ist der Kapitalismus noch nie da gewesen, sondern damit der Kapitalismus aus der Krise kommt. Mehr Lohn ist in diesem Fall quasi ein Kollateralschaden, den man in Kauf nehmen müsse, um aus der Krise zu kommen. Wenn die Konjunktur dann wieder brummt, kann man sich in Ruhe wieder um die Gewinnoptimierung kümmern. Und damit müssen bekanntlich nicht alle glücklich sein.