Killing Butterflies
M. Anjelais
Chickenhouse, 2014
978-3551520715
16,99 €
Sphinx und Cadence kennen sich seit frühester Kindheit und wachsen fast wie Geschwister auf. Sie – freundlich, aufgeschlossen, ganz normal. Er – charismatisch, attraktiv, extrem begabt. Sie öffnet Herzen. Er tötet Schmetterlinge. Sie ist arglos, er gefährlich. Und doch kommen beide nicht voneinander los.
Sphinx und Candence sind Namen, die ich meinen Kindern nicht geben würde. Aber das ist schließlich Geschmackssache. So exzentrisch wie ihre Namen sind, so unterschiedlich sind die beiden. Während an Sphinx nur der Name aufregend ist, ist Candence der Überflieger und Exzentriker par excellence.
Wenn ich seinen Namen gelesen habe, dachte ich immer, ich habe ein Mädchen vor mir. Dieser Umstand verwirrte mich auch noch auf Seite 300. Er ist gefährlich, aber es gibt auch Momente, da könnte der Leser ihn verstehen. Diese Momente sind es, die ich im Buch sehr mag.
Die beiden Mütter spielen eine gewisse Rolle, denn sie haben das Leben ihrer Kinder bestimmt. Eine Aussage im Kindesalter wird auch ihren Kindern fast zum Verhängnis. Eine Mutter hat sogar einen Ehemann, den der Leser aber fast nicht wahrnimmt. Meist ist er dafür da, zu sagen: “Komm nach Hause.”
Candence und Sphinx sind wirklich ausführlich beschrieben und ich habe gemerkt, dass sie der Autorin wirklich sehr, sehr wichtig sind. Mit keiner anderen Figur hat sie sich so viel Mühe gegeben.
Zwei beste Freundinnen – eine Zukunftsaussicht und später zwei Kinder. Die Kulisse verschiebt sich im Laufe etwas, denn die eine Freundin wohnt mit Kind in Amerika, die andere in England. Von beiden Ländern erfährt man nichts. Auch hält sich die Autorin überhaupt nicht mit Beschreibungen auf. Es ist als würden die Protagonisten in einer Blase leben, die so schlicht ist, dass sie keiner anderen Beschreibung bedarf.
Es geht um die etwas kranke Beziehung zweier Jugendlicher. Dabei ist Sphinx, die eher unscheinbare Mitläuferin, die Candence bewundert anblickt. Er aber spielt mit ihrer Abhängigkeit. Dies tut er sogar schon als Kind.
Der Leser wird dabei immer tiefer in seine Gedankengänge hinab gezogen. Doch am Anfang ist alles so wage, dass man ihn gar nicht mögen kann. Er ist gemein, hinterhältig und bringt die kleine Sphinx schon früh zum Weinen. Wer da auf wessen Seite steht, ist offensichtlich. Ich bin von Anfang an für das Mädchen und möchte sie oft von Candence wegreißen.
Es ist ein Psychogramm, eines sehr gestörten Menschen. Leider weist es einige Schwächen auf. Es fehlen mir Bezüge zu einem Leben, dass Candence führt, wenn er gerade nicht malt. Was hat er davor gemacht? Gab es andere Freunde in seinem Leben und andere komische Momente?
Während Sphinx ein recht ausformuliertes Leben hat, fehlt mir bei dem Jungen der Zugriff. Außerdem ist das Buch über einige Seiten recht langweilig. Je näher die Geschichte dem Ende kommt, desto weniger spannend ist sie. Es wird vorweggenommen, was wir vielleicht nicht wissen wollen. Zum Schluss kann ich auch die Rechtfertigungen der Mutter nicht mehr ertragen, die versucht das Verhalten ihres Sohnes zu erklären.
Das Coverbild entspricht fast der Originalausgabe. Das Bild hat mich irgendwie fasziniert und ich wollte wissen, was es damit auf sich hat. Leider ist die Entdeckung nicht so gut, dass ich überrascht war.
Diesmal hat mir auch die Stelle, die ich im Buch aufschlagen soll, um einen Einblick zu bekommen, nicht gefallen. Bei anderen Chickenhousebüchern bin ich sonst immer ganz glücklich damit gewesen.
Am Ende wusste ich nicht, was das Buch mit dem letzten Satz sagen wollte. Ich überlege immer noch und fühle mich nicht schlau. Aber auch sonst hat die Geschichte mir an vielen Stellen nicht gefallen. Die Idee ist gut, die Manipulation tatsächlich möglich, aber ich hatte mehr erwartet.