Trauer und Traurigkeit sind ja zwei Zustände, die wir Menschen gerne vermeiden. Dabei ist jede Trauerreaktion eigentlich darauf ausgelegt, uns zu helfen, einen Verlust zu akzeptieren und zu überwinden – in welcher Geschwindigkeit wir das auch tun und welche Zeit wir auch dazu brauchen mögen. Und dabei geht es auch nicht darum, etwas vollständig zu verarbeiten oder einen kompletten Abschluss zu finden, meistens bleibt eh ein Stück Wehmut, ein Stück “schade” in uns zurück, das uns immer wieder erinnert und berührt. Und dennoch sind wir in der Lage unser Leben weiterzuführen.
Trauer macht genau!
Untersuchungen haben mittlerweile gezeigt, dass Menschen in einem Zustand der Traurigkeit auch weniger zu Erinnerungsverfälschungen neigen und insgesamt genauer in der eigenen Wahrnehmung, aber auch in der Wahrnehmung anderer Menschen werden. Dabei ist Trauer eine Stressreaktion und der Versuch von Psyche und Körper mit der “Bedrohung” fertig zu werden. Deshalb gilt auch hier – jeder trauert anders, sowohl von der Zeit als auch von der Intensität.
Vielleicht dazu ein kleines Ritual: Nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit und denken Sie zurück, an die ganzen unvermeidlichen Verluste, die wir in unserem Leben erleiden und erleiden müssen. Denken Sie an die, die Ihnen bewusst geblieben sind. Und erlauben Sie sich in diesem Zustad auch offen für die Verluste zu sein, die Ihnen bisher gar nicht so offensichtlich waren. Bleiben Sie dabei und nehmen Sie sie nur wahr. Jeden einzelnen. Und kommen Sie nach den 5 Minuten wieder zurück ins Leben. Vielleicht ist da auch das eine oder andere “Schade” mit dabei. Eine Ritual, das immer wieder dazu einlädt, auch auf diese Verluste zu schauen, die genauso zur eigenen Biografie gehören, wie die schönen und freudigen Seiten des Lebens. Und mit der Zeit werden Sie merken, dass beide Seiten ihren Platz haben. Gleichzeitig.
