Die Frau, die Sterne fing
Amy Brill
Kindler, 2014
978-3463406329
22,95 €
Flipintu
Die 24-jährige Hannah führt auf Nantucket Island ein streng geregeltes Leben. Ihre kleine Quäkergemeinde lebt hauptsächlich vom Walfang, und seit auch ihr Zwillingsbruder auf See ist, fühlt sich die wissbegierige junge Frau einsamer denn je. Tagsüber arbeitet sie in einer Leihbücherei, nachts aber widmet sie sich voller Eifer der Astronomie, die ihr Vater sie gelehrt hat. Sie hofft, eines Tages einen neuen Kometen zu entdecken und damit als anerkannte Wissenschaftlerin zu gelten. Eines Tages klopft es an ihre Tür: Ein Matrose braucht ihre Hilfe …
Hannah soll eine starke Frau sein und wenn sie mit ihrem Vater redet, ist sie das auch. Sie vertritt ihre Meinung, wenn auch manchmal sehr leise und unbedarft. Ist sie Lehrerin, wirkt sie sehr resolut und man merkt, dass sie wirklich viel weiß. Trotzdem wird sie oft unterdrückt und andere Figuren sagen Sätze, die sie unterdrücken ohne so offensichtlich zu sein. Es ist nicht so, dass ich ihr Verhalten nicht verstehe, wenn sie mal wieder meint, sie sei nur ein kleines Licht am Horizont. Aber schade ist es dann schon.
Ihren Vater mag ich aber auch, denn er verkörpert einen Mann, der mitten im Leben steht, der immer nur das Beste will, aber vieles falsch macht. Auch die anderen Männer: Hannahs Bruder, Hannahs ehemaliger Lehrer und später ihr Matrose verkörpern die starke Welt des männlichen Geschlechts.
Nantucket ist wirklich gut beschrieben. Außerdem gibt es im Buchdeckel eine schöne historische Karte. Ich konnte mir nicht immer alles vorstellen, weil die Gebäude wirklich sehr alt waren und Nantucket eine ergreifende, alte Geschichte hat. Aber Hannah hat sich Mühe gegeben, sodass ich manchmal durch ihre Augen sehen konnte.
Beim “Gemeinsamen Lesen” am Dienstag, sollte ich das Buch in 5 Adjektiven und 5 Nomen beschreiben. Damals schrieb ich das:
“Das Buch ist:- lehrreich
- zäh
- etwas langweilig
- umständlich
- fraulich
Es ist auch ein Buch über:
- Astronomie
- Emanzipation
- Dorfleben
- Wissenschaft
- Selbstverwirklichung”
Und bei dieser Beschreibung ist es größtenteils auch geblieben. Hannah führt ein streng geregeltes Leben. Nantucket ist ein eigener, kleiner Mikrokosmos. Immer wieder ist es einfach nur Dorfleben: Der eine, sagt das über wen anders. Hannah hat es nicht leicht, denn ihre Bildung ist ihr wichtig und Dinge, die nur Männer machen dürfen, sind ihr ein Graus. Sie will hinaus in die Welt, sie will einen Stern entdecken und sie will einfach nur sie selbst sein.
Es ist eine Geschichte über die Verwirklichung von Träumen. Und Hannah hat es wirklich gegeben, nur hieß sie im wahrem Leben anders. Noch eine Sache, die ich nicht verstehe. Warum musste ihr Name geändert werden? Dass sich die Welt für uns Frauen geändert hat, ist schön. Und Hannah ist eine von uns, die sich schon früh Gedanken gemacht hat, warum Frauen nicht das schwache Glied der Gesellschaft sind.
Ich habe auch einiges über Nebel, Sterne und Sternwarten gelernt. Dieses Wissen war aber leider sehr trocken dargebracht, sodass ich keine Lust hatte, mich auf einen Lehrstuhl zwingen zu müssen. Auch die Verbindung zwischen Emanzipationsdenken, Liebesgeschichte und Wissenschaft war manchmal sehr holprig und las sich wie ein Rezept. Es fehlte mir die Würze, auch wenn die Autorin versucht hat, sie durch eine Liebesgeschichte hineinzubringen.
Als wirklich störend empfand ich den stotterneden Matrosen, der Hannahs Sprache nicht sehr gut kann. Dies ist im eigentlichen kein Problem. Aber wenn ich eine Person einführe, die wirklich nicht vernünftig sprechen kann, sollte ich das als Autorin auch durchhalten. Mich hat gestört, dass der Matrosen im entscheidenden Gespräch ohne Fehler reden kann. Somit wirkt er unglaubwürdig.
Die Frau auf dem Bild verkörpert für mich alles. In dem Buch geht es um eine Welt, die wir Leser nicht kennen. Sie sieht aus, als lebe sie in einer strengen Welt. Das Zeitalter lässt sich an der Laterne festmachen. Die Welt um sie herum ist wunderschön. Das Cover ist wirklich sehr schön und passend zum Inhalt.
Es sind die vielen Widersprüche, die mir nicht gefallen haben. Die Autorin kann zwar erzählen, aber dabei bildet sich kein Lesefluss, es wirkt sehr starr und das hat mich am Ende wirklich gestört.