Kanji lernen – So geht’s schnell und einfach!

2.136 - So viele Kanji braucht man, um im japanischen Alltag zurechtzukommen. Japanische Kinder lernen diese in den ersten zehn Schuljahren, damit sie für Abitur und Universitäten bereit sind. Doch wie soll ein Ausländer all diese Kanji lernen?

In Japan sehen Kinder im Alltag ständig irgendwelche Kanji, weshalb sie bereits an die Bedeutungen gewöhnt sind. Doch wir Ausländer müssen alles neu erlernen - Bedeutung, Aussprache und Schreibweise. Wenigstens müssen wir nicht die über 50.000 existierenden Kanji lernen, denn im japanischen Alltag werden laut Bildungsministerium nur 2.136 Kanji benutzt. Dies sind die sogenannten Jōyō-Kanji.

Was sind Kanji?

Eine kurze Einführung in die Welt der Kanji. Kanji sind Schriftzeichen und kommen ursprünglich aus China. Sie wurden wohl zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert nach Japan gebracht und übernommen. Kanji haben für sich allein eine Bedeutung. Für schwierigere Wörter können auch mehrere Kanji zusammengefügt werden, um eine neue Bedeutung zu erhalten. Außerdem nutzen Japaner Kanji in Kombination mit ihren beiden Silbenalphabeten, dem Hiragana ( Lern-Link) und dem Katakana ( Lern-Link), um Sätze zu bilden.

Kanji werden wie beim Baukastenprinzip aus Einzelteilen zusammengebaut. Diese Einzelteile sind in zwei Gruppen eingeteilt. Radikale sind die Bestandteile, die dem Kanji die Bedeutung geben, bzw diese in eine Kategorie einordnen lassen. Der andere Teil (meist rechts) hilft bei der Lesung. Eine Liste aller Radikale inklusive Bedeutung findest du hier. Die Bedeutung dieser Radikale spielt eine wichtige Rolle in der Memorisierung der Bedeutung des Kanji. Dazu später mehr.

Kanji werden durch Striche geschrieben. Dabei kann es von einem Strich für ein Kanji bis zu dreißig Striche benötigen wie bei 驫. Die Reihenfolge, in der man die Striche setzt, ist dabei immer zu beachten.

Jedes Kanji hat außerdem zwei Lesungsarten. Einmal die On-Lesung und dann auch die Kun-Lesung. Grob gesagt, nutzt man die Kun-Lesung, wenn das Kanji alleine steht und die On-Lesung, wenn es eine Gruppe von Kanji ist. Doch hier gibt es leider Ausnahmen, weshalb im Zweifelsfall auch das schiefgehen kann.

Die richtige Methode zum Lernen finden

Wenn man diese über 2.000 Kanji lernen will, braucht man echtes Durchhaltevermögen. Man muss die Strichreihenfolge schreiben können, die Bedeutung auf Anhieb wissen und auch die Lesungsarten im Kopf behalten. Und hier stellt sich die Frage: Wie geht man die Sache wohl am besten an?

Man kann sich natürlich einfach ein Lernbuch wie das Minna no Nihongo Kanji Workbook holen und dort stumpf die Kanji immer wieder schreiben und nebenbei die Bedeutung und Lesung erlernen. Diese Methode wird im Studienfach Japanologie gerne genutzt. Oder man nutzt die Genki-Bücher, die ebenfalls gerne im Studium benutzt werden.

Eine andere Methode ist, sich japanische Kinderbücher zu holen und diese zu lesen. Bei jedem Kanji ist dabei die Hiragana-Lesung oben zu sehen, auch Furigana genannt. Man muss also schon Hiragana können, um diese Methode zu nutzen!

Eine weitere Methode ist die Nutzung von Lernkarten. Hier ist Anki die beste Wahl. Ein kostenloses Programm, das dir digitale Lernkarten zum Eintrichtern der Kanji anbietet. Hier gibt es verschiedene Lernkarten-Pakete, die man online finden und herunterladen kann. Und somit kommen wir zur wahrscheinlich besten Methode.

Mit der Heisig-Methode Kanji lernen

James Heisig ist Autor mehrerer Bücher zum Erlernen von Kanji. In diesem Büchern lehrt er Menschen seine recht simple Methode. Denn er geht hierbei einzig auf die vorhin erwähnten Bestandteile der Kanji ein. Und zwar zählt er einfach jedes Bestandteil des Kanji als Radikal und gibt somit allen Elementen eine Bedeutung. Mittels dieser Bedeutung der Radikale bastelt er Eselsbrücken, um die Bedeutung des Kanji zu erklären. Kanji sind für Eselsbrücken ideal, da die meisten sowieso leicht mittels der Radikale erklärt werden können.

Mit der Heisig-Methode kann man also schnell und einfach die Bedeutung der Kanji erlernen. Natürlich fehlt dann noch immer die Lesung und die Schreibweise, aber die kann man nach und nach dazu lernen. Die Bedeutung zu erlernen ist nämlich der größte Part und erleichtert das Verstehen immens. Wir haben dir mal ein paar Beispiele vorbereitet:

Kanji lernen – So geht’s schnell und einfach!

Das Kanji für Zeit kommt oft im japanischen Alltag vor. Die Eselsbrücke ist im roten Bereich zu sehen und die Radikale sind darüber auf der rechten Seite mit den Bedeutungen. Links ist präsent in rot das Kanji mit der Bedeutung zu sehen.

Kanji lernen – So geht’s schnell und einfach!

Das Radikal 十 bedeutet offiziell zwar nicht Nadel, aber mit der Heisig-Methode kann man schon mal ein wenig tricksen und erfinderisch sein. Das Radikal für Punkt wird in der Eselsbrücke übrigens genutzt, um den Punkt am Ende von Dr zu packen! (Dr.)

Kanji lernen – So geht’s schnell und einfach!

Falls die Eselsbrücke nicht genau genug erklärt, hier noch ein ausführlicherer Versuch. Du musst diverse (am besten 10?) Studienfelder erkunden, um am Ende dein Spezialgebiet bzw. deine Spezialität zu finden.

Kanji lernen – So geht’s schnell und einfach!

Die Eselsbrücke ist ein wenig seltsam im Deutschen, da Heisig alles auf Englisch entwickelt hat. Man könnte auch sagen, dass der Staubkorn im Wind nichts Besonderes ist, also bestenfalls mittelmäßig. Denn im Wind gibt es viele Staubkörner.

Ein tolles Beispiel für die Heisig-Methode. Das Wort für mögen oder lieben besteht aus zwei Personen, zwischen denen immer Liebe existiert.

Und zuguterletzt mein Lieblingskanji der Heisig-Methode. Das Kanji 世 hat mehrere Bedeutungen, doch eine davon ist Generation. Und eine Generation dauert grob 30 Jahre. Das Kanji besteht aus dreimal dem Radikal 十, was 10 bedeutet. Die beiden unteren horizontalen Striche könnte man hier als ein Pluszeichen sehen, sodass das Kanji 10+10+10 bedeutet. Noch nicht 100% klar?

Also, wenn du zuerst den oberen horizontalen Strich machst, der alle Zehnen verbindet, und dann von rechts nach links gehst, würde folgendes Passieren. Der erste Strich (10) und dann der horizontale zweite Strich (+), dann der mittlere vertikale Strich (10) und der untere horizontale Strich (+) und dann der linke vertikale Strich (10). Zusammen ergeben sie 30 also die Dauer einer Generation. Genial, oder?

Die Heisig-Methode nutzen

Aber wie kannst du nun die Heisig-Methode erlernen? Ganz einfach! Lade dir erstmal kostenlos Anki für den PC herunter () und installiere es. Nun gehst du auf diesen Link und lädst das kostenlose Kanji-Pack mit den Heisig-Erklärungen herunter. Dann öffnest du Anki und gehst auf Datei-> Import und wählst das Kanji-Pack aus, was du eben heruntergeladen hast. Nun importiert Anki alle 2.200 Karten (ein paar mehr als nötig) und du kannst loslegen. Klicke einfach auf den Stapel „01 NihongoShark.com: Kanji" und es beginnt.

Bitte beachte, dass anfangs nur 20 Karten pro Tag neu erlernt werden können. Willst du das Pensum erhöhen, kannst du auf das „Stapel" gehen und das Zahnrad rechts von „01 NihongoShark.com: Kanji" anklicken und auf Optionen gehen. Da gibt es verschiedene Einstellungen, unter anderem die Anzahl neuer Karten pro Tag.

Leider gibt es diese Methode noch nicht für die App-Version von Anki!

Die Japaniac × Kanji-Challenge

Nun hast du die Werkzeuge, um schnell und einfach Kanji zu lernen. Doch ohne Anreiz wäre das ja nichts. Wir fordern dich heraus, in 2 Monaten alle Kanji 2.136 zu erlernen!

Dafür musst du das Tageslimit beim Anki-Stapel auf 35 Kanji setzen und jeden Tag 35 neue Kanji erlernen. Natürlich musst du dabei auch die alten wiederholen, um sie dir einzuprägen. Wenn du das durchziehst, hast du innerhalb von 61 Tagen alle wichtigen Jōyō-Kanji gemeistert und kannst praktisch eine japanische Zeitung grob verstehen. Natürlich kannst du dein Tageslimit auch auf 10 oder 20 Kanji setzen. Das ist vollkommen in Ordnung. Wichtig ist, dass du es am Ende schaffst, alle Kanji zu erlernen.

Wenn du die Challenge gewonnen hast, nutze doch das offizielle Hashtag #KanjiChallenge, um deinen Erfolg zu posten. Dann können wir dir auch gratulieren! 🙂

Nachteile der Heisig-Methode?

Es gibt auch Kritiker der Heisig-Methode, was man durch eine schnelle Google-Suche leicht erkennen kann. Und zwar wird bemängelt, dass Heisig den Kanji immer nur eine Bedeutung gibt, damit die Eselsbrücken funktionieren. Zum Beispiel bedeutet das Kanji 私 bei ihm „privat", obwohl es oftmals auch als das Personalpronom „ich" verwendet wird. Grund ist hierfür, dass es viele Kanji mit der Bedeutung „ich" gibt und Heisig keine Verwirrung stiften wollte.

Doch Fakt ist, dass Kanji oft mehrere unterschiedliche Bedeutungen haben, was beim Einprägen der Kanji nicht gelernt wird. Verteidiger der Methode halten dagegen, dass Anfänger generell nicht alle Bedeutungen eines Kanjis direkt erlernen, sondern weitere Übersetzungen im Laufe der Jahre aufschnappen.

Ein weiterer Nachteil ist laut Kritikern, dass man nur die Bedeutung und die Schreibweise lernt, aber nicht On- und Kun-Lesung. Das ist jedoch Ansichtssache und hängt von der Person ab, die die Methode einsetzt. Wer mehr Zeit aufwenden möchte, kann direkt die Lesungsarten mit erlernen. Und auch sonst kann man dieses Problem durch Leseübungen von Zeitungen etc. im Laufe der Zeit beseitigen.

Wichtig ist für Heisig nur, dass man die Kanji schnell einer Bedeutung zuordnen kann. Der Rest wird im Nachhinein gelernt und soll somit vereinfacht werden.

Kennt ihr schon unsere mobile App? Mit ihr könnt ihr nun auch unterwegs alle Neuigkeiten bei Japaniac nachlesen.

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