Montagmorgen kamen Kollegen in unser Büro und fragten mich, ob es schwarze Wildkaninchen gäbe. Die Fragestellung machte mich stutzig und so erfuhr ich, das auf dem angrenzenden Parkplatz unserer Firma ein schwarzes Kaninchen gesehen wurde. Es war noch früh und der Parkplatz demnach noch nicht voll besetzt und so gingen wir zu dritt auf die Suche nach dem Langohr. Es dauerte nicht lange und wir sahen es … ein schwarzes Zwergkaninchen. Er schien keinerlei Angst zu haben, ließ sich aber auch nicht einfangen. Ich entschied mich mit dem Tierheim in Verbindung zu setzen und ging davon aus, dass Mitarbeiter dieser Einrichtung das Tier einfangen würden, aber so einfach war es dann nicht. Ich wurde zunächst an eine spezielle Telefonnummer der Feuerwehr verwiesen. Dort erfuhr ich, dass diese nur kommt, wenn das Tier bereits “festgesetzt” wurde, dann würde es in´s Tierheim gebracht. Ja hallo? Wenn ich das Kaninchen eingefangen bekäme, wäre ich auch selber in der Lage es im Tierheim abzugeben. Die Feuerwehr verwies mich weiter an das Ordnungsamt. Dort teilte man mir mit, dass sie nicht zuständig seien, wenn keine Gefahr bestünde. Ich sagte, klar besteht Gefahr – für das Kaninchen, denn der Parkplatz umfasst mal locker eben 186 Stellplätze. Man bat um Verständnis und verwies mich wieder an das Tierheim, bei dem ich dann auch sofort wieder anrief. Man wollte gerne helfen, aber das Personal sei knapp, uns wurde aber angeboten uns einen Kescher zu leihen. Ich versprach, in der Mittagspause erneut zu versuchen, das Kaninchen einzufangen und wir wollten in Kontakt bleiben …
Dies geschah dann auch und auch die Kollegen wurden mehr, die dabei halfen. Wir bedienten uns Decken und Körben und da der Hoppler sich unter den Autos versteckte lag ich die halbe Zeit neben denselben und versuchte ihn zu greifen. Mehrfach war ich mit meiner Hand ganz nah an ihm dran, schaffte aber nie ihn richtig zu packen. Es war sehr warm und um das Tier nicht unnötig zu stressen brachen wir ab und eine Kollegin fuhr in´s Tierheim und holte den Kescher. Nach Feierabend versuchten wir es erneut, aber der Kescher erwies sich für das Einfangen unter einem Auto als sehr unhandlich, da zu groß. Der schlaue Bursche wusste ganz genau, an welcher Stelle er sich lang machen und sogar putzen und vor sich hin mümmeln konnte.
Ich telefonierte erneut mit dem Tierheim und wir vereinbarten, dass der Kescher in´s Tierheim zurück gebracht werden sollte und abends wollten Mitarbeiter dann eine Lebendfalle aufstellen und mir mitteilen, an welcher Stelle, damit ich sie am nächsten Tag kontrollieren konnte. Das Tierheim bekam dafür meine Handynummer und ich gab für den Tag auf …
Abends rief dann die Kollegin an, die den Kescher zurückgebracht hatte. Man hatte ihr die Lebendfalle mitgegeben und wir sprachen uns ab, an welcher Stelle das Teil strategisch sinnvoll aufgestellt werden könnte … und ich war gespannt auf den nächsten Morgen.
Pünktlich kurz vor sechs war ich am Parkplatz und musste feststellen, dass es noch stockdunkel war und ich keine Taschenlampe hatte. Also erstmal in´s Büro und abwarten, bis man ein wenig mehr sehen konnte. Um zwanzig vor Sieben ging ich nachschauen und die Falle war … leer. Auch konnte ich das Kaninchen nirgendwo entdecken. Es regnete stark und so gab ich erstmal wieder auf. In der Mittagspause entfernten wir dann den Salat vom Vortag aus der Falle und ersetzen ihn durch klein geschnittene Möhre und Apfel. Es kübelte wie aus Eimern und ich war mir sicher, der kleine Stinker saß trocken unter einem der vielen Autos und beobachtete uns. Bevor ich nach Hause fuhr schaute ich noch einmal nach der Falle, aber es hatte sich nichts getan. Ebenso heute morgen. Jetzt habe ich von Zuhause Kaninchenpellets mitgebracht um das Futter in der Falle erneut austauschen zu können.
Hunger kann der Zwerg eigentlich gar keinen haben, denn zwischen den einzelnen Parkbuchten wächst Gras und Löwenzahn en masse. In meinem Auto liegt mein Kescher und ein Freigehege und wenn die Aktion “Lebendfalle” weiterhin keinen Erfolg zeigt werden wir uns nach Feierabend oder am Wochenende treffen und weitere Maßnahmen ergreifen. Das Kaninchen scheint sich auf dem Parkplatz sehr gut aus zu kennen, zeigt keinerlei Angst, hat aber scheinbar auch nicht vor sich seiner Freiheit berauben zu lassen. Wir bemerkten, dass er (oder sie?) am Hals eine Zubildung hat, nach einer (sogenannten) “Fettschürze” sieht es leider nicht aus. Wer weiß, vielleicht ist genau das der Grund, warum dieses Zwergkaninchen nun einen Parkplatz als sein Zuhause ansieht? Wir bleiben dran …