Die Reise nach Kanada ist beschlossene Sache und Melody ist an Bord. Caroline verbringt den gesamten Juni im Internet und plant wie eine Besessene die Details der Route und Unterkünfte. Wir wollen mit dem Auto fahren und auf dem Hinweg in Greenville (South Carolina) und Atlantic City (New Jersey) und auf dem Rückweg in Boston und Southport (North Carolina) Halt machen. Einerseits halte ich uns für komplett bescheuert weil das insgesamt fast 7.000 Kilometer sind. Andererseits sind die drei Mädels im Jeep auf dem Weg nach Weitweg ein Klischee der amerikanischen Popkultur, das ich unbedingt ausleben will. Road Trip!
Die Hütte am Strand ist gebucht, die Pässe beantragt, der 21. Juli rückt näher und näher und Carolines Füße werden kälter und kälter. Ob es wohl eine gute Idee sei, einen Mann zu besuchen, dem sie seit fast 20 Jahren nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hat? Was, wenn trotz all der intellektuellen Kompatibilität Schrägstrich Seelenverwandtschaft die Chemie nicht stimmt? Ich tue mein Bestes, sie zu beruhigen. Schließlich ist die Kreditkarte für die Anzahlung der Hütte belastet. Wir fahren. Wenn ihr euch nicht so gut versteht wie erwartet, schlage ich vor, dann unternimmst du eben mehr mit uns und wir machen einen Frauenurlaub draus. Das ist eine gute Idee, findet sie. Ohnehin wolle sie viel Zeit mit uns verbringen und sich alleine für einen Kerl solche Umstände zu machen sei nie schlau. Die Reise, reden wir uns ein, dreht sich also nicht ausschließlich um ihn – abgesehen davon, dass sie sich in Wahrheit ausschließlich um ihn dreht.