Kampf um das Zuhause

Erstellt am 24. Oktober 2013 von Stefanliebich

Sie sind nicht mehr die Jüngsten, und Straßenkampf ist auch nicht das, was sie sich so fürs Alter erträumt haben. Aber seit der Eigentümer ihrer Wohnanlage an der Belforter Straße in Prenzlauer Berg beschlossen hat, einen Teil ihrer Wohnungen zugunsten eines Luxusneubaus abzureißen und die Grünanlage für eine Tiefgarage umzupflügen, wollen sie dem Treiben auch nicht einfach nur tatenlos zusehen. In einer Septembernacht machten sie sich also daran und drapierten an den Bäumen weiße Kreuze und Tafeln mit Aufschriften wie „“Alle Bäume sollen weg für Luxuseigentümer“ und „Kein Abriss von Wohnraum für Luxuswohnungen“. Es sind vor allem ältere Menschen, die hier engagiert zu so unkonventionellen Mitteln greifen und sie haben in ihrem Tun Vorbilder. In der Stillen Straße in Pankow haben Seniorinnen und Senioren im vergangenen Jahr ihren Treff kurzerhand besetzt, nach dem das Bezirksamt Pankow die Schließung und den Verkauf des Hauses über ihre Köpfe hinweg beschlossen hatte. Stefan Liebich war damals einer der ersten, der sich mit den aufmüpfigen Alten solidarisierte. Der Widerstand fand enormes Echo, und führte tatsächlich zum Erfolg. Heute wird das Haus von der Volkssolidarität betrieben.

Ganz soweit sind die Mieterinnen und Mieter am Wasserturm von Prenzlauer Berg noch nicht. Aber sie haben schon überraschende Verbündete. Mehrere Nachbarn in der Straßburger Straße haben bereits gemeinsam einen Anwalt beauftragt. Mit einer sogenannten „Mängelrüge“ gegen die vom Bezirk vor einigen Monaten fast schon überstürzt beschlossene Aufhebung der einst selbst mit großer Mehrheit beschlossenen Erhaltungsverordnung für das Quartier ist offenbar der Auftakt schon gegeben worden.
Aber auch Stefan Liebich steht wieder solidarisch an der Seite jener, die hier um ihr Zuhause kämpfen.