Heute: Libreta Militar – Zwischenbericht
Wie versprochen der Bericht (wenn auch erstmal nur ein Zwischenstand) ueber Militärdienst und mein Kampf mit ihm in Kolumbien.
Vor 2 Wochen war ich das erste Mal zusammen mit Señora Yadira im Districto 51 (so eine Art Militaerbuero). Hier hatten wir den ersten Kampf. Als erstes musste man deutlich machen wieso ein „Deutscher“ die Libreta Militar erlangen moechte. Nachdem dies so einigermassen uebermittelt war folgte die zweite Schwierigkeit. Ich hatte zwar jetzt meine kolumbianische Contraseña und die damit verbundene Cedula-Nummer aber mehr der geforderten Unterlagen auch nicht. Nach einigem hin und her konnte man sich schliesslich auf Loesung, mich erst einmal als ohne Schulabschluss einzuschreiben und zur nächsten Musterung am 7. Sep zu schicken, einigen. Und diese fand dann also heute statt.
Getreu dem Motto „No hablo y entiendo ni mierda de español“ hiess es um 4Uhr aufstehen und sich auf den Weg machen. Die Hoffnung lag darin, dass ich aufgrund meiner fehlenden spanisch Kenntnisse als untauglich fuer die Armee befunden wuerde und dann die Libreta Militar einfach „käuflich“ erwerbe. Die ganze Show, nichts anderes ist hier die „Musterung“, sollte dann offiziell um 6 los gehen. Aber wie man die Kolumbianer kennt verschob sich das ganze um gute 1 1/2 Stunden nach hinten. Um 7.30h wurde dann unter feierlichem Klang der Nationalhymne erst einmal die Flagge Kolumbiens gehisst. Die Musterung fand in einer grossen Sporthalle statt und es waren gut 300 Junge Männer anwesend (plus bestimmt 40 Soldaten zur Koordinierung). Ebenfalls anwesend 2 oertliche Fernsehsender und jede Menge Eltern. Wie gesagt das Ganze war eine ziemliche Show und nicht vergleichbar mit der Musterung im Kreiswehrersatzamt.
Anschliessen folgte eine Begruessungsrede, in welcher ziemlich oft betont wurde, dass die kol. Armee die großartigste der Welt sei und eine Gruppierung aller Anwesenden. Hier gab es einmal die Freiwilligen, die Vaeter (wenn man bedenkt, dass das Alter zwischen 18-21 lag, waren das erschreckend viele), die Einzelkinder und schliesslich noch der Rest. Dies waren diejenigen ohne Schulabschluss, ohne Arbeit und ehemalige Guerrilleros. Und da der gemeine Soldat mal wieder überfordert war mit meiner Ausgangslage wurde ich zunächst in diese Gruppe gesteckt. War schon ein recht merkwürdiges Gefühl neben ehemaligen FARC Rebellen zu sitzen (ich will nicht wissen wer von denen schon getötet hat). Dann hiess es wieder ganz Kolumbien typisch: Warten! Nach gut 2 Stunden konnten wir (Mauricio begleitete und sprach fuer mich, da ich ja heute des Spanischen nicht mächtig war) endlich einen der Beamten fragen. Dieser wusste natürlich nicht wirklich Bescheit und schickte uns zur nächsten Station. Dort stiess man endlich auf einen etwas hoeher gestellten Soldaten. Also hieß es erst einmal Zettel ausfüllen und weiter warten. Von hier konnte man aber wenigstens schon einmal die Prozedur der Musterung beobachten. Diese war nicht ganz unähnlich derjenigen der Bundeswehr. Allerdings war man hier nicht allein mit dem Doktor in einem Raum, sondern es wurden jeweils 20 junge Männer von einer jungen (wirklich gut aussehenden) Ärztin in Massenabfertigung gecheckt. Das Ganze fand hinter ein zwei Stellwänden mitten im Raum statt. Auch war sie um einiges oberflächlicher, aber der bitte zur Wand gucken und Husten Griff war inbegriffen . Als ich eigentlich „endlich“ an der Reihe gewesen waere, stiessen wir erstmals auf vielversprechende Hilfe. Ein Major, welcher die Ganze Schosse zu koordinieren schien. Ihm wurde schnell das Problem, der 2 Staatsbuergerschaften und dem fehlenden Spanisch, klar gemacht. Woraufhin er mich immerhin um die beiden medizinischen Kontrollen schleuste. Allerdings war dies auch nur ein kleiner Schritt, da ich ja immer noch nicht ausgemustert war. Und, dass man mich einfach aufgrund der Sprachschwierigkeiten beim Psychologischem Teil rausfallen lies, erwies sich leider nur als gute Idee. Als ab ein paar mehr Streifen auf der Schulter suchen. Wir wurden mit einem Colonel fündig, er war auch schon im District 51 involviert gewesen und kannte daher meine Geschichte. Er führte uns zur anwesenden Führungsriege. Nun waren wir endlich da wo wir hin mussten. Ich weiss nicht genau was fuer Raenge alles anwesend waren, aber es waren ein zwei ziemlich hohe dabei. Und die hatten dann auch endlich mehr oder wenig Ahnung (was eigentlich auch nicht so wichtig war, weil das ist das einzig gute beim Militär: Umso hoeher du bist umso mehr hast du zu sagen ). Dementsprechend wurde meine Dienstzeitbescheinigung einfach mal anerkannt mit Hilfe des Gesetzes, dass wenn ein Doppelstaatler seinen Militärdienst in einem anderen Land schon absolviert hat dies nicht mehr in Kolumbien tun muss. Also hatten 9 Studen warten doch noch ein recht versöhnliches Ende
Jetzt muessen wir nur nochmal die Tage im District 51 vorbeischauen und die Libreta Militar beantragen und hoffen, dass es wirklich alles so geklappt hat und ich sie doch nicht „kaufen“ muss.
Ich werde natürlich sofort berichten wenn sich etwas neues ergibt
Saludos de Bogotá
Andrés