In Den Haag hat sich eine Premiere ereignet: Zum ersten Mal wurde ein Kriegsverbrecher vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) schuldig gesprochen. Der Kongolese Thomas Lubanga Dyilo war angeklagt, Kinder als Soldaten missbraucht zu haben. Das Strafmaß wird später verkündigt.
Befürworter dieses Systems sprechen von einem Sieg im Kampf für die Gerechtigkeit - was für ein Unsinn!
In diesem Fall gibt es zwei große Kritikpunkte, beide haben mit der Aufteilung in schwarz und weiß zu tun, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn:
1. Kolonialjustiz. Die drei Richter des ICC sind Weiße, der Chefankläger ist ebenfalls ein Weißer. Alle Angeklagten, gegen die derzeit verhandelt wird, sind Schwarze.
2. Kolonialpolitik. Die Lage im Kongo ist ein Musterbeispiel dafür, was in Afrika alles schiefläuft. Der Staat entstand 1885 auf der Berliner Kongokonferenz und ist seither ein Spielball fremder Mächte. Die natürlichen Schätze des Landes, z.B. Diamanten, Gold, Kupfer, Coltan, Erdöl, werden hemmungslos ausgebeutet und international vermarktet. Trotzdem zählt die Bevölkerung zu den ärmsten der Welt, im Human Development Index der Vereinten Nationen nahm der Kongo 2011 den letzten Platz ein.
Mit anderen Worten: Die Welt profitiert von der Lage im Kongo - und richtet gleichzeitig über die Menschen im Kongo.
Die Probleme müssen also viel grundsätzlicher angegangen werden. Wir dürfen nicht einen Milizenführer mit Waffen beliefern und ihm seine Rohstoffe abkaufen, während ein anderer boykottiert wird. Ebenso wenig dürfen wir eine Gruppe von Menschen verhaften und verurteilen, während andere ungeschoren davonkommen - z.B. Rohstoff- und Waffenhändler. Auch hier gilt der alte Grundsatz: Gerechtigkeit für alle!
Das heißt konkret:
1. Keine Waffenlieferungen in Krisengebiete. Natürlich kann man einen Menschen auch mit einer Machete erschlagen - dazu muss man ihn aber erstmal erwischen.
2. Überwachung des Rohstoffhandels. Gewinne notfalls treuhänderisch verwalten.
3. Schaffung einer neuen Kultur, die nicht auf dem Prinzip Kampf basiert - sondern auf Verstehen und Gestalten.
In einem Satz: Nicht für Gerechtigkeit kämpfen, sondern gerecht sein.