Kampf den Bakterien: Sind Sie auch so eine richtige "Hygiene - Schlampe oder Ober - Schlamper" ?

Von Gerd Bewersdorff @derallrounder
Richtig Hände waschen: Wann ? Warum ? Wie ? Wo ? Ob auf der Arbeit, auf dem WC, Zuhause oder unterwegs: Jeder dritte Deutsche wäscht sich die Hände falsch. Kein Wunder, es gibt verwirrend viele Möglichkeiten: Kurz oder lange schrubben, flüssige oder feste Seife, trocken föhnen oder abtupfen? Und wer braucht all die Desinfektionsmittel, die die Regale im Supermarkt füllen?


Bild Pixabay


Sie sind klein und lauern überall. Keime bevölkern Handys, Maus und Tastatur, Geländer, Klodeckel, Türklinken und Aufzugsknöpfe. Sie sind praktisch überall! Jede Menschenhand sammelt täglich zahlreiche von ihnen auf, 150 verschiedene Bakterien-Arten kommen so im Durchschnitt auf einer Hand zusammen, darunter auch Krankheitserreger. Händewaschen ist eine einfache und wirkungsvolle Methode um Krankheiten vorzubeugen. Doch leider gilt: In Deutschland ist das Händewaschen verbesserungswürdig !
Wann die Hände gewaschen werden sollten

Immer wenn man von draußen kommt !
Nach der Toilette !
Vor und während der Essenzubereitung !
Vor und nach dem Kontakt mit Kranken  !
Nach jedem Husten oder Niesen. Alternativ können Erkältete in die Armbeuge oder ein Taschentuch niesen !
Nach jedem Nasepopeln !
In der heutigen Zeit fremde körperliche Kontakte vermeiden ?
Im Prinzip ja: Denn Sie umarmen immer einen potenziellen Bakterien- und Virenträger! Also kein Bussie zur Begrüßung, kein Hände schütteln! Am besten Sicherheitsabstand von einem Meter halten! Auch bei Hunde, Katzen, Vögeln und anderen Tieren ist Vorsicht geboten! Denken Sie nur an Ebola, Grippeviren oder andere Seuchen.
Waschen: Kurz und kräftig oder ausdauernd schrubben?
Viele halten die Hände nur kurz unter fließendes Wasser. Das ist falsch und bringt wenig. Keime wird man nur so los: Die Hände kurz anfeuchten, dann zwanzig bis dreißig Sekunden lang mit Seife einreiben, gründlich abspülen und abtrocknen. Die Seife muß bis auf die Fingerspitzen und in den Zwischenräumen sowie auf dem Handrücken verteilt und verrieben werden. Je länger und gründlicher das Einseifen, desto weniger Keime bleiben zurück.
Zwanzig Sekunden sind beim Händewaschen eine gefühlte Ewigkeit, das ist schwer durchzuhalten. Nur wenige halten diese Zeiten ein. Beobachtungsstudien zeigen, dass sich viele nach dem Toilettenbesuch gar nicht die Hände waschen.
Seife: Flüssig oder am Stück?In öffentlichen Räumen raten Experten zu flüssiger Seife. Denn im Gegensatz zu den eigenen vier Wänden weiß man nicht, wer hier zuvor die Seife benutzt hat. Und auf Kernseifen bildet sich manchmal ein dünner Bakterienfilm. Am wichtigsten ist allerdings, überhaupt Seife zu benutzen. Und daran scheitern viele. 
Seife: Mit oder ohne antimikrobielle Zusätze?Manche Hersteller versprechen, ihre Seifen beseitigen 99,9 Prozent der Bakterien - und verlangen einen erhöhten Preis dafür. Bisher konnte allerdings noch nicht eindeutig nachgewiesen werden, dass antibakterielle Seife besser wirkt als normale, resümiert die US-Zulassungsbehörde FDA. Die Anwendung antimikrobieller Seifen verringert die Erkrankungshäufigkeit nicht besser als gewöhnliche.
Abtrocknen: Handtücher oder Gebläse?Wer eine öffentlichen Toilette besucht, steht häufig vor der Wahl: Papiertücher, Stofftuch, Händetrockner oder nass lassen? Chinesische und australische Wissenschaftler haben Studien aus 40 Jahren zusammengefasst und zwei eindeutige Antworten gefunden: Nasse Haut überträgt Bakterien besser als trockene; Abtrocknen solle deshalb ein essentieller Bestandteil der Handhygiene sein. Am hygienischsten sind dabei Papierhandtücher.
Jeder Vierte trocknet sich nicht gründlich die Hände ab. Auch zu Hause sollte darauf geachtet werden, dass die Handtücher sauber sind. Das bedeutet, jede Woche die Tücher zu wechseln und bei 60 Grad zu waschen.
Und dann: Desinfizieren oder nicht?Händedesinfektionsmittel, flüssig und als Gel, füllen ganze Drogeriemarktregale. Sinnvoll? Grundsätzlich sollte man im Alltag keine Desinfektionsmittel benutzen, sagen die Hygiene-Expertin. Ein gesunder Mensch in einem gesunden Umfeld schütze sich durch Händewaschen ausreichend. Doch wenn ein Familienmitglied eine ansteckende Krankheit hat, sollte man einen Apotheker oder Arzt nach dem richtigen Desinfektionsmittel fragen. Zum nächstbesten im Supermarktregal greifen bringt wenig.
Denn bei falscher Anwendung wirken die Mittel nicht und falsch dosiert können sie mehr schaden als nutzen. Ein Laie weiß nicht, welches Mittel bei welcher Krankheit wirkt. So helfen gegen das Norovirus nur spezielle sogenannte viruzide Desinfektionsmittel. Auch Reisenden empfehlen Experten eine ärztliche Beratung: Welche Desinfektionsmittel am besten sind, kommt nämlich immer auf die Keime im jeweiligen Zielland an.
Wie Kinder Hygiene lernenKinder wuseln in Kindergärten den ganzen Tag umeinander und Finger oder Gegenstände landen ständig im Mund. So werden Erreger schnell weiter gereicht. Krankheiten sind bei Kindern häufig und normal, sie trainieren so ihr Immunsystem. Doch dies kann belastend sein; im schlimmsten Fall steckt sich die ganze Familie an. Lernen die Kinder schon früh die Regeln der Handhygiene, kommen solche Probleme seltener vor.
Die Herausforderung: Handhygiene muss erlernt werden, das ist nicht angeboren. Ganz wichtig: Eltern müssen ein Vorbild sein. Und auch in Kindergärten kann viel bewirkt werden. Denn Kinder lernen richtiges Händewaschen durch die Ritualisierung im Alltag. Gehen alle zusammen vor dem Essen Hände waschen, wird es zur Gewohnheit. Bei Desinfektionsmitteln gilt für die Kleinen das gleiche wie für Erwachsene: Im Alltag reicht Händewaschen.
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