Kamil Kuzko - Street Art aus Krakau

Von Dingoflamingo @dingoflamingo

Kamil Kuzko ist ein polnischer Künstler, der mehrere Genres mit seinem einzigartigen Stil bedient. Ob Street Art, früher Graffiti, oder seine Ölgemälde, allen wohnt eine Eindringlichkeit in ihrer Schlichtheit inne. Allein seine Ölgemälde haben teilweise etwas von van Gogh´scher Farbgebung und dennoch vermitteln sie in ihrem Gesamteindruck eine bezaubernde Schlichtheit. Was ferner beeindruckt, ist die Tatsache, dass aus dem früher eher planlosen Graffitikünstler ein Professur-Anwärter mit Doktortitel geworden ist. Er sieht das alles eher gelassen und berichtet aus seinem Leben...



  

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Kamil, erzähl uns doch etwas über dich. Was sollte man über dich beim ersten Treffen über dich wissen, z.B. dein Beruf, dein Studium, Dinge die niemand sonst über dich weiß, usw.?
Ich bin 31 Jahre alt und wurde in Lublin geboren, einer wunderschönen Stadt im Südosten von Polen. Dort begann alles. Ich bin nicht so ganz sicher was mein Beruf ist, aber wenn ich es fest definieren müsste, würde ich sagen, es ist das Malen. Ich habe meinen Abschluss an der Maria Curie-Skłodowska Universität in Lublin gemacht und danach bekam ich an der Akademie der Bildenden Künste Krakau den Doktortitel in Malerei verliehen. Aber naja, Malerei ist nicht gerade der Studiengang, der für hohen bürokratischen Aufwand berühmt ist ;). Was ich damit sagen will – ich bin einfach ein Maler. Das ist das einzig erwähnenswerte über meinen Beruf. Puh, eine Sache, die niemand über mich weiß? Mal sehen…niemand weiß, zu wem ich werde, wenn die Sonne untergeht….hahaha, Kleiner Scherz. In meiner kommunistisch geprägten Kindheit habe ich es geliebt, Kartoffelpfannkuchen mit Puderzucker zu essen. Die hatten einfach einen perfekten Geschmack.  

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Kamil, tell us something about you. What is important to know when somebody meets you for the first time - e.g. your profession, your studies, something nobody knows about you etc.? I'm 31 and I was born in Lublin, a beautiful city in the South-East of Poland. That´s where everything started. I'm not sure what my profession is but if I´d to determine one I would call it ‚painting‘. I graduated at the University of  Maria Curie-Skłodowska in Lublin and after that I received a doctoral degree in painting at the Academy of Fine Arts in Krakow. But, you know, painting is not that much of a bureaucratic course to study  ;) What I´m trying to say is...I'm just a painter. That's all to say about my profession. Something nobody knows about me...? Let´s see, nobody knows who I am when the sun goes down, hahaha, just joking.  In my childhood which was characterized by communism I loved to eat potato pancakes with powdered sugar. They just tasted so perfect. 

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Kommt dein Street Art Stil vom Graffiti oder hast deinen eigenen unvergleichlichen Stil ohne die Einflüsse des Graffitis der alten Schule entwickelt?
Meine ersten Wände habe ich bereits in den 80ern, und das ist einige Jahre her, gemalt. Diese waren ziemlich old school (zwinkert dabei . …aber natürlich wusste ich zu dieser Zeit nicht wirklich viel über Graffiti. Es war eher eine kurze Phase, Gekritzel. Jetzt mal wieder ernsthaft: Mitte der Neunziger hörte ich viel Hardcore und Hip-Hop, fuhr Skateboard und ich schmierte mein Pseudonym auf Schulbänke und Toilettenwände (damals wusste ich nichts über ‚tags‘). Es nahm erst so langsam Gestalt mit dem durchlesen einiger Hip-Hop-Magazine und dem Sehen von deutschen und amerikanischen Musikvideos. Das hat meine Freunde und mich damals wirklich beeinflusst und wir fingen an unsere ersten old school Graffitis zu machen. Wir haben einige ‚Color Pieces‘(=Bunte Graffitis auf Wänden, Anm. d. R.) auf Wände gesprüht . Was uns so wirklich die noch letzte fehlende Motivation gab, war ein Zusammentreffen mit einem in Stockholm lebenden polnischen Graffitikünstler. Von da an, waren wir voll involviert. Und dann im Mai 1996 sahen wir die ersten ‚Color Pieces‘ zweier Sprayer aus Ostberlin (Kobolt und Sroe). Das war es um uns geschehen. So fing alles an, kurz umrissen, klassisches NY Graffiti writing!

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Does your Street Art originate from classic graffiti writing or did you invent your unique style from the beginning without practicing old school Graffiti? I painted my first walls quite a few years ago in the 80s - those were very classical and old school (eyes blinking) ...but of course, at that time I didn´t really know what graffiti was, that was a quick episode, only a few scrawls. But seriously,in the mid-90s I listened to  Hardcore music and Hip-Hop, I was skateboarding and writing my nick name on school benches and toilets (I didn´t know anything about tag's, back then). It started getting more serious with some Hip-Hop magazines and music video clips from Germany and the US. That really influenced me and my friends and we started with classical old school Graffiti writing. We did some color pieces on walls and maybe what really gave us the last push was when we met a Polish writer who was living in Stockholm. From that time on we got fully involved. And then in May 1996 we have seen two color pieces in our train station done by East Berlin writers (Kobolt and Sroe)...and that was it. That's how it all began...in short version. Classical  NY graffiti writing! 

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Woher die Passion für Wände? Was ist deiner Meinung nach so faszinierend an ihnen? Was ist deine Absicht, wenn du dich bewusst für eine Wand entscheidest?
Ich weiß nicht so genau. Darauf gibt es viele Antworten und alle wären richtig (nomen est omen). Ich mag es einfach! Der Platz, die Stadt, Leute, die Message, der Kontakt, der Maßstab, das Treffen, Partys, Reisen. Momentan arbeite ich jedoch mehr mit Leinwänden. Man könnte sagen, dass das Malen auf Wänden eine Art Arbeit und Kommunikation darstellt. Es ist eher so etwas wie eine Bauarbeitertätigkeit. Dieser Aspekt gefällt mir sehr daran. Scheiß auf (konventionelle) Künstler, die gibt es überall. Was bedeutet das Wort ‚Künstler‘ überhaupt? Ich bin ein Arbeiter – ein Maler! Es ist nicht einfach Leute von der Straße oder aus ihren Häusern auf eine Ausstellung zu locken – die haben Kultur als olympische Disziplin im Fernsehen.Was ich also mache, ist, mich in deren (unser aller) Raum zu begeben. Das ist dann wahrscheinlich der Hauptgrund, warum uns ein Mancher als Vandalen bezeichnet. Ich denke, ich habe etwas zu sagen und ich weiß auch, wie ich mich ausdrücken soll. Wenn das jemandem nicht gefällt, dann ist das für mich in Ordnung. Wenn es jedoch jemandem gefällt, bin ich glücklich!

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Why the passion for walls? What is, in your opinion, so fascinating about them? What is your intention when you decide to chose the wall? I don´t know why. There are a lot of answers and all of them would be right (nomen est omen). I just like it! Space, city, people, message, contact, scale, meetings, parties, travels... but mostly I'm painting on canvas in studios at the moment. One could say - painting on walls is a different type of working and communication. It´s much more like construction work wich I pretty much like. Fuck artists, they are everywhere. Who ever knows what ‚artist‘ means? I´m a simple worker - a painter . It´s not easy to attract people going from streets or their homes to an exibition, they´ve got cultural olympics on TV. So, what I´m doing is to go into their (our!) space. This is maybe the main reason why some of them call us vandals. I think, I have something to say and also I know in what way doing it. If  somebody doesn´t like it - that´s OK with me, but if somebody likes it  - I'm happy!


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Du hattest eine Art Gastprofessur im Fach Malerei an der Akademie der Bildenden Künste von Krakau, richtig? Wie kam es dazu und wieso machst du das nicht mehr?
Es ist keine Gastprofessur. Das klingt irgendwie lustig. Ich bin nur eine normaler Mitarbeiter mit einem Doktortitel. Ich bin jetzt im Moment der Assistent des Malerei-Dozenten und das auch nur für ein paar Stunden pro Woche.Nach meinem Schulabschluss malte ich oft an Wänden und Ähnliches also wollte ich auch etwas machen, was ergänzend zu dieser Tätigkeit ist – sozusagen eine Balance zwischen Arbeit und Zeit für meine Malerei schaffen. Die Lösung lag auf der Hand: Von der Straße in die Institution, sprich: Studieren! Im Studium lernte ich diese Balance zu halten und das war dann die Lösung für mich. Bisher gefällt es mir sehr gut mit Studenten zusammen zu arbeiten, aber wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
Wie fühlt es sich an einen Doktortitel in Malerei in deinem Alter zu haben? Hättest du es dir jemals vorstellen können, dass du eines Tages so weit kommst?
Ich fühle mich genauso normal wie zuvor. Um ehrlich zu sein, wenn mir das jemand vor 6 oder 10 Jahren erzählt hätte, ich hätte ihm nicht geglaubt. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Vielleicht verhält es sich so: Denke positiv, verfolge einen Plan und mach einfach!  

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You had kind of a guest professorship in painting at the Academy of Fine Arts of Krakow? How did that happen and why don´t you do that anymore? It is not a professorship. It sound's funny: I´m just a simple worker with a doctoral degree. At this very moment I'm the professor´s assistant in painting class only for a few hour's weekly. So, I'm still on my way. After college when I was painting a lot of walls and stuff like that and I wanted to do something comparative to that - to find a balance between work and enough time for painting. The solution was simple - from the street to the institution: Go study! At the university I´ve learned how it works and that was the solution. By now, I like working with student's but we will see what´s gonna happen. How does it feel to have a doctoral degree in painting at your age? Have you ever imagined to get that far with your art? I'm feeling normal, like before. To be honest, if someone had told me 6 or 10 years ago about having a doctoral degree I wouldn´t have believedit. Who really knows what future brings. Maybe it is like that: Think positive, have a plan and keep going!

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Beeinflusst das Alter die Kreativität? Kannst du Unterschiede feststellen, wenn du das aktuelle Stadium deines Schaffens mit dem von vor 5 oder 10 Jahren vergleichst?
Welchen Stil du auch immer hast, er ändert sich wie das Wetter! Ich hoffe in 5 oder 10 Jahren einen ähnlichen Wandel wie jetzt feststellen zu können.
Erzähl uns von deiner aktuellen Ausstellung.
Meine aktuelle (Solo-)Ausstellung eröffnete am 8. Januar im Solvay, dem Zentrum für Kunst in Krakau. Der Kurator ermöglichte mir, meine Werke in zwei Räumen auszustellen. Im unteren Geschoß hängen Ölgemälde und im Obergeschoß eine Reihe meiner Zeichnungen.
Kamil Kuzko, vielen Dank für die großartigen Antworten.
Um weitere Arbeiten zu sehen schaut auf
kamilkuzko.wordpress.com

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Does age influence your creativity? Can you see differences if you compare your actual state of your work with the things you did 5 or 10 years ago? Whatever style you have, it´ll change like the weather!!! I hope that when I look back in 5 or 10 years I´m gonna discover a similar evolution like I do now. Tell us something about your latest exhibition. Beginning 8 January, I have had a solo exhibition in Solvay, the centre of art in Krakow. The curator has given me two rooms. Downstairs I´m showing oil paintings on canvas and upstairs a series of my drawings. This is a selection of my works from the last three years. To tell you the truth, I dont want to talk too much about it, it´s better to see it yourself.
Kamil Kuzko, thank you very much for your great answers.
Go to see his works on his website: kamilkuzko.wordpress.com