Unser Host Yogi hat uns während unseres Volunteering-Aufenthaltes in der Wüste von Rajasthan entführt. Auf die nette Art. Zu den schönsten Flecken der Wüstenstadt. Mit Stolz wurden wir ausgeführt, rumgeführt und hergezeigt. Ich denke jeder ist ein wenig stolz wenn er sein eigenes Land Fremden präsentieren kann, aber in Indien steht das nochmal eine Stufe höher. Die Menschen sind hier nicht nur hoch erfreut ihr Land zu präsentieren, sie sind noch viel erfreuter sich selbst mit den Fremdlingen vorzuführen.
Die größte Kamelzucht Asiens und Kameleis für alle
Ein kleiner Ford Fiesta holpert bepackt mit indischem Fahrer und 2 wuckees durch die Wüste von Rajastahn. Die Stimmung ist gut, denn unser (fast glücklich verheirateter) Host darf wieder mal von zu Hause raus, und wir sehen mehr von der Welt. Unser Ziel: eine Herde von Kamelen. Und zwar eine riesige Herde. Etwa 500 Tiere leben derzeit auf dem Areal der NRCCamel Farm am Rande von Bikaner. Und die Zahl steigt rasant, denn die Kamele erfreuen sich bis heute in Rajasthan einer langen Tradition und höchstem Ansehen.
Kamele kamen sogar während des ersten und zweiten Weltkrieges für die Berittenen Corps der Indian Army zum Einsatz und durften große Schlachten schlagen. Hauptsächlich wurden sie aber
Um 15h beginnt dann das Highlight auf der Farm. Hunderte Kamele werden vom freien Gelände in der Wüste Richtung Stallungen gelockt. Fütterungszeit!
Übrigens kann man die Kamelmilch auch verkosten. Angeboten wird „camelchai“, „camelcoffee“, und „camel-Eis“. Neugierig wie wir sind gehen wir gleich in die Vollen und bestellen frei von der Karte. So gabs für mich Tee mit Kamelmilch und Martina genoss ein Kamelmilcheis. Resultat: „Nicht schlecht“. Der Chai schmeckte etwas „fülliger“ als mit Kuhmilch. Das Eis war einfach fruchtig. Der Fruchtgeschmack hat den Geschmack der Kamelmilch eben übertrumpft. Trotzdem lecker. Kamelmilch soll übrigens sehr gut bei Diabetes sein. Bei dem Zuckerkonsum hier in Indien haben das die Menschen auch bitter nötig.
Wir verabschieden uns von unseren 500 neuen Bekannten und machen uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel:
Der Karni Mater Tempel – Ein Heiligtum voller Ratten, Ratten, Ratten, Ratten, …
Der Rattentempel von Deshnok ist der so ziemlich eigenartigste Tempel den wir bisher auf unserer Reise kennenlernen durften. Der Hinduismus ist ja dafür bekannt, dass jegliche Art von Tieren respektiert und manche auch als Gottheiten verehrt werden. Aber ein Tempel voll freilaufender Ratten ist für den westlichen Verstand dann doch noch einmal ein ganzes Stück mehr zum Verarbeiten.
Alles ist in Bewegung, nichts steht still. Hin und wieder kann man eine weiße Ratte erblicken, doch so schnell diese aufgetaucht ist, ist sie auch wieder weg. Angeblich bringt es Glück eine weiße Ratte zu Gesicht zu bekommen, und je mehr man sieht desto mehr Glück wird einem wiederfahren. Wir halten angestrengt Ausschau nach weißen Pelzflecken in einem Meer von
Wenn einer eine Hochzeit feiert, dann bitte eine indische!
Wie kommt man auf eine indische Hochzeit? Das Fest der Feste. Lebensfreude, Essen, Trinken und Feiern im Übermaß mit unzähligen ausgelassenen Gästen. Was muss man tun um hier dabei zu sein? Wir haben die Antwort auf diese Frage gefunden: Es passiert einfach! Ja wirklich. Eine indische Hochzeit holt sich ihre Gäste zu sich. Mit ein wenig Glück und der Hilfe des Zufalls. So wie bei uns, als wir als letzte Station an unserem Ausflugstag den Stadtpalast von Bikaner, der zugleich ein tolles 5* Hotel beherbergt, besichtigten.
Hochzeitsfeste sind in Indien ganz groß. Jeder Inder strebt danach eines Tages im Mittelpunkt so eines Festes zu sein – besser früher als später. Der Mythos der arrangierten Hochzeiten ist aber bittere Realität. Die Eltern der jungen Menschen suchen den Partner aus, passend nach Kaste, Ansehen und Vermögen der Familie. Auf unserer Reise durch Indien haben wir viele junge Menschen, junge Paare getroffen die das gleiche Schicksal teilen. Die große Liebe gefunden, eine Beziehung aufgebaut die toll funktioniert und eine Chance verdient hätte sich weiter zu entwickeln. Gemeinsame Träume und Zukunftspläne sind bereits vorhanden. Doch dann kommt plötzlich die indische Alltagsrealität dazwischen: Eltern welche das Band zwischen diesen Menschen niemals gut heißen würden. Warum? Kaste passt nicht, Glaube passt nicht, Ansehen und Vermögen der Familie passt nicht. In Indien betrifft eine Hochzeit nicht nur 2 Menschen. Es betrifft und involviert 2 komplette Familien, welche über Sein und Tun des Brautpaares bestimmen. Und diese Bevormundung der Familien stellt diese Paare oft vor unlösbare Probleme und tragische
Wir besuchen also diesen Stadtpalast in Bikaner, welcher in den Endvorbereitungen für eine pompöse Hochzeit eines wohlhabenden Unternehmers aus Delhi steckt. Unsere Neugierde ist geweckt und unsere Streifzüge durch die Vorbereitungen bleiben auch nicht lange ungesehen. Der Hotelmanager gesellt sich zu uns. Er wirkt sichtlich ausgelassen und fröhlich, neugierige westliche Besucher zu sehen. Natürlich loben wir sein tadelloses Hotel und die unübersehbaren Aufwendungen die vollbracht wurden um sich für die Hochzeit herauszuputzen. Der Manager lächelt verlegen, serviert uns frischen Fruchtsaft und besteht darauf heute Abend als seine Gäste eine Weile der Hochzeit beizuwohnen. Schließlich müssen wir diese tolle indische Tradition erleben und der Welt berichten. Na klar, da helfen wir gerne! Wir genießen und berichten. Versprochen! Und zu berichten gibt es so einiges.
Alles gerät in Bewegung. Jubel und lautes Geklatsche erfüllt die majestätischen Gemäuer. Ein sichtlich eingeschüchtertes und nervöses Brautpaar schreitet ihrem „Thron“ entgegen. Indische Glückwünsche werden durch die Menge gerufen, Reis wird geworfen und die Euphorie kennt keine Grenzen. Wir verfolgen gespannt das Ritual und lassen dabei die indischen Häppchen nicht aus den Augen. Zu gut ist einfach das Essen.
Üppiges Essen für die Gäste
Das Hochzeitsritual wird vollzogen und das Brautpaar darf sich nun zum ersten Mal offiziell richtig küssen. Der Startschuss für eines der größten Ess- Tanz- und Trinkgelagen ist gefallen, und für uns das Signal dem Brautpaar im Stillen für die himmlischen Häppchen zu danken und Lebwohl zu sagen.
EUR 20.000 wird diese Hochzeit kosten. Für indische Verhältnisse eine Lawine. Doch wird es sicherlich jedem Gast auch in Erinnerung bleiben. Besonders den 3 Ausflüglern vom Seitenrand.