Kambodschas Norden: der Prasat Preah Vihear Tempel

Von Intotheworld

Der Norden von Kambodscha und der Prasat Preah Vihear Tempel

Wenn man vorhat, die typischen Städte und makellosen Strände Kambodschas zu erkunden, sollte man auch den ländlichen Regionen des Landes einen kurzen Besuch abstatten. Gerade der Norden hat einiges zu bieten: Gigantische Reisfelder in hellem Grün, idyllische Dörfer mit kleinen Holzhütten, endlose Highways und naturbelassene Wälder erwarten einem an der Grenze zu Thailand.

Eines der Highlights in dieser Gegend ist mit Sicherheit der Prasat Preah Vihear. Der hinduistische Tempel auf der Spitze des Dongrek-Gebirges wurde um 900 n. Chr. vom König Yasovarman I erbaut.

Im Laufe der darauffolgenden 300 Jahre wurde die Tempelanlage von verschiedenen Herrschern restauriert. Somit ist der Tempel ein Unikat mit unterschiedlichen Baustilen. Vor allem die Aussicht dort oben lässt jedes Backpacker-Herz schmelzen.

***Gastbeitrag von Lisa Maria Kiesenhofer

Anreise mit dem Motorrad

Bevor meine Reise von Siem Reap aus beginnen konnte, musste ich mir zuerst einen Motorroller ausborgen. Weil es für Touristen im Gebiet rund um Siem Reap illegal ist, mit geborgten Mopeds die Stadt zu verlassen, sind die Gefährte im Vergleich zu anderen Städten in Kambodscha relativ teuer.

Wo man sonst nur ca. 6 US-Dollar pro Tag bezahlt, sind hier Preise von 12 bis 18 US-Dollar ganz normal. Der Preis hängt natürlich davon ab, wie gut das Fahrzeug noch in Schuss ist und wieviel PS das Moped hat.

Für halbautomatische Motorräder bezahlt man mehr, dennoch lohnt sich ein solches auf jeden Fall für weite Strecken. Trotzdem sollte man versuchen, beim Preis zu verhandeln, es zahlt sich in den meisten Fällen aus. Als Pfand für das Motorrad wird der Pass verlangt. Meistens muss man auch eine Kaution hinterlegen, in meinem Fall waren es 100 US-Dollar.Ein internationaler Motorradführerschein ist gerade bei stärkeren Maschinen meistens vorzuweisen.

Hier ein wichtiger Tipp: nehmt euch den Pass auf jeden Fall mit und fragt den Verleiher, ob eine Passkopie als Pfand reicht. Bevor man die Reise beginnt, sollte man auch kurz ausprobieren, ob das Fahrzeug wirklich funktioniert und ob man mit der Technik zurechtkommt. Es kann auch vorkommen, dass man das Motorrad nach 2-3 Stunden Fahrt für 20 Minuten abkühlen lassen sollte. Hier am besten den Verleiher fragen.

Die Fahrt

In Kambodscha die richtige Route auf den Straßen beizubehalten, ist nicht sehr schwierig. Lange Highways werden nur selten von Kreuzungen und Kreisverkehren unterbrochen. Hier empfiehlt es sich jedoch aufmerksam zu sein, weil die Verkehrsschilder gerade am Land selten in Lateinischer Schrift geschrieben sind. Außerdem sind die Schilder oft falsch beschriftet.

Von Siem Reap nimmt man die Road 67 Richtung Banteay Srei. Man sollte sich im Vorhinein gut erkundigen, wie man am besten aus dem Stadtzentrum hinausfährt, denn Straßenschilder findet man in der Stadt so gut wie keine.

Kurz vor Banteay Srei befindet sich ein gigantischer Kreisverkehr. Ab dort sollte man einfach Richtung Anlong Veng fahren. Direkt in Anlong Veng nimmt man die erste Ausfahrt im Kreisverkehr Richtung Sra Em. Die Straßen sind allgemein in einem sehr guten Zustand.

Weil die Einheimischen so gut wie keine Verkehrsregeln beachten, sollte man mindestens 10x so aufmerksam fahren, wie zu Hause. Auch mittelgroße Löcher können schnell im Boden auftauchen, deswegen lieber etwas langsamer fahren.

Tankstellen gibt es zur Genüge. Sollte es einmal wirklich knapp mit der Tankfüllung werden, kann man auch an einem der unzähligen kleinen Stände halten, die man überall am Straßenrand findet. Dort wird Benzin in Plastikflaschen verkauft. Hier ist der Benzin jedoch etwas teurer.

Sra Em und der Tempel Prasat Preah Vihear

Als ich nach einer sechsstündigen Fahrt endlich in Sra Em angekommen war, erkannte ich, dass meine Erwartungen an die Kleinstadt nicht zu hoch waren. Rund um einen Kreisverkehr sind viele kleine Geschäfte und Stände angesiedelt. Die Leute leben hier sehr einfach und traditionell. Englisch spricht hier so gut wie keiner. Auch das Kartenlesen und das Lesen lateinischer Schriftzeichen beherrschen nur wenige. Trotzdem sind die Menschen hier sehr hilfsbereit und unglaublich nett.

Eingangs-Pavillon auf der 2000-Riel-Banknote

Nach einer Nacht in einem Guesthouse holte mich ein Motorradtaxi um 7 Uhr morgens ab. Die Fahrt bis zum Fuße des Berges und wieder nach Sra Em zurück kostet um die 15 US-Dollar. Nach einer einstündigen Fahrt erreichten wir den Ticketschalter am Fuße des Berges. Das Ticket kostet 10 US-Dollar. Wichtig: den Pass nicht vergessen!

Obwohl entschieden wurde, dass der Tempel auf der thailändisch-kambodschanischen Grenze ab 2013 UNESCO Kulturerbe der Kambodschaner ist, gibt es teilweise immer noch kleine Konflikte. Bevor man den Tempel besucht, sollte man sich also kurz über die Sicherheitslage informieren. Das Militär ist im Norden Kambodschas generell relativ stark vertreten.

Ab dem Ticketschalter wird man dann von einem Motorradtaxi oder einem Pick-Up-Taxi auf den Berg gefahren. Das Motorrad kostet 5 US-Dollar, der Pick-Up für 4 Personen jeweils 5 US-Dollar. Für Zartbesaitete ist eher der Pick-Up zu empfehlen. Wer sich gut festhalten kann und wem ein bisschen Abenteuer nichts ausmacht, der sollte das Motorradtaxi nehmen.

Die Fahrer sind sehr geübt und man fühlt sich auf dem holprigen und steilen Weg trotzdem sicher. Die letzten paar Meter bis zum Tempel sind nur zu Fuß erreichbar.

Oben angekommen findet man eine unglaubliche Landschaft vor, auf der sich 4 Ebenen der Tempelanlage erstrecken. Wenn man früh genug am Tempel ankommt, ist es durchaus möglich, dass man das gesamte Areal für sich alleine hat. Die einzigen Menschen hier oben sind wenige Einheimische und sehr nette Militärs, die meist auch ein paar Worte Englisch sprechen.

Der hinduistische Tempel ganz oben auf der 1. Ebene ist heute noch ein heiliger Platz für Mönche, die dort oben täglich beten. Das große Highlight des Prasat Preah Vihear ist trotz des naturbelassenen Tempels der Aussichtspunkt.

Auf einer Höhe von über 500 Metern hat man einen atemberaubenden Ausblick über Kambodscha, während die Grenze Thailands direkt hinter einem verläuft. Das Gefühl, hier oben zu stehen, ist schlicht und einfach unbeschreiblich.

Wieder in Sra Em angekommen, ging meine Reise wieder zurück nach Anlong Veng.

Anlong Veng

Bevor ich wieder in Siem Reap ankam, legte ich noch einen Zwischenstopp in Anlong Veng ein. Die Kleinstadt rund um einen Kreisverkehr liegt nahe an der Grenze Thailands und ca. 125 km nördlich von Siem Reap.

Hier verschanzte sich der Spitzenkader der Roten Khmer rund um Pol Pot, bevor er hier starb. Ein damaliger Offizier, Ta Mok, wird in Anlong Veng noch immer verehrt, weil er hier unter anderem den Bau von Schulen in Auftrag gegeben hat. Die Stadt ist noch nicht sehr touristisch und man kann hier das wirkliche Leben der Kambodschaner beobachten. Auch hier spricht kaum jemand Englisch, dennoch sind die Menschen alle sehr zuvorkommend und hilfsbereit.

Hostels und Hotels findet man hier zur Genüge. Zu sehen gibt es außerdem ehemalige Rote Khmer Quartiere und Grabstätten, die sich allerdings etwas außerhalb der Stadt befinden.

Fazit

Obwohl die Anreise nicht ganz einfach und der Motoradtrip relativ teuer war, war es eines der schönsten Erlebnisse meiner gesamten Reise. Wem Motorradfahren nicht so viel Spaß macht, kann sich auch ein Tuktuk Taxi von Siem Reap nehmen. Hier muss man allerdings damit rechnen, dass man mindestens 120 Dollar für die 410 km hin und retour bezahlt.

So gesehen ist der Motorradtrip mit Sicherheit die billigere und auch die faszinierendere Option. Es gibt auch einen Weg zum Tempel, der über die Thailändische Grenze führt. Weil man hier wirklich selten auf ausländische Touristen trifft, muss man sich erst daran gewöhnen, dass man in dieser Gegend als Weißer eine absolute Seltenheit ist.

Man lernt Land und Leute auf eine wirklich tolle Art und Weise kennen. Die Eindrücke, die man hier von Land und Leuten bekommt, sind einzigartig. Ein paar Tage am Land zu entspannen, ist also der perfekte Kontrast zu den vielen Städtezielen und Inseln und eine gute Möglichkeit eine Süd-Ost-Asien Reise ausklingen zu lassen.


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Gastautor

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