Kambodscha: Killing Fields, Angkor Wat und der 200. Tag auf Reisen

Heute blicke ich mal wieder zurück auf unsere große Reise und schenke Euch einen Artikel aus dem April 2009. 200 Tage auf Reisen liegen hinter uns und wir sind gerade noch ganz begeistert von Kambodscha. Das Land, das einmalige Kulturdenkmäler aber auch eine sehr traurige Geschichte sein eigen nennt.

4. April 2009: Mit der Einreise nach Phnom Penh haben wir den 200. Tag unserer Reise erreicht. Können uns noch ganz gut an den 100sten erinnern. Wie die Zeit rennt!

Phnom Penh und Umgebung

Kambodscha. Wenn man diesen Namen hört, dann denkt man eigentlich zuerst an die unglaublichen Tempel von Angkor. Allerdings gehört zu Kambodscha auch ein sehr dunkles Kapitel aus der jüngeren Geschichte des Landes.

Unter Pol Pot, dem selbsternannten Bruder Nummer 1, wurde das Land von 1975 bis 1979 von den Roten Khmer beherrscht. Die Roten Khmer haben die Bevölkerung aus den Städten vertrieben, um das Klassensystem abzuschaffen. Es sollte nur noch Bauern geben, die für die Versorgung des Landes sorgen sollten. Wer unter der alten Regierung gedient hat oder auch nur gebildet war, d. h. eine Fremdsprache konnte oder auch nur eine Brille trug, wurde umgebracht.

Auch wenn man nur in der Stadt gewohnt hat, war das ein Grund zu sterben. Da Munition für die Waffen sehr teuer war, wurde auf alles zurückgegriffen, was gerade so zur Hand war: Eisenstangen, Schaufeln, …

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In Phnom Penh gab es das Foltergefängnis der S21 in dem die Menschen mittels Folter zu falschen Geständnissen gezwungen wurden. Das Gefängnis war in einer alten Schule untergebracht, in der vier Gebäude mit jeweils drei Stockwerken zum Foltern und Einsperren umgebaut wurden. Es wurden z.B. einfach die einzelnen Räume mit Backsteinen oder Holz in kleine Zellen unterteilt (hier war – wie im Ganzen Gefängnis – das Sprechen verboten), während andere Räume nur zum Foltern verwendet wurden oder als Massenzellen dienten.

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Wer die Folter (während der man trotz der Schmerzen keinen Laut von sich geben durfte) überlebt und sein erzwungenes Geständnis unterschrieben hat, wurde danach auf LKWs verladen und 15 Kilometer außerhalb der Stadt zu den Killing Fields gebracht. Gleich nach der Ankunft mussten sich die Menschen vor die ausgehobenen Massengräber knien, bevor sie umgebracht wurden. In den Massengräbern wurden später jeweils zwischen 100 und 450 Leichen gefunden.

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Im ganzen Land wurden und werden immer noch Massengräber gefunden in denen noch viele unbekannte Tote liegen.

Um die Toten zu ehren, wurde für sie nach dem Ende der Herrschaft der Roten Khmer inmitten der Killing Fields eine Pagode errichtet. In deren Innerem sind die Überreste der hier gefundenen Menschen aufgebahrt.

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Es ist ein sehr bedrückendes Gefühl heute einfach so durch die Schule zu laufen in der vor knapp 30 Jahren Menschen unter erbärmlichen Bedingungen gefangen gehalten wurden oder die Killing Fields mit den vielen Löchern der Massengräber im Boden zu besuchen.

Es war aber nicht so, dass hier damals nur Erwachsene leiden mussten. Auch viele Kleinkinder und sogar Säuglinge wurden hierhergebracht und getötet. Es ist verständlich, dass heute viele Schilder an der Schule den Besuchern jegliche Art von Lärm und sogar das Lachen verbieten. Hier gibts wirklich nichts zu lachen.

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Insgesamt sind unter der vierjährigen Herrschaft der Roten Khmer zwischen 750.000 und 3.000.000  Menschen ums Leben gekommen. Aktuellste Belege zeigen, dass der Wert von 3.000.000 Toten wahrscheinlicher ist. Nicht alle wurden barbarisch getötet, sondern viele sind einfach verhungert. Denn der viele Reis, der angebaut werden musste, kam nicht dem Volk zugute, sondern wurde mit China gegen Waffen getauscht, um den Krieg gegen Vietnam bestreiten zu können.

Wir hoffen, dass die Machenschaften und Grausamkeiten der Roten Khmer die letzten Greueltaten sind, die wir auf unserer Reise gesehen haben. Wir haben so viele Sachen erfahren (Hiroshima, Behandlung der Aboriginees und Maori, geheimer Krieg in Laos, Folgen des Vietnamkriegs, Rote Khmer), dass es langsam wirklich schwerfällt, das alles noch zu verdauen. Wir hoffen aber, dass wir es mit unseren Berichten schaffen, euch darauf aufmerksam zu machen, was in den entlegenen Ecken der Welt vorgefallen ist.

Angkor und Umgebung

Da wahrscheinlich schon jeder von den Tempeln von Angkor gehört und viele Bilder gesehen hat, fällt der Bericht dazu eher kurz aus: Wahnsinn! Das absolute Highlight unserer Reise!

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Fazit für Kambodscha
Was man über Kambodscha auf jeden Fall sagen kann: Hier gibt es die freundlichsten Menschen in allen von uns bereisten asiatischen Ländern. Endlich können wir uns entspannen und sorglos über die Straße laufen, ohne gleich unfreundlich belagert zu werden.

Die Moto-Fahrer machen viele Späße mit, Menschen auf der Straße lächeln zurück und die Wasserverkäuferinnen überraschen mit super Englischkenntnissen.

Was uns nicht so gut gefallen hat, dass hier hauptsächlich nur amerikanische Dollar akzeptiert werden (das Wechselgeld bekommt man aber in kambodschanischen Riel, so muss man ständig rechnen ob man auch wirklich das richtige Wechselgeld bekommen hat) und somit die Preise für ein einfaches Essen ziemlich hoch sind.

Ausblick für die kommenden Tage – Wochen – Monate
In Phnom Penh haben wir uns ein 60-Tage-Visum für Thailand besorgt. Dank eines Plans der thailändischen Regierung, um abgeschreckte Touristen (Aufstände, Besetzung des Flughafens in Bangkok, verschärfte Visabestimmungen) wieder ins Land zu bekommen, gab es dieses sogar kostenlos.

So haben wir uns pro Kopf 35 US-$ gespart und werden es uns an den Stränden von Thailand in der Nebensaison zu (hoffentlich) sehr günstigen Preisen noch weng gut gehen lassen. 60 lange Tage lang gut gehen lassen!

Sollte jemand vorhaben, uns kurzfristig noch zu besuchen – Jederzeit gerne! Wir werden ab 8. April bis Anfang Juni im Land sein, bevor es dann weiter in den Süden nach Malaysia und (mal wieder) Singapur und Hong Kong geht.

Dieser Artikel entstand während eines einjährigen Sabbaticals im April 2009.

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