Kalorien zählen - nein danke

Von Frischundknackig
Ich sage hier immer wieder, dass ich gegen das Kalorien zählen bin, aber ich habe nie eine knackige Begründung dafür geliefert. Also kommt hier jetzt zur Abwechslung mal ein ganzer Post über das leidige Thema. Vielleicht kann ich den ein oder anderen von euch ja überzeugen ;)
Das simple Prinzip vom Gewichtsverlust lautet: Kalorienverbrennung > Kalorieneinnahme. Allzu leicht lässt man sich dazu verführen, das wörtlich zu nehmen und sowohl die Verbrennung als auch die Einnahme zu tracken. Auch ich tracke meine Verbrennung notgedrungen mithilfe meiner Pulsuhr, allerdings war das für mich nicht der auschlaggebende Grund, eine Pulsuhr anzuschaffen. Meine Einnahme habe ich vor fast zwei Jahren ebenfalls getrackt und damit auch erfolgreich ganze drei Kilo in relativ kurzer Zeit abgenommen (allerdings hat mir da auch Liebeskummer geholfen). Aber etwa ein Jahr danach stand ich ungefähr beim selben Gewicht wieder. Kalorien zählen ist nämlich nicht nur lästig, sondern kann auch ganz schnell schief gehen.
Zunächst einmal sollte man sich bewusst sein, dass die Kalorien nicht untereinander gleich sind. Unsere Sättigung hängt primär nämlich nicht mit den Kalorien zusammen, die wir zu uns nehmen, sondern mit dem Volumen unseres Essens. Die Rezeptoren in unserem Magen senden erst ein Sättigungs-Signal aus, wenn der Magen bis zu einem gewissen Punkt gedehnt ist (bei übergewichtigen Menschen kann er auch überdehnen, deshalb gibt es Magenbänder-OPs etc.). Klar also, dass uns primär eine Suppe oder eine voluminöse Gemüsepfanne satter macht, als die selbe Kalorienzahl an Nüssen, Schokolade etc. Je nachdem was wir essen, können wir also schnell wieder hungrig werden, egal wie viele Kalorien wir zu uns nehmen. Der kritische Punkt hier sind Ballaststoffe und Wassergehalt. Aus beidem kann der Körper keine Energie ziehen, aber sie erhöhen das Volumen unserer Speisen und halten uns länger satt.
Aber selbst wenn wir auf das Volumen unserer Speisen achten, ist das noch lange kein Grund, die Kalorien zu zählen. Denn hier kommen die Makronährstoffe Fett, Kohlenhydrate und Proteine ins Spiel. Zehn Gramm Proteine oder Kohlenhydrate enthalten nämlich 40 Kalorien, während es bei zehn Gramm Fett schon 90 sind. Außerdem nimmt unser Körper die verschiedenen Nährstoffe unterschiedlich auf: Kohlenhydrate werden vor allem als Energiequelle genutzt. Je einfacher sie sind (Haushaltszucker vs. Vollkorn), desto schneller kann der Körper sie nutzen. Wir brauchen Fett, um fettlösliche Vitamine aufzunehmen und Schutzschichten in unseren Organen aufzubauen. Proteine reparieren Schäden im Körper und sind wichtige Baustoffe für Hormone und Enzyme. Proteine sind für den Körper am schwierigsten aufzunehmen, das heißt, er verbrennt am meisten Energie, um Kalorien aus Proteinen zu nutzen. Genauso ist es mit vielen anderen Stoffen in Lebensmittel. So ist beispielsweise die Energie, die der Körper braucht, um Sellerie zu verdauen, größer, als der Energiegewinn durch Sellerie. Dass wir eine entsprechende Menge an Kalorien einnehmen, heißt also noch lange nicht, dass unser Körper daraus die jeweilige Menge an Energie gewinnen kann.
Der springende Punkt ist also, dass wir zwar die Kalorienanzahl, die uns zur Verfügung steht, beschränken können. Aber das bedeutet nicht, dass man abnimmt, wenn man 1800kcal am Tag durch Schokolade zu sich nimmt. Selbst wenn das doch geschieht, verliert man nur Muskelmasse und Wasser, die beide sehr schnell wieder drauf sein können. Außerdem findet dann keine Umstellung im Kopf statt, weil man das Essen als verboten (=viele Kalorien) und erlaubt (=wenig Kalorien) einteilt.
Viele Experten raten dazu, dass man gerade am Anfang der Ernährungsumstellung Kalorien tracken sollte, um ein Gefühl für seine Tagesrationen zu bekommen. Ich finde das keine schlechte Idee, würde aber eher einen komplexeren Tracker wie den Cronometer empfehlen. Hier sollte man dann auch nicht auf die Kalorienzahl achten, sondern auf die Menge der Makronährstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Und am allerwichtigsten: Auf seinen Körper. Der weiß nämlich immer noch am besten, was wir brauchen.
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