Kais Kuschelhase

Gute-Nacht Geschichte Nr. 4 : Kais Kuschelhase

von Judith Johannsen

 

Die Zwillinge Kai und Ken wohnten in einem Zimmer. Heute Abend waren Mama und Papa weg. Wenn sie ausgingen, dann kam der Babysitter. Er hieß Arne und war schon neunzehn Jahre alt. Er war sehr lustig und Kai und Ken mochten ihn gern. Oft tobte er mit ihnen herum, später brachte er sie ins Bett. Und dann las er noch etwas vor.

Heute hatte Arne viel mit den Zwillingen getobt. Dabei war es richtig spät geworden. Er hatte ihr Zimmer angeguckt und gesagt: „Zuerst müsst ihr aufräumen. Dieses Tohuwabohu können wir nicht so lassen! Wenn dann noch Zeit ist, lese ich euch etwas vor.“

Ken hatte wie immer brav aufgeräumt. All seine Sachen tat er dorthin, wo sie hingehörten. Ken war immer so ordentlich. Kai fand es fürchterlich! Er war nämlich gar nicht so. Und gerade heute, wo es schnell gehen sollte, ärgerte es ihn besonders. Warum machte Ken es nicht wie er? Man konnte doch auch alles im hohen Bogen in die Holzkiste werfen. Sie stand in einer Zimmerecke. Das machte großen Spaß und ruckzuck, war der Kram weg! Kai war schnell fertig und musste nun auf Ken warten.

„Beeil dich mal, du Trödelheini“, schimpfte er mit seinem Bruder. „Wenn du so langsam bist, liest Arne nichts mehr vor!“

Gott sei Dank las Arne noch etwas vor. Dann sagte er den beiden „Gute Nacht“ und ging hinaus.

Ken nahm seinen Teddy in den Arm und schlief sofort ein. Kai aber lag wach und starrte an die Zimmerdecke. Wo war nur sein Kuschelhase? Wo hatte er ihn hingetan? Am liebsten hätte er Ken wieder aufgeweckt. Sein Bruder wusste bestimmt, wo der Hase war. Er wusste fast immer, wo Kais Sachen waren. Aber Kai hatte vorhin mit Ken geschimpft. Darum traute er sich nicht, ihn zu wecken. Er stand also auf und tappte im Dunkeln umher. Dabei stieß er gegen einen Stuhl, der krachend umfiel. Ken erwachte und setzte sich im Bett auf.

„Was ist denn los?“, murmelte er verschlafen.

„Ich suche meinen Kuschelhasen“, flüsterte Kai. „Weißt du, wo er ist?“

„Ja“, nickte Ken. „Er liegt ganz unten in der Holzkiste. Du hast vorhin alle Sachen auf ihn draufgeschmissen.“

Hatte Kai das wirklich getan? Er machte Licht und ging zur Kiste. Dann griff er hinein und wühlte sich durch Eisenbahnwaggons, Autos und Bauklötze. Plötzlich fühlte er weichen Stoff. Das war sein Kuschelhase! Als er ihn herauszog, sah das arme Tier ganz plattgedrückt aus. Er hatte ja unter all den Sachen gelegen. Das tat Kai jetzt richtig Leid! Er sollte wohl doch etwas besser aufräumen. Vor allem sollte er nicht einfach alles übereinander in die Kiste werfen! Kai drückte den Hasen an sich und kroch ins Bett zurück.

„Danke Ken“, sagte er leise. „Du bist gar kein Trödelheini. Du bist ein echt lieber Bruder. Schlaf schön!“


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