Kaffeegenuss hat einen Namen: Balthasar Kaffee Bar

Von Franz Bernthaler

Sie lieben Kaffee? Dann werden Sie mir für diesen Tipp ganz besonders dankbar sein. Mit der Balthasar Kaffee Bar gibt es im Zweiten nämlich einen Ort, der nicht nur bei Freunden von gepflegtem Kaffee, sondern auch von herrlich gutem, süßem Gebäck und Kunstliebhabern längst zum Fixpunkt avanciert ist. Warum, versteht man spätestens, wenn man selbst einmal dort war.

Von Tirol in die einzige Stadt Österreichs

Seit fast drei Jahren betreibt der Tiroler Otto Bayer in der Praterstraße 38 die Balthasar Kaffee Bar. Der Gastronomie ist aber schon weitaus länger zugetan, war er doch in seiner Heimat Tirol mehr als zwei Jahrzehnte als Koch tätig. Die Leidenschaft zum Kaffee hegt der ehemalige Haubenkoch nun schon lange: „1992 habe ich begonnen, mit intensiv mit Kaffee auseinanderzusetzen“, so Bayer.

Balthasar (c) Nicky Webb

Auf meine Frage, warum er den Orts- und Themenwechsel vollzog, erklärt er ersteren Umstand damit, dass seine Freundin aus Wien sei und als sie beschlossen, „es ist mal wieder Zeit für die Stadt“, kam nur Wien infrage, so Bayer. „Ich finde, Wien ist die einzige Stadt Österreichs“, fügt er an, ohne despektierlich klingen zu wollen. Beim Themenwechsel widerspricht er mir aber, denn es hat ihn immer schon gestört, dass man nach einem schönen, hervorragenden Essen keinen gescheiten Kaffee bekommt. „In den meisten Top Restaurants ist alles sehr gut – bis auf den Kaffee“. „Das kann nicht sein, dass der Gast einen schönen Abend erlebt mit perfektem Aperitif, einem toll gedeckten Tisch, fantastischen Speisen, auf‘s Brot wird Wert gelegt, beste Lebensmittel, tolle Weine passend zum Essen, nur der Espresso schmeckt unterirdisch“.

London und Seattle, vereint euch in der Praterstraße

Mit der Einrichtung haben sich Bayer und seine Freundin die Welt zu sich in den zweiten Bezirk geholt. Die völlige Um- und Neugestaltung der vormals an diesem Standort situierten, alten Videothek oblag als Architektin ebenfalls der Frau an Bayers Seite. Holz aus Bayers Heimat Tirol, das Regal von einem jungen Berliner Designer, Lampen aus Skandinavien und London. Bläulich gekachelter Barbereich, Holz und Bilder von im Vierteljahrestakt wechselnden Künstlern, im Moment vom Tiroler Johann Meindl. Zum Wohlfühlen schön!

Balthasar (c) Nicky Webb

Herzstück allerdings ist die Kaffeemaschine von Slayer, die sofort ins Auge sticht, wenn man die Kaffee Bar betritt. Nicht nur ästhetisch, auch technisch ist sie einzigartig und besonders. Sie „wird in Seattle mit der Hand gebaut und gilt im Moment als die Maschine“, erzählt Bayer nicht ohne Stolz. „Wir sind die Einzigen in Österreich, die eine dreigruppige Slayer haben und die Einzigen im weiteren Umkreis, deren Maschine voll customized ist“. Was so viel bedeutet, dass man sich Farbe und Material sämtlicher Elemente der Maschine selbst zusammenstellen kann. Die Slayer im Balthasar hat etwa eine transparente Rückwand, hochglanzpolierte X-Frames, weißes Eichenholz.

Abgesehen vom Design „arbeitet die Maschine mit einer komplett anderen Technik.“ Wie man sich das vorstellen kann? „Normalerweise wird der Kaffeekuchen [der gemahlene Kaffee, der in dem Sieb drinnen ist] für zwei Sekunden angefeuchtet, dann der Druck auf 9 Bar erhöht, dann wird durchgedrückt. Aber bei Slayer beginnt das Befeuchten komplett ohne Druck. Dieses Befeuchten dauert ca. 20 Sekunden, bis der erste Kaffee herauskommt. Erst dann erhöht sich der Druck. In dieser ganzen Zeit, in der der Kaffeekuchen befeuchtet wird, lösen sich wahnsinnig viele Aromen.“ „Es dauert halt ein bissl länger“, aber das Ergebnis spreche für sich. „Man muss wahrscheinlich nur eine gehörige Portion Verrücktheit mitbringen, um sich diese Maschine zu kaufen“, lacht der Tiroler.

Der Champagner des Kaffees

Den Kaffee bezieht Bayer von seinem langjährigen, guten Freund Leonhard Wild, „weil er zu den talentiertesten Röstern gehört, die wir in Mitteleuropa haben“. Dieser betreibt die Wildkaffee Rösterei in Garmisch-Partenkirchen. Eine Hausblend führt das Balthasar, die es immer gibt. Sie vereint Bohnen aus Brasilien, Äthiopien und Guatemala. Alle anderen Kaffees sind Single Origins, also aus einzelnen Herkunftsländern, und wechseln laufend. In den vergangenen drei Jahren konnte man schon um die 70 verschiedenen Sorten im Balthasar verkosten.

Geisha-Wochen sind im Moment übrigens gerade in der Balthasar

Balthasar (c) Nicky Webb

Kaffee Bar, den trinkt man als Filterkaffee, lerne ich. Geisha-Kaffee wird auch als der Champagner unter den Kaffees bezeichnet. Denn er ist im Anbau „sehr picky“, rar und der Kilopreis des Rohkaffees ist dementsprechend um ein Vielfaches höher als bei anderem Kaffee. Drei verschiedene Geishas kann man momentan in der Balthasar Kaffee Bar verkosten. „Geisha ist immer ganz zarter, filigraner und leichter Kaffee, mutet schon fast wie Tee an, hat meistens florale Aromen wie Jasminblüten, Orangenblüten.“

Das Süßgebäck bezieht die Kaffee Bar im Zweiten größtenteils von der Wiener Bäckerei Felzl, die Patisserie kommt auch direkt hier aus dem Zweiten. Klare Empfehlung für Briochekipferl, Croissant – innen fluffig, außen knusprig – und Pain au Chocolat an dieser Stelle.

Rezept für den perfekten Tag

Woher kommt aber eigentlich der Name seiner Balthasar Kaffee Bar, will ich abschließend noch wissen. Namensgebend war sein Großvater, lächelt der Gastgeber, und spannt damit den Bogen zurück in seine Heimat Tirol.

Otto Bayer hat sich die Welt in seine Kaffee Bar geholt und damit einen Ort geschaffen, an dem man eine Auszeit von geschäftigen Tagen genießen oder seinen Tag gleich in perfekt gemütlicher Art und Weise beginnen kann. Ein Kaffee im Balthasar, dazu ein herrliches Croissant und der Tag kann nur gut werden!

Balthasar Kaffee Bar
Praterstraße 38, 1020 Wien

MO-FR 7:30-19 Uhr SA 9-17 Uhr

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