Berlin, 25. September 2014
Quelle: Deutsche Röstergilde
Kaffee-Produzenten, Rohkaffee-Händler, Importeure, Großhändler, Coffeeshop-Betreiber, Baristi, Maschinen-Hersteller, Koffein-Freaks und Trendsetter trafen sich auf dem kaffeecampus im Kosmos Berlin vom 17. bis 19. September 2014. Von der Deutschen Röstergilde e.V. initiiert, bot der Kongress neben national und international angereisten Ausstellern (rund 50) viele themenspezifische Podiumsdiskussionen, Vorträge und Workshops für Profis und Anfänger (rund 100).
4. Kaffeecampus im Kosmos in Berlin, September 2014 (außen)
4. Kaffeecampus im Kosmos, Berlin, September 2014 (innen)
Zeitgleich richtete die SCAE (Speciality Coffee Association of Europe) die deutschen Meisterschaften der Baristi, die sogenannte Kaffee‐Olympiade, in fünf unabhängigen Disziplinen aus. Die Besten der Branche zeigten in unterschiedlichen Disziplinen, warum sich Kaffee in seiner Komplexität und Vielseitigkeit nicht hinter Wein und Whisky verstecken muss und warum es sich lohnt, sich mehr mit dem Thema Spezialitätenkaffee zu beschäftigen. In den folgenden Disziplinen wurden jeweils die Deutschen Meister ermittelt, die Deutschland bei der Weltmeisterschaft vertreten.
14. German Barista Champion – GREGOR DATTNER
• German Barista Championship (9 Teilnehmer) – 14. deutscher Barista Champion ist GREGOR DATTNER, Barista bei Espressone im fränkischen Cadolzburg
• German Latte Art Championship (12 Teilnehmer) – 10. deutscher Latte Art Champion ist MARKUS BADURA
• German Cup Tasters Championship (13 Teilnehmer) – 9. deutscher Cup Tasters Champion ist MATEUSZ PETLINSKI
• German Brewers Cup Contest (10 Teilnehmer) – 4. deutscher Brewers Cup Champion ist DANIEL MULIYANTO
• German Coffee in Good Spirit Championship – wurde nicht ausgetragen, da die Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht wurde
Die jeweiligen Sieger vertreten Deutschland bei den Barista‐Weltmeisterschaften 2015 in Seattle, USA (9.‐12. April 2015) und den Latte Art, Brewer’s Cup, Coffee in Good Spirit sowie Cup Tasters Meisterschaften im schwedischen Göteborg vom 16.‐ 18. Juni 2015.
Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Vorträgen, Workshops, Kaffee-Wettbewerben konnte vermutlich jeder sein individuelles Thema finden, das er mehr oder weniger intensiv verfolgte. Aussteller, Karlsbader Kanne Cup, Brewers Cup, Barista Championship, Vorträge über Wasser, Rösten und die Qualitätssicherung bei Rohkaffee interessierten mich in diesem Jahr besonders. Hier einige Eindrücke:
Namhafte Rohkaffee-Händler wie InterAmerican Coffee präsentierten sich auf dem Kongress
Rohkaffee aus Rwanda – die Karengera washing station ist Partner der Röstergilde
Jörn Giorzolla, Vize-Champion beim 1. Karlsbader Kannen Cup und Röstmeister bei der Speicherstadt Kaffeerösterei in HH
SanRemo Espressomaschine vorgestellt von John Gordon, Square Mile Coffee Roasters, London
4. Brewers Cup Contest
Neues HARIO Produktdesign für Wasserkessel , Kaffeeglasbehäter und Kaffeefilter
Messepremiere für die Firma Wilk Gourmetgroup aus Höxter/Westfalen
Handgefertigte Unikate aus Kaffeeholz von und mit Sebastian Klafka von www.canophera.com
Austragung des 1. Karlsbader Kannen Cups
Die Karlsbader Kanne hat eine fest verwurzelte Tradition im Kaffeebusiness und feiert derzeit ein großes Revival. Da liegt es nahe, ihr eine eigene Meisterschaft einzuräumen. Diese Meisterschaft verbindet die Arbeit des Cup Tasters mit der des Baristas. Es gilt den besten Filterkaffee zu brühen, ohne Papier‐ oder Metallfilter. Die Karlsbader Kanne ist eine reine Filtrationsmethode, die weder Fremdgeschmäcker verursacht, noch einzelne Komponenten des Kaffees übergeht. Das macht sie zur komplettesten Zubereitungsmethode, die international bekannt ist. Röster und professionelle Cuptaster greifen zunehmend auf die Karlsbader Kanne zurück, um einen Kaffee maßgeblich zu beurteilen. Zubereitet wurden hauptsächlich fruchtige Spezialitätenkaffees aus den im Trend liegenden Ursprungsländern Kenia und Äthiopien. Mit der Faustformel-Rezeptur: 6 bis 8 Gramm/100 ml und einer groben Mahlung.
Gewonnen hat den 1. Karlsbader Kannen Cup Paula Mendes-Alio, Barista von der Speicherstadt Kaffeerösterei, Hamburg
Paula Mendes-Alio, Barista Speicherstadt Kaffeerösterei in Hamburg konzentriert sich auf ihre Präsentation beim 1. Karlsbader Kannen Cup
Wasserverkostung bei BWT water + more mit Wassersommelier Arno Steguweit und Meister-Barista Nana Holthaus-Vehse
Ein Wasser schmeckt kräftiger, je mehr Mineralien darin gelöst sind. Daher sollte auch beim Kaffee- sowie beim Weingenuss darauf geachtet werden, welches Wasser dazu getrunken wird. Die Faustformel lautet: Zu leichten Weißweinen eignen sich v.a. stille und leicht kohlensäurehaltige Mineralwässer. Zu kernigen Rotweinen passen dagegen dezente, stille Wasser, so Steguweit.
Wassersommelier Arno Steguweit (li.)
Von links: Nana Holthaus-Vehse, Katharina Truzka (Marketing Manager BWT), Arno Steguweit
Kaffee besteht zu 98 % aus Wasser. Gerade deshalb spielt das Wasser bei der Zubereitung eine entscheidende Rolle. Warm, abgestanden oder bereits aufgekocht wirkt es sich negativ auf den Geschmack des Heißgetränks aus. “Zum Aufbrühen sollte daher nur frisches, gefiltertes Wasser benutzt werden”, sagt Meister-Barista Nana Holthaus-Vehse. Wasser mit mittlerem Härtgrad sei die ideale Grundlage für einen guten Kaffee.
Vortrag von Meister-Barista Nana Holthaus-Vehse
Für den perfekten Geschmack und optimales Aroma soll die “Magenesium-Technologie der BWT-Filterkartusche aus dem Magnesium Mineraliser” sorgen, so Holthaus-Vehse weiter. Es handelt sich dabei um eine Filterkartusche mit einer patentierten Magnesium-Technologie, die das Leitungswasser filtert und dabei mit Magnesium mineralisiert. Im Ergebnis soll das gefilterte Wasser durch den Geschmacksträger Magnesium für einen samtweichen, runden, harmonsischen Geschmack sorgen.
Konkret sollen damit deutlich mehr Aromen und feine Fruchtsäuren aus dem Kaffee extrahiert werden und bei der Espressozubereitung sogar für eine stabilere Crema sorgen. Zusätzlich werden Kalk sowie Geruchs- und geschmacksstörende Stoffe entfernt.
BWT-Tischwasserfilter 2,7 Liter Gourmet Edition, Bildquelle: BWT
Da jedes Leitungswasser in jeder Region, in jeder Stadt sogar in jedem einzelnen Gastronomiebetrieb oder privaten Haushalt (Altbau, Neubau) anders sein kann, muss es jeder für sich – vielleicht zunächst mit einem Tischfilter – ausprobieren. In jedem Fall ist Wasser nicht gleich Wasser, das hat die Verkostung bei Steguweit eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Von trocken, stechend, bitter bis hin zu zu weich und elegant reichte das Geschmacksspektrum bei der Wasserverkostung.
Workshops “Rösten” mit Trainerin Daniela Nowitzki von den PROBAT Werken
Rösten ist ein thermischer Prozess. Wie und auf welche Arten erfolgt die Wärmeübertragung auf die Bohne? Wie wirken sich diese auf die Aromaentwicklung in der Bohne aus? Welche grundlegenden chemischen und physikalischen Änderungen finden während des Röstens statt? Nach kurzem Ausflug in die theoretischen Grundlagen des Röstens, wurden anhand von Röstungen mit unterschiedlicher Dauer (schnell, mittel, lang) die Zusammenhänge von eingesetzter Wärmeenergie, Temperaturen und Röstzeiten in praktischen Beispielen von Trainerin Daniela Nowitzki, erläutert.
Wärmeenergie, Temperaturen und Röstzeiten im Praxistest
Identische Röstfarbe bei identischer Zeit = identischer Geschmack? Dieser Frage ging der zweite Workshop anhand verschiedener Röstprofile für einen Kaffee nach. Welchen Einfluss hat das Temperaturprofil? Was passiert, wenn man gezielt die Zeit bis zum First Crack variiert? Anhand der Röstprofile der Kaffees wurde aufgezeigt, warum es sich lohnt, mehr als “nur” Röstfarbe und finale Röstzeit im Auge zu behalten.
Röstprofile variieren: Was passiert, wenn man gezielt die Zeit bis zum First Crack variiert?
Und auch bei ihrem Vortrag zum Thema Blends überzeugte Nowitzki mit ihrem Wissen über Blending-After-Roasting oder Blending-Before-Roasting (oder sogar Blending-After-Grinding…): Nach dem Grundsatz: allen Mischungsphilosophien voraus geht die Auswahl der Kaffees, die zweifelsohne zueinander passen müssen. Nur, was passt überhaupt zueinander? Was kennzeichnet eine “gute” Mischung? Sie gab dazu praktische Tipps zu möglichen Herangehensweisen, um zum gewünschten sensorischen Ergebnis zu kommen.
Workshop mit Trainerin Daniela Nowitzki von den Probat Werken