Kaffee; nix Unwichtiges!

Kaffee; nix Unwichtiges!

Nach einem Kaffee schnappten wir uns mal ein Buch und wählten willkürlich eine Seite aus. Was wir vorfanden, war recht erstaunlich. Es handelte über das erste Kaffeehaus im osmanischen Reich, also geht es um Istanbul und die weitere Entwicklung. Die anekdotenartige Geschichte hätte ich euch gerne übersetzt, doch somit hätte ich den Meistererzähler Iskender Pala nur mit meiner schlechten Übersetzung geschmäht. Ich hoffe, das Buch wird irgendwann mal aus dem Türkischen in das Deutsche übersetzt. Ganz nebenbei, es handelt sich um das Buch “Kahve Molasi” (Kaffeeauszeit ganz schlecht übersetzt).

Das erste Kaffeehaus wurde 1554 in Istanbul eröffnet. Die ersten Verkäufer waren ein Kaufmann namens Halep und ein von dem Autor als Mensch mit weichem Herz beschriebener Mann namens Sems. Schon kurz darauf trafen sich gebildete Leute zu Gruppen von 30 Leuten zusammen. Man las Bücher, manche trugen Poesie vor, manche spielten Schach und Backgammon. Manchmal wurden neue lyrische Texte mitgebracht und man sprach über Gedichte und Literatur. Später trafen sich dort Menschen, die Übergangsarbeitslose waren und einen Zeitvertreib suchten. Die obere Schicht der Gesellschaft konnte sich diesem Reiz auch nicht entziehen. Jede Gesellschaftsschicht war in den Kaffeehäusern anzutreffen. Von Imamen bis zu Muezzinen. Es ging sogar soweit, dass die Moscheen weniger besucht wurden, als die Kaffeehäuser. Islamkundige redeten dann davon, dass  die Kaffeehäuser ein Hort des Bösen und der Kaffee wegen seiner Zubereitung Haram seien. Sultan Murad III. versuchte diese Häuser zu schließen, doch war er auf ganzer Linie erfolglos. So kam es schließlich dazu, dass es keinen im Lande gab, ob klein oder groß, der kein Kaffee trank.

Doch leider hatten die Osmanen es nicht fertig gebracht, die Kaffeekultur beizubehalten und nach und nach war es ein Ort, wo es viel Lästerei gab und verwandelte sich in einen Platz, der nur noch von den gescheiterten, wirtschaftlichen und seelischen Existenzen besucht wurde. Heute ist es leider ein Ort, wo jede schlechte Angewohnheit, Glücksspiele und sinnloser Zeitvertreib ihren Platz haben.

Sollte es denn nicht ein Ort der Kultur, Poesie und der Zurückgewinnung der Menschen an die Gesellschaft sein?

Es ist schon einige Jahre her, als ich mit einigen Freunden in Travnik, Bosnien Herzogowina, in einem recht schönen Kaffeehaus saß. Wir hatten uns kurz zuvor die Madrasa dort angesehen und uns dort mit einem Schüler, der vorher in Deutschland gelebt hat, geredet. Auch im Kaffee fanden wir ein paar junge Menschen, die Cevapcici aßen, mit denen wir uns auf  Türkisch unterhalten konnten. Nur so nebenbei gesagt kann man in Bosnien mit Englisch, Deutsch und Türkisch prima auskommen.

Wir bestellten uns türkischen Kaffee. Die oben beschriebene Kaffeekultur ist zum Glück in Bosnien noch erhalten geblieben. Zu unserem Erstaunen jedoch brachten sie uns diesmal ganz ungewohnt auch eine Schachtel Streichhölzer und eine Zigarette. Den Grund sollten wir auf einer Tafel an der Wand erfahren. Diese Geschichte hatte ich schon oft gehört, aber ich wusste natürlich nicht, dass die Geschichte, wenn man ihr glauben kann, dort geschehen ist.

In der Geschichte heißt es, dass ein Hodscha in diesem genannten Kaffee in Bosnien saß und versuchte neben seinem Kaffee Tabak zu rauchen. Dies schaffte er leider nicht ohne Weiteres, als gerade ein Junge rennend ankam und ihn schnell nach Hause rief, weil sein Vater am Sterben lag. Der Hodscha sagte, dass er sofort kommen würde, doch auch nach dem zweiten Ruf des Jungen hatte der Hodscha es nicht geschafft, seinen Tabak anzuzünden. Beim dritten Ruf des Jungen war er nun sauer und sagte:  ” Oglum, Baban Imansiz gider, ama bu Kahve dumansiz gitmez!” [Dein Vater  mag ohne Iman (von uns) gehen, aber dieser Kaffee geht ohne  diesen Rauch nicht (Gemeint natürlich, dass man den Kaffee ohne den Rauch nicht trinken kann)]“

Auf türkisch ist der ursprüngliche Satz natürlich lustig!


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