Wer wie ich mit entfesselten Systemblitzen arbeitet und nicht Canon oder Nikon nutzt kennt vielleicht das Problem: Für Marken wie Olympus und Panasonic gibt es aktuell kein Funksystem das TTL unterstützt (wobei, wie ich hier berichten kann, kein System nicht ganz richtig ist).
Zwar arbeite ich ausschließlich mit manuellen Blitzeinstellungen wenn ich kabellos blitze, doch die TTL-Systeme bieten den Vorteil, dass sich die Blitzleistung von der Kamera aus einstellen lässt. Die reinen Funkauslösesysteme, die sich bei jeder Marke nutzen lassen, erfordern, dass die Blitzleistung am Blitz eingestellt wird. Das bedeutet, dass für eine Änderung der Lichtstimmung ein Spaziergang zu allen Blitzen notwendig wird. Bei mir sind das in der Regel drei. Ein Blitz nach dem anderen muss dann auf Augenhöhe heruntergelassen oder hochgehoben und manuell justiert werden. Entspricht das Resultat nicht den Vorstellungen wiederholt sich der Rundgang. Ich will so nicht arbeiten.
Zwar erlauben die Systeme für das kabellose Blitzen der Hersteller auch entfernte Blitze von der Kamera aus zu steuern, nur kommunizieren diese nicht über Funk sondern über Lichtsignale. An sich funktioniert das relativ gut, allerdings nur wenn die entfesselten Blitze die Steuersignale des Masterblitzes sehen.
Leider kommt es viel zu oft vor, dass der Sichtkontakt zwischen Master und Slave blockiert ist. Das kann sein, weil sich ein Objekt dazwischen schiebt – das kann auch einmal das Modell sein. Den Blitz bewusst hinter einem Objekt zu verstecken oder ihn in einen Schirm blitzen lassen und sich hinter den Schirm stellen geht also nicht. Sonnenschein kann die Lichtsignale überstrahlen und verhindern, dass das System funktioniert. Und wenn man nicht gerade in engen Räumen mit weißen Wänden arbeitet ist es kaum möglich Blitze aus zwei verschiedenen Richtungen auf das Modell zu richten – nach meiner Erfahrung geht das mit dem Olympus-System noch weniger als mit Nikons CLS.
Wegen der beschriebenen Probleme liebäugelte ich schon lange mit einem Funk-TTL-System und als ich noch mit Nikon arbeitete stand ich schon kurz vor der Bestellung. Doch dann haben es mir Olympus’ OM-Ds angetan und ich habe das System gewechselt, nicht zuletzt auch in der Hoffnung, dass die Hersteller von Funk-TTL-Systemen früher oder später auch MFT-Blitze unterstützen. Bislang habe ich allerdings noch kein Gerücht vernommen, dass eine solche Unterstützung irgendwo geplant ist.
Umso aufmerksamer wurde ich, als ich von der Aokatec-Lösung gehört habe. Deren Lösung klingt abenteuerlich: Die Lichtsignale des Masterblitzes werden von einem Sender aufgenommen, in Funksignale umgewandelt, an die Empfänger geschickt und dort wieder als Lichtsignale an die Augen der Slaveblitze übertragen. Das folgende Video demonstriert das System in der Praxis:
Ganz geheuer war mir die Idee nicht, doch da es die bislang einzige Lösung ist mit meinen MFT-Kameras die Probleme der Lichtsteuerung zu umgehen habe ich mich vor einiger Zeit dann doch entschieden einen Satz aus Sendern und Empfängern zu ordern. Zunächst versuchte ich es direkt beim Hersteller in China, wo allerdings zur Zeitpunkt meines Bestellversuchs gar nicht ausreichend Empfänger zu ordern waren. Außerdem blieben Anfragen via Mail schlicht unbeantwortet – nicht gerade vertrauenserweckend.
Dennoch wollte ich es unbedingt probieren und habe deshalb bei Amazon nach Aokatec gesucht. Bei Amazon Deutschland blieb die Suche ohne Erfolg, doch bei der Suche über amazon.com landete ich Treffer. Also habe ich einen Sender/Empfänger und zwei weitere Empfänger aus der USA bestellt. Keine Schnäppchen scheint mir, denn zu Amazons Preisen gesellten sich noch Versand und Zoll. Aber in der Not frisst der Teufel das Brot.
Zunächst einmal wird für die Produkte zwar eine Unterstützung für Canon, Nikon und Sony angegeben, nicht aber für Olympus oder Panasonic. Laut meinen Recherchen sollte es dennoch funktionieren (was ich mittlerweile bestätigen kann).
Die Sets werden mit allem geliefert, was für den Einsatz erforderlich ist, inklusive eines Klebe-Klett-Systems mit dem sich der Sender am Masterblitz anbringen lässt. Die Materialqualität macht einen lausigen Eindruck und ich habe das System bei mir schon einmal unter Verbrauchsmaterial verbucht – Langlebigkeit würde mich überraschen. Bei einem Kopf eines Kabels für die Signalübermittlung an den Slaveblitz war bereits nach der Entnahme der Deckel abgefallen, was ich fachmännisch mit Superkleber reparierte – eine Rücksendung in die USA kam in meinen Augen nicht in Betracht.
Trotzdem habe ich den Kauf (noch) nicht bereut, denn das System arbeitet einwandfrei. Zwar konnte ich es nicht dazu bringen meinen Metzblitz zu steuern, was aber wohl eher am Auge des Blitzes liegt als am Aokatec-System. Sollte es – bei entsprechend sorgfältiger und vorsichtiger Behandlung – einige Zeit halten ist es eine absolute Bereicherung für meine Arbeit mit entfesselten Blitzen. Endlich keine endlosen Tricksereien mehr um Sichtkontakt zwischen Master und Slave herzustellen und auch keine engen Einschränkungen bei der Platzierung der Blitze.
Der liegende Blitz ist mein Metz als Master. Darauf ist via Klettverschluss der Aokatec-Sender montiert. Wie der die Lichtsignale aufnimmt ist mir ein Rätsel aber im Studio funktioniert es einwandfrei und laut dem Filmchen oben sollte es auch im prallen Sonnenlicht kein Problem sein.
Die drei Empfänger. Billigstes Material aber funktional einwandfrei.
Der Sender sieht exakt aus wie die Empfänger, trägt aber die Aufschrift TX statt RX.
Das Auge des Blitzes und der Kopf des Aokatec-Systems der dem Blitz die Lichtsignale übermittelt.
Und so sieht es aus wenn das Kabel am Blitz montiert ist. Simpel aber effektiv.