Kabale und Liebe – Florian Holzmann

Studiobühne TWM

 

Ich stelle es mir immer schwer vor, einen Klassiker der Theaterliteratur zu inszenieren. Gerade als junger Regisseur möchte man die alte Geschichte entstauben und modernisieren und trotzdem die wunderschöne alte Sprache beibehalten. Dieser Spagat gelingt leider nicht immer (ich habe schon zwei Inszenierungen von Schillers Liebesdrama gesehen, bei denen ich mit der Langeweile kämpfen musste). Doch Flo Holzmann hat die Aspekte Moderne und Sprache geschickt vereint.

Zum Einen wurde der Text radikal gekürzt, was gerade alten dialoglastigen Stücken gut tut. Zum anderen hat er andere Texte eingefügt, die die drei Hauptfiguren Luise, Ferdinand und Lady Milford als Monologe sprechen und so ihren Gefühlen mehr Ausdruck verleihen können, als es der Originaltext hergeben würde. So eröffnet Lady Milford zum Beispiel die Vorstellungen mit einem Text aus Schillers „Die Räuber“ (bitte verbessern, falls ich mich da falsch erinnere) und betrauert so den Tod Ferdinands. Mit den anschließenden Worten „Kabale und Liebe von Friedrich Schiller“ leitet sie dann die Handlung ein, sozusagen als Rückblick. Die Geschichte scheint sowieso aus ihrer Sicht erzählt zu werden, da sie von Anfang an auf der Bühne ist und meistens mit dem Rücken zum Publikum auf einem eigenen Podest sitzt. Lisa-Marie Höke ist eine sehr überzeugende Lady Milford. Eigentlich kümmert sich ihre Figur durchaus um andere Menschen und träumt von der wahren Liebe und einem unabhängigen Leben, aber anderen gegenüber bewahrt sie ihre kalte, arrogante Fassade. Als sie auf die ehrliche Luise trifft reißt diese Fassade jedoch ein. Mira Huber als Luise zeigt die Entwicklung ihrer Figur von dem naiven, verliebten Kind zur verzweifelten und gebrochenen Frau so deutlich, dass man als Zuschauer wirklich mitleidet. Etwas schwächer gegenüber den Frauen wirkt Fionán Ó Dúill als Ferdinand, doch auch er bringt die durchaus gemischten Emotionen seiner Figur gut rüber und war vor allem in den aggressiveren Szenen kann er überzeugen.

Ein Mensch, dem man nicht alleine in der Nacht begegnen möchte ist Sekretär Wurm, gespielt von Max Horch. Er gibt den schleimigen, lüsternen Intriganten, der bereitwillig das Leben seiner Mitmenschen zerstört, um an sein Ziel zu kommen. Unklar war mir nur, warum Wurm die ganze Zeit wie von der Tarantel gestochen auf der Bühne herum rennt, was meiner Ansicht nach nicht zu der selbstbewussten Art der Figur passt.

Eine geniale Idee des Regisseurs war es, die Figuren der Eltern nicht auf der Bühne auftreten zu lassen, sondern nur ihre Schatten hinter drei Leinwänden zu zeigen. Somit bleiben den Darstellern Lukas Rehm, Max Trummer und Maria Gerlinger nur Gestik und Stimme, um ihre Rollen auszufüllen. Durch diesen Trick liegt der Fokus die ganze Zeit über auf dem Liebesdreieck (Luise, Ferdinand, Milford), die die ganze Zeit auf der Bühne sind. Außerdem gibt das Schattenspiel den Figuren etwas Bedrohliches, vor allem wenn die Schatten größer werden und schließlich das Licht komplett verdecken. Umso stärker ist es dann, wenn die Väter tatsächlich auftreten und die Plätze hinter den Leinwänden mit ihren sterbenden Kindern tauschen.

Das Einzige, was man an der Inszenierung aussetzen könnte sind die wenigen akustisch schwer verständlichen Stellen, wenn die Darsteller schnell oder laut reden und dann gerne mal die ein oder andere Silbe verloren geht.

Ansonsten ist auf der Studiobühne eine von vorne bis hinten gelungene Inszenierung zu sehen, bei denen es keine Sekunde der 90 Minuten lang langweilig wird. Der tosende Applaus am Ende für Darsteller und Regisseur war mehr als verdient.

Die morgige Vorstellung ist bereits wie die Premiere ausverkauft. Für Donnerstag gibt es noch die ein oder andere Karte unter [email protected]

 


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