Jutta Ditfurth liest im März in drei Thüringer Städten

Jutta_Ditfurth_baron_juden_nazisJutta Ditfurth stellt ihr Buch “Der Baron, die Juden und die Nazis” im März auch in drei Thüringer Städten vor. Diese Lesungen mit Bildern und Diskussion finden statt am 19. März im Kahlaer Rathaus, am 20. März im Historischen Rathaus Schmalkalden und am 21. März in der Volkshochschule Suhl. Beginn ist jeweils 19 Uhr.

In einem diesbezüglichen Gespräch mit der Tageszeitung “junge Welt” hat die Autorin u.a. über den Antisemitismus nicht nur der Nazis dies ausgeführt:

Der christliche Antijudaismus war die Ideologie der herrschenden Klasse und damit die des christlichen Adels.

Es gab immer mal wieder individuelle Ausnahmen und fast freundschaftliche Beziehungen zwischen einigen wenigen fürstlichen Herrschern und einzelnen Juden, meist sehr gebildeten, welterfahrenen ‘Hofjuden’ oder Bankiers. Aber gerade die klügsten unter ihnen wußten nur zu genau, daß sie dieser Freundschaft auf Dauer nicht trauen konnten. Allzu oft wurden Progrome von Mächtigen angestiftet und dienten als Ventil für das unzufriedene Volk bei gleichzeitiger schlagartiger Entschuldung des jeweiligen Herrschers. (…)

Mit Luther und seinem Protestantismus wurde die Sache noch schlimmer. Sein Aufruf zur Unterwerfung der Bauern unter den Adel war verknüpft mit wutschäumenden Mordaufrufen gegen die Juden.

In der laufenden Lutherdekade ist das kaum ein Thema. In einer Diskussion mit Margot Käßmann in der Leipziger Thomaskirche war ich schockiert, wie stark sie den Judenhaß Luthers, der den Protestantismus so stark prägte, herunterspielt.

Jutta Ditfurth geht sehr deutlich auch darauf ein:

Ich belege, (…) daß der adlige Blutreinheitswahn eine frühe Quelle des NS-Faschismus war. Der Adel in seiner Mehrheit, auch das ist ein deutsches Tabu, war nicht etwa antifaschistisch oder ‘nur’ Mitläufer, sondern konstituiv für den deutschen Faschismus.

Das gilt auch für die Mehrheit der adligen ‘Helden’ vom 20. Juli 1944. Das Attentat auf Hitler wurde erst versucht, als klar war, der Krieg würde verloren gehen, also erneuter Macht- und Eigentumsverlust wie 1918 drohte.

Um die Verhandlungssituation mit den Alliierten zu verbessern und zu retten, was immer möglich war, galt es, sich vom System, daß man selbst mitgeschaffen hatte, abzusetzen.
Das sind offensichtlich die härtesten Tabus von allen.

SRK

Jutta Ditfurth: Der Baron, die Juden und die Nazis. Reise in eine Familiengeschichte. 400 S. Hardcover. Verlag Hoffmann & Campe. Hamburg 2013. 21,99 Euro. ISBN 978-3455502732

[Erstveröffentlichung Freigeist Weimar]


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