Justine privat – Sonnenbrillen Liebhaber

Von Justinewynnegacy

Bildbearbeitung: http://mary-buecherblog.blogspot.de/


Die Nacht ist schon vorrangeschritten und wir durchqueren in einer kleinen Gruppe durch die dunklen Straßen. Der Pegel ist hoch genug um die Kälte nicht mehr zu spüren und die Gespräche sinnvoll erscheinen zu lassen.Während der Anfänge meiner 20er dachte ich genau das wäre das absolute Ultra – betrunken, bekifft und bereit zum Sex. Inzwischen langweilt mich das Ganze jedoch schrecklich. Wir gehen in eine kleine versiffte Bar die ich zu lieben gelernt habe und setzten uns an die Bar. Die Jungs bereden angeregt die neuesten Musiksachen von denen ich nichts verstehe und ich sehe mich um. Neben mir sitz einer dieser Versuchs Hipster mit Sonnenbrille und Vollbart. Ich habe es aufgegeben mich zu fragen warum man in einer rauchigen Spelunke eine Sonnenbrille tragen muss – wahrscheinlich war ich meinem ganzen Leben noch nie so high wie er in diesem Moment und das ist vollkommen okay. Es wird ein Joint herum gereicht und er hält ihn mir entgegen wie einen heiligen Gral. „Nein, danke“, bringe ich nur angewidert heraus, denn in seinem Bart hängen noch die Chips die er wahrscheinlich vor Stunden gegessen hat. Ich nehme aus Prinzip keine Joints von Fremden an. Schon gar nicht wenn deren Bart eine größere Persönlichkeit hat als sie selbst. „Bist wohl spießig …“, meint er höhnisch und sieht mich durch die dunklen Gläser hindurch an. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und frage mich was an meiner Erscheinung spießig ist nur weil ich keine Drogen konsumieren möchte. Hinter ihm ziehen seine Freunde ganz unauffällig etwas durch die Nase.
Für mich sind diese Aktionen immer wie schlechte Imitate einer Pulp Fiction Szene. Er reicht den Joint weiter und beginnt sich eine Zigarette zu drehen. Mit dieser Aktion erinnert er mich an meinem Exfreund was die Sympathie nicht unbedingt steigert. Ich kann mit diesen deplatzierten Ecstasy-Jüngern nichts anfangen. Er wirft sich eine kleine Wunderpille ein die dafür sorgt, dass es sich nicht so anfühlt als würde er sein Leben wegwerfen und steckt sich eine Kippe an. Es scheint gerade angesagt zu sein von möglichst allem mehr zu konsumieren als man verträgt.Der Tabak ist so krümelig das einige Funken auf seine schlechtsitzende Jeans fallen, doch er macht sich nicht einmal die Mühe sie wegzuklopfen. Das perfekte Opfer unserer Gesellschaft – immer dem neusten Trend hinterher und immer möglichst drauf dabei. Hauptsache man fühlt sich zumindest eine Sekunde lang nicht wie ein völliger Versager. Ich verziehe das Gesicht noch mehr und nippe an meinem Whiskey Cola. Ohne, dass ich ihn darum gebeten habe redet er von seinem Uni-Alltag und den fast täglichen Exzessen. Es widert mich zutiefst an mir seine „Heldentaten“ auch nur vorzustellen. Einer seiner sogenannten Freunde erbricht sich hinter ihm und wird unsanft aus dem Laden geschoben. Er meint, dass er nun weiterziehen müsste und fragt ob ich mitkomme, doch ich winke ab. „Biste bei Facebook?“Ich bin kurz davor zu lügen, sage dann jedoch: „Kannst ja mal schauen ob du mich findest …“ Er stolziert davon und rempelt dabei ein paar Leute an. Muss ja auch wirklich schwierig sein vollkommen high mit einer Sonnenbrille herumzulaufen …
Ich bin zu alt für diesen Scheiß …