Justine privat – Nazis in der Bahn


Ich bin verunsichert was ich tun soll. Mein Arbeitstag war extrem lang, ich bin im wahrsten Sinne des Wortes völlig fertig und das letzte an dem ich Interesse habe, ist eine Prügelei mit einem Nazi der mich um 3 Köpfe überragt.  Ich beiße mir auf die Zunge und versuche mir selbst zu sagen, dass es schlicht dumm wäre, jetzt einzuschreiten. Leider bin ich mit dieser Angst nicht alleine. „Es ist dich die Wahrheit!“, pöbelt dieses Ding das sich für ein menschliches Wesen hält weiter herum. „Die kommen in mein Land und leben von meinen Steuern. Überall sehe ich ihre Kacke auf der Straße und sobald man seine Meinung sagt ist man ein Nazi. Dann bin ich eben ein Nazi! Ich stehe dazu wir sind in DEUTSCHLAND!“Das Bier in seiner Hand kippt aus und verteilt sich auf den Boden der Bahn. Neben seiner Sitzreihe sitzt eine alte Dame und atmet scharf ein. Ich bin mir sicher sie steht ebenso auf ihrer Zunge wie ich. Keine von uns beiden würde sich rein körperlich gegen diesen Typen wehren können – und keine von uns zweifelt daran, dass er handgreiflich werden würde.„Dieses scheiß linke Pack verbreitet seine Lügen in MEINER Stadt. Diese VIECHER sollen aus meinem Land verschwinden, früher haben wir NEGGER angezündet …“Niemand sagt etwas.
Diese Stille ist so bedrückend das mir schlecht wird. Ich bin hin und her gerissen, was ich tun soll. „Du kannst auch leiser reden“, sagt der Begleiter des Nazis so kleinlaut, dass es peinlich ist. „Muss ja nicht die ganze Bahn wissen …“„DOCH – ich stehe dazu! Diese Viecher, diese Negger und Zigeuner sollen brennen!“Neben dem Fahrkartenautomaten steht ein Mitbürger der höchstwahrscheinlich türkische Wurzeln hat. Er starrt angestrengt auf sein Smartphone, als würde er es nicht wagen sich zu bewegen. Doch leider klappt diese Taktik nicht. „Hey du asozialeres Schnorrer!“ wird er angepöbelt. „Scheiß Braunauge!“„Jetzt ist aber mal gut“, sagt die alte Dame und erntet einen wütenden Blick vom Nazi. Ich habe größten Respekt vor dieser Dame. Neben uns sind viele andere in der Bahn, aber alle tun als würden sie nicht sehen was hier gerade passiert. Ich ziehe den Jungen dichter zu mir und lächle ihn aufmunternd zu.„Lass dich von so einem Idioten nicht verunsichern“, flüstere ich ihm zu. Er nickt und lächelt, doch ich kann die Angst in seinen Augen sehen. Und er wahrscheinlich auch in meinen. „Die kommen her und nehmen sich was uns gehört!“In meinem Kopf streitet sich die Vernunft mit meiner Geduld. Ich würde ihn so wahnsinnig gerne anschreien – so viel Dummheit ist mir auch in der Bahn bisher selten untergekommen. „Brennen sollst! Hier beide! Lass dich doch von dem Negger ficken du Schlampe …“Ich darf nicht ausrasten. Genau das will dieser Typ. Dann kann er sagen, die scheiß Zecke hat das Maul aufgemacht. „Lass dich nicht provozieren“, flüstere ich dem Jungen zu und irgendwie auch mir selbst. Wieder nickt er. Die Bahn hält. Das Nazipack steigt aus, schreit weiter Parolen und in der Bahn atmen alle einmal tief durch. „Danke“, sagt der Junge und lächelt dieses Mal wirklich. „Ich habe nichts getan.“„Mehr als andere.“Die alte Dame steht auf und tätschelt ihm die Schulter. „Idioten sind leider weitverbreitet“, sagt sie und zwinkert, bevor sie aussteigt.

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