Justine privat - Gesichtslose Fratzen

Justine privat - Gesichtslose Fratzen

Wenn man dauerhaft übermüdet ist, fängt man irgendwann an Dinge zu sehen die gar nicht da sind. Am Anfang dieser Woche waren das noch harmlose Sachen, wie ein Gast der ins Restaurant kam - doch plötzlich nicht mehr da ist. Ich musste sogar lachen, weil mich die Vorstellung amüsierte das ich einem Geist fröhlich „Hallo“ zugerufen hatte … Danach kamen meist Schatten, Lichter - solche Dinge. Die Kommunikation zwischen Augen und Gehirn scheint irgendwie gestört zu sein. Ich kann viele Dinge die ich sehe nicht richtig verarbeiten und zucke zusammen, ohne das es einen Grund gibt. Doch nun nach fast 8 Tagen mit je weniger als 2 Stunden Schlaf, sind es andere Dinge. Die Schatten haben sich in Fratzen verwandelt. Manche hocken auf Bäumen und scheinen mich aus großen toten Höhlen anzustarren. Ich weiß das sie nicht da sind. Das sie nicht da sein können. Mein Verstand sagt mir jedes Mal, dass es nur an der Müdigkeit liegt. Ich schenke ihnen keine Beachtung und nach ein paar Augenblicken sind sie wieder verschwunden. Doch die Fratzen sind nicht das einzige, was meine Augen zu sehen glauben. Manchmal tauchen helle Gestalten zwischen den Schatten auf. Ich erkenne nur die Umrisse. Bevor ich sie richtig fixieren kann, sind sie wieder verschwunden - doch drehe ich mich um, scheinen sie um mich herum zu schleichen wie geisterhafte Wölfe. Obwohl mein Verstand noch immer wiederholt, dass es NICHTS ist, was ich sehe packt mich ab und an die Angst diese hellen Wesen könnten sich auf mich stützen und mir die letzte Kraft aussaugen. 
In hellerleuchteten Räumen sind diese Schatten und Lichtgestalten meist verschwunden, ich bemerke höchstens ein Blitzen im hintersten Augenwinkel - kaum der Rede wert. Nur im Dunklen beginnen sie wieder zu tanzen. Ein Tango mit den Dämonen meiner Kindheitsträume. Zwischen den kahlen Ästen der Bäume, scheinen plötzlich Gesichtslose Mädchen zu sitzen und zu kichern. Selbst wenn ich zu ihnen hinaufblicke. Sie bewegen sich kaum, nicht mehr als die Äste im Wind und doch erkenne ich sie so klar und so undeutlich zugleich, dass ich nicht weiß ob sie nun da sind oder nicht.Justine privat - Gesichtslose FratzenDie Grenzen scheinen zu verschwimmen und das macht mir Angst. Um mich nicht weiter hineinzusteigern, versuche ich es zu ignorieren - und das funktioniert auch ganz gut. Ich sage mir einfach, dass meine Hündin schon anschlagen würde, wenn wirklich Dämonenhafte Fratzen in den Bäumen sitzen würden. Also kein Grund zur Beunruhigung.Tag 10 - noch immer nicht mehr Schlaf. Inzwischen bin ich am Tage so kaputt, dass ich mich frage wie ich es schaffe zu stehe, zu reden oder zu mich zu bewegen. Eigentlich will ich nichts anderes, als mich unter den Decken meines Bettes zu verkriechen. Die Arbeitswelt ist leider nicht darauf ausgelegt, dass man genug Schlaf bekommt und die anderen Verpflichtungen machen es nicht wesentlich besser. Die Fratzen sind noch immer da. Manchmal so deutlich, wie die Menschen mit denen ich spreche - manchmal nur ein Rauchen im Hintergrund. Ich torkel mehr als dass ich gehe und frage mich, wie dieser Tag so quälend langsam und dennoch so schnell zu ende gehen konnte - und warum die Nacht immer schneller zu enden scheint … Ob mein Körper mich nun verflucht oder nicht, meine Hundedame muss nun einmal raus. Also gehe ich mit ihr in den nächtlichen Park und ignoriere die Gesichtslosen in den Bäumen. Wir drehen unsere übliche Runde und wie immer sind wir dabei vollkommen alleine. Nächtliche Stille um uns herum und in meinem Kopf. Ich schließe kurz die Augen und atme ein paar Mal die Nächtliche Luft tief ein. Plötzlich wanke ich, Stolper fast und pralle mit jemanden zusammen. Meine Hündin schlägt sofort Alarm und kommt bellend und Zähne fletschend auf mich zu gerannt. Ich will mich gerade bei demjenigen entschuldigen der mit mir kollidiert ist, doch niemand ist da. In erster Linie mit ich irritiert und blicke mich wild um. Meine Hündin ist noch immer außer sich und bellt. Es dauert eine gute Minute bis ich sie beruhigt habe, obwohl mein Herz selbst bis zum Hals klopft. 

Ich bin mir nicht sicher ob ich wissen will, ob es an meinem Schlafmangel liegt oder real war - aber eines weiß ich, ich muss ins Bett!

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