Just Cause 3

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Just Cause 3

5Acton

Was für ein Glück, das gleich zu Beginn von Just Cause 3 dem Protagonisten Rico Rodriguez zugeflüstert wird: „Keine Sorge: Alles was du zerstörst, werden wir wieder aufbauend!“ Die nachfolgende Zerstörungsorgie würde nämlich sogar Michael Bays Herzschlag beschleunigen. Aber gut, wenn der Auftrag lautet, das mörderisch-skrupellose Regime in seinem Heimatland mit allen Mitteln zu stürzen und man nebenbei nicht nur ein ehemaliger CIA-Agent, sondern auch ein Ein-Mann-Kommando für hochexplosive Angelegenheiten ist, so ist dieser Freibrief sicherlich absolut notwendig. Wie der raffiniert zweideutige Titel (Just Cause im Sinne von „gerechte Sache“ bzw. „triftiger Grund“ sowie Just because im Sinne von „einfach so“, wohl auf das Konzept des Spiels bezogen) es schon bisher angedeutet hat, ist auch hier das Wortspiel gleichzeitig Vorschau wie Warnung auf das enthaltene Gameplay, das den Spieler erwartet. Mit Raketenwerfern, Kampfhubschraubern, Sprengstoffpaketen, Granaten und dergleichen soll Stück für Stück ein Diktator von seinem Thron weggesprengt werden, Sinn und Logik ist in dieser gigantischen Spielewelt absolute Nebensache.

Und das ist auch beabsichtigt, was die magere Rahmenhandlung schon von Beginn an feststellen lässt: Ein paar neue Gimmicks werden dem bärtigen, Jeans-tragenden Rico mit auf den Weg gegeben, der Rest obliegt der eigenen Fantasie. Das der direkte Einstieg in Just Cause 3 mit der Ankunft des Protagonisten, der von der Tragfläche seines Flugzeugs aus Raketenbatterien unter Beschuss nimmt, gleich den richtigen Ton vorgibt, ist da natürlich nur eine Erwähnung am Rande, vor allem für Kenner der Serie.

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Ein nettes und vor allem nützliches neues Spielzeug befasst sich mit der Fortbewegungsmöglichkeit der Spielfigur: Das gewohnte Repertoire der Vorgänger, allem voran natürlich Enter- bzw. Greifhaken und Fallschirm, bringt mit dem nun zusätzlich jederzeit verfügbaren Wingsuit wortwörtlich frischen Wind in das Gameplay. Nach einer recht langen Eingewöhnungsphase, in der die Eigenheiten und Limitationen des Anzugs ausgetestet werden, stellt es für den Spieler bald ein leichtes dar, sich mit der Kombination aus Heranzurren an ferne Objekte, Aufsteigen via Fallschirm und anschließendem Gleitflug mehr oder weniger elegant über weite Strecken oder unwegsames Gebiet fortzubewegen. Angesichts der Tatsache, das die offene Spielewelt von Medici absolut gigantisch ist und neben tiefen Schluchten, unzähligen Bergformationen und mehreren Inselgruppen auch weite Landstriche ohne nennenswerten Inhalt (sprich: virtuelles Leben) aufzubieten hat, ist dies auch dringend benötigt.

Der Enterhaken selbst wurde in seiner Nützlichkeit um einen zusätzlichen Aspekt erweitert: So ist es nun möglich, zwei Objekte mittel Aneinanderkettung zu verbinden und diese dann per Knopfdruck zu sich selbst hinziehen zu lassen. So kann etwa ein Gegner auf eine Straßenlampe, ein feindlicher Hubschrauber auf das nächsten Hausdach oder auch ein Benzintank auf jedes beliebige Objekt in der Nähe geschleudert werden. Erweiterbar auf insgesamt sechs Haken können so bis zu zwölf Objekte zur Chaos-Orchestrierung genutzt werden, was gerade in der ersten Spielphase von Just Cause 3 sehr unterhaltsam ist und vergleichsweise raffinierter erscheint als das die simple Zerstörungsorgie mittel Waffengewalt.

Nach recht kurzer Zeit hat man den von den Entwicklern vorgesehenen Spielverlauf in sich aufgenommen: Man sucht sich eine Stadt, eine feindliche Festung oder sonstige Installation (Radiotürme in unterschiedlichen Dimensionen, Flugfelder, Häfen) und erfüllt dort mehrere Ziele wie etwa die Zerstörung von Progaganda-Mitteln (Statuen, Lautsprecher, Plakatwände) oder richtet genug Chaos an, um den Einfluss des Regimes soweit zu verringern, das heimische Rebellen das Gebiet dauerhaft übernehmen bzw. sichern können. Hat man die erste Stadt befreit, geht es zur nächsten, dann ein Stück weiter zur einer anderen, und so weiter, unzählige Male. Abwechslung schafft sich der Spieler selbst: Ob ein großes Silo nun mittels Abfangjäger, Raketenwerfer oder Panzer gesprengt wird, bleibt der eigenen Fantasie vorbehalten. Mit fortschreitender Spieldauer hat man dann auch viele der interessantesten Zerstörungsversionen gesehen bzw. ausprobiert und Monotonie setzt ein. Ohne ein halbwegs interessantes Handlungskorsett, der damit verbundenen Abwechslung sowie einer Einbindung des Spielers selbst erweist sich auch die größte und hübsch gestaltete Spielewelt auf Dauer als banal und langweilig, da helfen eben auch die größten Explosionen nichts.

Dies dürften sich die Entwickler wohl auch gedacht haben, weswegen die diversen Erweiterung auch nur im Zuge von Missionen freigeschalten werden können. So gilt es etwa Sportwagen-, Flugzeug- oder Wingsuit-Kurse mit Zeitlimit zu absolvieren, mit Sprengstoff beladene Vehikel mit Tempo-Limitierung auf Ziele zu steuern (a la Speed) oder schlichtweg größtmöglichen Schaden in kurzer Zeit anzurichten, um diverse Fähigkeiten zu erweitern oder zugänglich zu machen. Was nach Open-World-Standard-Nebenmission klingt, wird hier zum essentiellen Bestandteil gemacht, mit entsprechenden Folgen – sprich: auch hier kaum Abwechslung, daher baldiges Gähnen beim Spieler. Immerhin wurden die eklatanten Ladezeiten mittels Update erheblich verringert, um den Titel zumindest als kurze Ablenkung für zwischendurch unterhaltsam zu machen.

Auch wenn der minimale Plot einen gewissen B-Movie Charme vorzuweisen hat und die ersten Stunden durchaus unterhaltsam und in Sachen Gameplay-Lernphase fordernd sein können, findet Just Cause 3 letztendlich nicht den richtigen Dreh, um Spieler längerfristig zu motivieren. Irgendwo verloren zwischen den spannenderen offenen Welten von FarCry und Assassin’s Creed, in einem schneller abgenutzten Gameplay-Korsett als Saints RowMiddle-earth: Shadow of Mordor oder inFamous und mit weitaus weniger dramaturgischem Anspruch als GTA oder Sleeping Dogs hat die Serie nie so richtig ihren Platz gefunden. Sicher bietet Just Cause 3 auch viele der besten Elemente der genannten Konkurrenten – jedoch ohne darüber hinaus irgendetwas zu bieten, um sich damit im übervollen Genre als gehaltvolle Alternative zu positionieren.

Plattform: PS4 (Version getestet), Xbox One, PC, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 01.12.2015, justcause.com


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Autor

Christoph Stachowetz

Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.


 
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