Jussi Adler-Olsen: Erwartung

Jussi Adler-Olsen: Erwartung"Der letzte Morgen im Leben von Louis Fon begann wie ein sanftes Flüster."
Der fünfte Fall für Carl Mørck und sein Team vom Sonderdezernat Q: Im Kongo verschwindet Louis Fon, Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, die dort einem Pygmänenstamm bei der Errichtung einer Plantage helfen soll. Kurz nachdem Fon verschollen ist, wird auch ein weiterer Leiter des Projekts in Kopenhagen als vermisst gemeldet. Der 15-jährige Marco stößt unverhofft auf die Leiche des Mannes - William Stark - und wird nun selber zum Gejagten.Denn Marco ist kein gewöhnlicher Jugendlicher. Er gehört zu einem Familienclan von Sinti und Roma, die illegal in Dänemark leben. Ihr Oberhaupt ist Zola, Marcos Onkel, der die Kinder und Jugendlichen der "Familie" dazu zwingt Geld durch Betteln oder Taschendiebstahl zu "verdienen". Darüber hinaus hat Zola Verbindungen in die komplette Unterwelt von Kopenhagen. Als Marco versucht, sich aus diesem Netz zu befreien, stößt er schließlich auf die Leiche Starks - und wird danach selbst zum Abschuss freigegeben.
Schon bei der Inhaltsangabe merkt man, wie verworren dieser neue Fall von Adler-Olsen ist. Die Handlung reicht nun von Afrika bis Skandinavien. Es gibt so viele Verdächtige, Mitschuldige und zahlreiche Baustellen, dass es teilweise echt etwas schwierig wurde, dem ganzen zu folgen. Über Umwege stoßen natürlich auch Carl, Rose und Assad auf diesen verzwickten Fall - aber auch erst nachdem sie einen völlig anderen Fall lösen mussten - wozu auch immer. Mussten hier einfach noch ein paar Seiten mehr gefüllt werden? Da Gefühl hatte ich auch schon bei den zahlreichen Fluchszenen von Marco. Mal ehrlich - wie oft kann ein 15-Jähriger der gesamten Unterwelt Kopenhagens entkommen? Naja, für die Entwicklung der Sondereinheit war dieser Band auf jeden Fall lesenswert. Langsam scheinen sich ein paar der Nebelschwaden von Assads Vergangenheit zu lichten. Und natürlich passiert auch bei Carl privat wieder jede Menge. Allein dafür ist der 5. Fall für alle Mørck-Fans natürlich ein Muss. Schließlich ist das skurrile Trio einem beim Lesen der letzten Bände ja ans Herz gewachsen. Alles in allem war Fall Nr. 5 aber nicht das stärkste Buch von Adler-Olsen. Ich würde es jetzt nicht so zerreißen, wie viele andere in ihren Rezensionen. Aber an die spannenden Vorgänger kommt diese Geschichte definitiv nicht ran. Ich glaube Adler-Olsen hätte sich einfach einen Gefallen getan, wenn er - im wahrsten Sinne des Wortes - auf bekannten Terrain geblieben wäre. Wozu die Handlung bis nach Afrika spannen? Warum immer noch einen Bösewicht über den nächsten setzen? Da verzettelt man sich doch so leicht. Und dem Leser wird es irgendwann dann doch etwas zu viel. Für mich fällt Fall Nr. 5 deshalb in die Schublade: Zu viel gewollt. Ich hoffe, beim nächsten Band kommt Adler-Olsen wieder in gewohnter Manier zurück!
LG Cat

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