Mit einem Marktanteil von gut 14 Prozent der Fernsehzuschauer hatte die ARD mit ihrem Lissabon-Krimi zwar die Nasenspitze vor der ZDF-Reihe „Tonio & Julia". Allerdings verlor „Dunkle Spuren" mit seinen Fado-Szenen im Vergleich zu den beiden ersten Lissabon-Krimis aus dem Jahr 2018 an Zuschauern. Und "Der Henker" aus der Kroatien-Krimi-Reihe der ARD konnte eine Woche zuvor sogar mehr als fünf Millionen Zuschauer (16,4 Prozent Marktanteil) vor den Bildschirm locken.
Fado & Co in Lissabon: Zurückhaltende Rezensionen
Auch das Medienecho war nicht gerade berauschend. Hier einige Reaktionen in Auszügen:
- Stern: Die Aufklärung des Falls verläuft „etwas schleppend".
- Neue Osnabrücker Zeitung: "Dunkle Spuren" ist (...) wieder ein erheblicher Rückschritt, und das nicht nur, weil die Handlung völlig aufregungslos vor sich hinplätschert".
- Evangelisch.de: „Zwischendurch ist der Film schlicht langweilig; letztlich sind es allein die häufigen Schauplatzwechsel, die einen gewissen Handlungsreichtum suggerieren. Verschenkt sind auch die Hauptfiguren".
- Frankfurter Rundschau: „Dazu sind viele Gänge, Fahrten und Dialoge nötig, so dass sich die Geschichte arg zieht, ..."
- Teleschau - der Mediendienst: „Bei diesem Krimi stimmt kaum etwas. Nach wie vor nimmt man den mit deutschen Schauspielern besetzten Portugiesen-Rollen selbige nicht ab. Dazu kommt eine sich träge dahinwälzende Story. ... Während sich der Donnerstags-Krimi der ARD - gedacht als leicht zu konsumierendes Miträtseln zu schönen Bildern - an anderer Stelle bemüht, wenigstens einen Hauch von Modernität oder zumindest erzählerischer Qualität in sein Konzept zu integrieren, scheint der Standort Lissabon schon nach drei Folgen "verbrannt". Zu bemüht wirkt der Versuch, Deutsche in Portugiesen zu verwandeln und ihnen so etwas wie ein "passendes" Lebensgefühl einzuflüstern. Dazu kommen schwache Storys und eine eher biedere Inszenierung. Unterm Strich ist das dann doch eher deutscher Saumagen als Saudade, jenes Lebensgefühl spezieller Melancholie, die sich in der Musik des Fados ausdrückt und zum Kulturerbe Portugals zählt".
- Weser-Kurier: „Schöne Bilder, fader Krimi: Jürgen Tarrachs dritter Lissabon-Fall ist eine arge Zumutung für den Zuschauer".
Fado-Fans Tarrach und Popov lösen heißen Fall #4
Wird Lissabon-Krimi Nummer vier denn nun „heißer"? Gelingt es der bisher schwächelnden Reihe im vierten Versuch, in der prime time Spannung zu erzeugen und mit portugiesischem Lebensgefühl zu mischen?
Jedenfalls geht es wieder um einen Brand. Mussten die TV-Zuschauer im Fall „Dunkle Spuren" noch Rätselraten, wer wohl einen Fabrikbrand ausgelöst hat, fällt im Lissabon-Krimi „Feuerteufel" ein ganzes Waldgebiet den Flammen zum Opfer. Das ist, betrachtet man die Waldbrände der letzten Jahre - auch an der Algarve -, ein brennendes Problem des Landes. Ein im betroffenen Gebiet gelegenes Rehabilitationscamp für straffällig gewordene Jugendliche wird zum Glück von den Flammen verschont. Aber einer der Bewohner kommt ums Leben.
Anwalt Eduardo Silva (gespielt von Jürgen Tarrach) verbindet eine gemeinsame Vergangenheit mit dem Campleiter und Therapeuten Concalo Postiga (Christoph Grunert). Dieser kümmerte sich einst um Silvas Tochter, als sie in einer Krise steckte. Im Verlauf der Story gerät ein anderer junger Bewohner, David da Costa (Luis Pintsch), in Verdacht. Silva und seine junge Referendarin Marcia Amaya (Vidina Popov) übernehmen die Verteidigung des Sohns reicher Eltern.
Das Drehbuch - diesmal von Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser - scheint mehr Nervenkitzel und einen solide und stimmig gestrickten Handlungsfaden zu versprechen. Die stimmungsvollen Bilder von Regisseur Jens Wischnewski seien „die schönsten Portugal-Ansichten, die man bisher in der ARD-Krimireihe sah", verspricht ein Rezensent.
Interview mit Jürgen Tarrach über Melancholie und Fado
Am Rande der Dreharbeiten konnten wir mit Hauptdarsteller Jürgen Tarrach (58) über seine Rolle, seine Melancholie und seine Vorliebe für die portugiesische Fado-Musik sprechen.
Frage: Bevor wir über Lissabon und Melancholie sprechen - waren Sie eigentlich schon einmal an der Algarve?
Tarrach: Leider noch nicht. Eigentlich hatte ich das für 2018 vor. Da haben wir zwei Folgen hintereinander gedreht. Aber das war zu schwierig, zwischendurch eine Woche Urlaub zu machen. Sonst hätte ich dort unten schöne Fotos gemacht, zum Beispiel in dem berühmten Felsen-"Dom" von Benagil.Frage: Nun zur Melancholie. Laut Produzentin Sabine Tettenborn verköpern sie dies als Schauspieler hervorragend. Welche Bedeutung hat Melancholie für Sie?
Tarrach: Man denkt in Deutschland fälschlicherweise oft, Melancholie sei so eine Art Depression. Dabei ist sie etwas vollkommen anderes. Melancholie kann ein durchaus schönes Gefühl sein. Weil es ja nichts anderes bedeutet, als über vergangenes Glück noch einmal zu sinnieren - weil es eben weg ist und auch nicht mehr kommt. So ist aber das Leben! Aber die Erinnerung kann ja trotzdem schön sein und ein melancholisches Gefühl erzeugen. Die Franzosen zum Beispiel weiden sich daran und finden dieses Gefühl auch schön. Und ich mag das auch sehr. Im Fado wird das ja nun extrem ausgelegt.Frage: Welche Beziehung haben Sie denn zum Fado?
Tarrach: Ich mache manchmal auch musikalische Produktionen. Dazu gehört zum Beispiel ein Chanson-Abend über Yves Montand, den französischen Schauspieler und Chansonnier. Allerdings lassen sich Chansons in Deutschland leider schlecht vermarkten. Die Zeit ist irgendwie vorbei. Es gibt zwar noch große Fans - und ich gehöre dazu -, aber das erreicht nicht die breite Masse. Auf der Suche danach, was man sonst noch machen könnte, habe ich bei einer Veranstaltung den Texter Antek Krönung kennengelernt. Ich spielte ihm meine Chansons vor und fragte ihn: Was hältst du davon, wenn wir einmal versuchen, deutschen Fado zu machen? Ich wollte unbedingt etwas auf Deutsch machen, einfach weil die Deutschen jetzt mehr deutsche, verstehbare Texte mögen. Diese Idee hat den Texter sofort entzündet. Er hat dann mal etwas versucht. Erst hatten wir fünf, jetzt zehn Demo-Songs. Das zieht derzeit immer weitere Kreise.Frage: Ein Kulturagent hat sie weitergereicht an ein großes Platten-Label, an Sony Music. Und dort haben sie, inspiriert vom portugiesischen Fado, absolut neue Musik und Texte kreiert - ein gehobenes Liedprogramm...
Tarrach: „Zum Glück traurig" heißt die Produktion. Die Lieder sind alles Eigenkompositionen mit eigener Musik und eigens geschriebenen Texten. Und ich singe selbst.Frage: Mitgewirkt hat auch Komponist und Arrangeur Ingvo Clauder, der eine vollkommen neue Instrumentierung vorgenommen hat: portugiesische Gitarre, Konzertklavier und Cello. Wann wird denn das erste deutschsprachige Fado-Programm veröffentlicht?
Tarrach: Es erscheint am 16. August 2019. Ab Dezember wird es auf die Bühne gebracht, zum Beispiel in Hamburg und Berlin. Ab März nächsten Jahres soll es eine ganze Serie von Konzerten geben. Ich kann einfach nicht früher, sonst hätten wir schon vorher Auftritte geplant. Denn wahrscheinlich drehen wir im Herbst wieder für zwei Monate in Portugal, weil zwei weitere Lissabon-Krimis geplant sind. Eine erste Album-Auskopplung ist übrigens jetzt gerade auf den üblichen Streaming- und Download-Plattformen verfügbar.So klingt deutscher Fado aus dem Mund von Jürgen Tarrach
Hinweis der Redaktion: Auf der Webseite von Jürgen Tarrachs Künstleragentur kann man in den Titel „Ich habe keine Tränen" hineinhören. Hier ein Auszug aus dem Text:
Ich habe keine Tränen für den Riss in meinem Herzen. Ich habe keine Tränen für die Trümmer meines Glücks. Ich spüre keinen Schmerz beim Schlag auf meine Seele Ich fühle keinen Kummer beim Verlöschen meines Ichs."Zum Glück traurig" - mit einem Fado-Duett Tarrach/Popov
Und was bisher praktisch noch nicht bekannt ist: Jürgen Tarrach und Vidina Popov als seine Lissaboner Krimi-Assistentin singen auf „Zum Glück traurig" ein Duett! Denn, so sagt die 25-Jährige, der Fado habe sie beide während der Dreharbeiten in Lissabon, in denen zahlreiche Besuche in entsprechenden Bars angesagt waren, „doch sehr angesteckt".
Hier haben wir in vielen Texten, Fotos und Videos über die Folgen eins, zwei und drei der Lissabon-Krimis berichtet: