Das Motto von Jurassic World – sowohl für den Park als auch den Film – lautet: Größer, schneller, mehr Zähne. Da aber bisher jedes Sequel dieses Motto hatte, fragt sich: Was gibt es Neues?
Trotz der Ereignisse in den 90er Jahren blüht der Sensationstourismus in der Jurassic World auf Isla Nublar. Immer neue Dinosaurier begeistern Tausende Besucher. Unter der Regie von Claire (Bryce Dallas Howard) läuft alles nach Plan – wenn nur nicht die Investoren immer auf noch mehr pochen würden. Genau in dieser Woche kommen sie auch ihre Neffen Gray (Ty Simpkins) und Zach (Nick Robinson) besuchen und das Gehege des neuen Superdinos Indominus Rex soll von Tiertrainer Owen (Chris Pratt) überprüft werden. All diese Dinge fallen zusammen und ein falsches Gefühl der Sicherheit führt zu mehr und mehr Katastrophen.
Jurassic World macht vieles falsch und nur weniges richtig. Colin Trevorrow hat sich ein großes Stück Filmgeschichte abgebissen und nun ordentlich daran zu knabbern: Grundsätzlich ist klar, etwas muss schief gehen im Dino Park damit der Film interessant wird. Doch das auch sonst die Handlung ziemlich flach fällt, ist eher enttäuschend. Die großen Aufnahmen und der Sinn für absolute Faszination, sind einem blutigen Massenschlachtfest gewichen. Während man sich vor allem in den ersten beiden Teilen von der Musik in Kombination mit unvergleichlichen Bildern hat verzaubern lassen können, so ist alles in Jurassic World schon Gewohnheit.
Bryce Dallas Howards Claire weicht leider sehr von den interessanten Frauenfiguren der ersten Filme ab und rennt in absoluter Lächerlichkeit pausenlos mit High Heels im Dschungel rum. Außerdem verliert sie ab dem Ausbruch jegliche Funktion. Chris Pratt spielt Owen als würde er schon für eine mögliche Indiana Jones-Rolle üben – nur mit Dinos und ohne seinem Charme aus Guardians of the Galaxy- und trotz vieler Nahaufnahmen gelingt es weder Pratt noch Howard so zu tun als wären sie voneinander angezogen. Die beiden Kinder machen eigentlich gar nichts – dafür ist viel Filmzeit drauf gegangen, ohne das sie zur Handlung beitragen würden. BD Wong darf seine Rolle als Dr. Henry Wu wiederbeleben und macht das auch erstaunlich gut. Die Unterhaltungen mit und um seine Person sind die besten Dialoge in Jurassic World. Vincent D´Onofrio als Hoskins ist die Figur, die man jedoch wirklich zum fressen gern hat.
Schade ist auch, dass John Williams hervorragende Musik in der Umsetzung durch Michael Giacchino an Wirkung verliert, was aber auch an dem allgemein eher schwachen Sounddesign liegen könnte. Das Wort „sicher“ im Zusammenhang mit der eigenen Umgebung wird in diesem Film inflationär eingesetzt und auch das Verlangen Trevorrows, einige Figuren humorvoll erscheinen zu lassen, schadet mehr als das es nutzt, wirkt es doch viel zu verkrampft und unbeholfen.
Nichtsdestotrotz gibt es auch gute Dinge in Jurassic World. Dinos bleiben Dinos und machen den Film durch ihre bloße Existenz besser. Der Twist um den I-Rex ist gut gelungen und die Kampfsequenzen machen einfach Spaß und reißen mit. Die „normalen“ – sprich pflanzenfressenden – Dinos haben hier kaum eine Bühne und geraten etwas in Vergessenheit. Die Aufnahmen inklusive CGI sind gut gelungen und es werden viele Anspielungen auf die vorherigen Teile gemacht, sowohl in der Szenerie und den Kameraeinstellungen, als auch in versteckten „Originalteilen“ die wie EasterEggs wirken. Als Fazit lässt sich vermutlich sagen: Es ist ein Film der sicher viele Fans erfreuen wird, denn es sind immerhin Dinos dabei. Alles andere kann man vergessen.
Regie: Colin Trevorrow, Drehbuch: Rick Jaffa, Amanda Silver, Colin Trevorrow, Derek Connolly
Darsteller: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Vincent D’Onofrio, Omar Sy, Judy Greer, BD Wong
Filmlänge: 124 Minuten, Kinostart: 11.06.2015, jurassicworld-de.tumblr.com