„Big Black Coat“
(City Slang)
Das ist in der Tat schon eine witzige Randnotiz: Jeremy Greenspan and Matt Didemus, die beiden Herren hinter dem kanadischen Electropop-Duo Junior Boys, entfernen sich nicht nur Jahr um Jahr von der ursprünglichen Assoziation ihres gemeinsamen Pseudonyms, sie sehen auch so aus, als würden sie eher allnächtlich die Türen der Clubs bewachen, statt drinnen mit ihrer Musik für ausgelassene Unterhaltung zu sorgen. Insbesondere Greenspan mit seinem zerknautschten, mäßig rasierten Gesicht würde man eher dem Facility-Management als dem Stardom eines weltbekannten DJs und Produzenten zuordnen, dabei ist der Mann seit Ende der Neunziger als Soundtüftler eine bekannte Größe und mithin Schöpfer zahlreicher erfolgreicher Singles und Alben. Und genau wie diese ist auch die aktuelle Platte wieder prall gefüllt mit allerfeinster Tanzmusik. Wer möchte, darf hier gern den Begriff LoFi ins Spiel bringen, denn wenn dieser bedeutet, dass ganz bewusst auf ablenkendes Beiwerk zugunsten punktgenau gesetzter Töne verzichtet wird, dann sind die Junior Boys noch immer ganz dicke drin im Reduktionsbusiness.
Begleitet von Greenspans butterweichem Leadgesang pulsiert auf „Big Black Coat“ wieder alles in feinster Perfektion. Jedes Klackern, Ticken und Pumpen wirkt einerseits mit mathematischer Kühle platziert, in der Gesamtheit können die Melodien dann aber doch eine wohlige, sphärische und energiegeladene Wärme verbreiten, die für gutes Nightclubbing von Nöten sind. Dass dabei häufiger die gute, alte Italo-Disco beliehen wird, ist ganz sicher kein Schaden, zudem findet man in den elf Stücken des Albums ebensoviele RnB- und Soulkomponenten – intelligenter kann Dance-Musik heutzutage kaum klingen. Besonders viel Spaß bringt neben den beiden Vorauskopplungen „Over It“ und „Big Black Coat“ in Überlänge natürlich das famose Cover „What You Won’t Do For Love” von Bobby Caldwell, einem der Überraschungshits weißer Soulgeschichte, die Junior Boys beschränken sich hier nicht auf bloßes Sampling, sondern interpretieren komplett neu und mit gewohnt sicherem Gespür für den begehrten Platz unter der Glitzerkugel.
18.02. Zürich, Papiersaal
20.02. München, Kammerspiele
21.02. Wien, B72
24.02. Hamburg, Uebel und Gefährlich
25.02. Berlin, Berghain
03.03. Köln, Gewölbe