Jungle Brothers (Karlstorbahnhof Heidelberg)

Von Yoana

Mit afrozentrischen Texten und jazzlastigen Beats brachten die Jungle Brothers Mitte der 1980er Jahre frischen Wind in den New Yorker Großstadtdschungel und die dortige HipHop-Community. „Native Tongue“ nannte das Dreigespann Mike Gee, Baby Bam und DJ Sammy B diese neue Bewegung, in die sich auch Crews wie De La Soul und A Tribe Called Quest einreihten. Nach langer Abstinenz haben sich die Jungle Brothers nun mit einer Reunion-Tour erstmals wieder auf deutschen Bühnen zurückgemeldet.

“Gestatten Sie, mein Name ist Frederick Hahn. You see, they call me a Star but that’s not what I am”. Mit diesem berühmten Chorus aus Kapitel 1 stellte sich Torch, der Urvater des Deutschrap, 1993 der Szene vor und ebnete von der Heidelberger Wiege aus den Weg für HipHop in Deutschland. Dabei waren auch die Jungle Brothers indirekt involviert, da der zugehörige Cut aus ihrem Track Straight out the Jungle entnommen wurde und Kapitel 1 erst den letzten Schliff verleiht. Passenderweise leitete das Trio aus New York 18 Jahre später mit genau eben jenem Stück ihren Auftritt im Heidelberger Karlstorbahnhof ein. Mike Gee, Baby Bambaataa und DJ Sammy B – eine halbe Ewigkeit standen die Dschungelbrüder in dieser Konstellation nicht mehr zusammen auf der Bühne. Wie in alten Tagen harmonierte das Dreigestirn, einzig der mittlerweile (mehr als nur) graumelierte Baby Bam schien aufgrund des nur mäßig besuchten Konzerts etwas antriebslos. Zuweilen nutzte er die Show für ausgedehnte Spaziergänge zum Soundmann und durch das Publikum oder setzte sich phlegmatisch auf den Bühnenrand. Because I Got it Like That und On the Run waren weitere Stationen durch den 1988er Oldschool-Klassiker Straight out the Jungle, ehe es mit dem Beatbanger How Ya Want It (We Got It) zwangsläufig zum ersten Höhepunkt kam. Das Native-Tongue-Stück ist 1997 durch eine Zusammenarbeit mit dem befreundeten De-La-Soul-Trio entstanden.

Allein durch einen Blick auf das von 16 bis 46 Jahren wild zusammengewürfelte Publikum ließ sich die Vielseitigkeit der charismatischen Rapper ablesen. Neben einer Manifestation von Entertainment-Qualitäten klassischer Oldschool HipHop-MC’s von Gee und Bam bereitete der quirlige Sammy B seinen beiden Frontmännern ein wechselndes Soundgewand aus Rap und Drum’n’Bass. Jungle Brother, das unter anderem schon von den Stereo MC’s geremixt wurde, ist durch Aphrodites Version im erhöhten BPM-Bereich längst zu einem Kulthit in der Jungle-Szene avanciert. Nicht nur durch ihren zu Anfangszeiten erhöhten Jazz Einfluss gelten die Jungle Brothers als Initiatoren von Fusion im Bereich der Rapmusik. Das mit dem House-Produzenten Todd Terry gemeinsam produzierte I’ll House Youist z.B. einer der ersten Kreuzungsversuche der heutzutage omnipräsenten Strömung namens „HipHouse“.

Demnach haben die Jungle Brothers ein schier unerschöpfliches Repertoire an Styles, aus dem sie heute mehr als anderthalb Stunden fleißig schöpften. Freestyles von Baby Bam – dessen Künstlername eine Anspielung auf den HipHop-Gott Afrika Bambaataa ist – und Cuts von dem mit flinken Fingern agierenden Sammy B rundeten den Auftritt ab. Für den Stimmungsbarometer gab es mit dem gute-Laune-Song V.I.P. am Ende einen der kommerziell erfolgreichsten Hits der JB’s. Schluss war allerdings noch nicht, denn mit Brain hatte sich das Trio noch ein absolutes Highlight aufgespart. Mit seiner balsamierten Drumkomposition ist der leicht verjazzte Beat so butterweich, dass man sich am liebsten reinlegen möchte. Mike Gee versteht das Ganze mit seiner sanft-brummenden Membran zu veredeln – eine gelungene Schlussnote. Ein für einen Mittwochabend anständiger Auftritt mit vielen positiven Energien ging damit zu Ende. „Make HipHop not War“ gab Mike Gee deshalb als passende Schlussparole mit auf den Nachhauseweg. Recht hat er.

Andreas Margara (9. September 2011)

Jungle Brothers – Straight outta Jungle