Unsere Bundesextremismusministerin Kristina Schröder stellte ich ja bereits in einem anderen Artikel vor, in dem es um die Frage ging, ob links extremer als rechts sei. Zu diesem Thema fand ich heute in der Berliner Zeitung eine Meldung: „Ausflug ins linksextreme Berlin – Ministerium finanziert Reise der Jungen Union Köln“. Inzwischen habe ich recherchiert, dass die TAZ und die Junge Welt das schon vor Wochen wussten, aber sei’s drum. In dem Artikel geht es um eine Vergnügungsfahrt der Jungen Union Köln, die freundlicherweise vom Kristina-Schröder-Ministerium (was war das doch gleich nochmal mal für ein Ministerium?) gesponsert wird, weil es sich ja um eine Studienfahrt in Sachen Linksextremismus handeln soll.
So weit ist es also schon gekommen in Deutschland! Da müssen diese armen jungen Schwarzen aus dem tiefsten Westen bis nach Berlin gondeln, weil die Linksextremen in Deutschland schon dermaßen knapp geworden sind, dass man sie nur noch in speziellen Reservaten der Bundeshauptstadt antreffen kann!
Die 27 JU-Anhänger können für diesen Ausflug übrigens Bildungsurlaub beantragen, um „drei hochinteressante Tage in Berlin“ zu erleben. Denn Berlin sei bekannt als „Hauptstadt der angezündeten Autos“ und es gebe eine „aktive linksextremistische Szene“. Und wenn die Gruppe den Checkpoint Charlie und die Mauergedenkstätte besuche, beziehe sie sich auf den „Linksextremismus in der DDR“.
Donnerwetter. Dass es in der DDR auch Linksextremismus gab, überrascht mich ehrlich gesagt ein bisschen, ich dachte immer, die ganze DDR wäre zumindest in den Augen von CDU-Wählern ein einziger quasi staatgewordener Linksextremismus gewesen. Die RAF-Leute jedenfalls, die dort Unterschlupf gefunden haben, sind ja in der DDR nie wieder irgendwie extremistisch aufgefallen. Eigenartig.
Wie auch immer, zurück zur Freizeitbespaßung von JU-Mitgliedern auf Kosten des Familienministeriums, jetzt ist es mir wieder eingefallen. Die Kosten für Zugfahrt, Übernachtung und Verpflegung gehen auf das Programm „Demokratie stärken“. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen solle „mit pädagogisch bildenden Mitteln“ das „Verständnis für Demokratie, Menschenwürde und Toleranz“ gestärkt werden. Das wird wohl auch nötig sein, denn wer so jung schon zu den Konservativen geht, hat eine ziemlich üble Sozialprognose. Da wird man später gern mal autoritär, intolerant und unbelehrbar. Ganz davon abgesehen, dass man links und rechts nicht mehr auseinanderhalten kann, wenns mal extremer wird. Aber ob eine Berlintour solches verhindern kann, darf bezweifelt werden – dazu braucht man sich nur die aktuelle Besetzung der Regierungsbank im Berliner Reichstag ansehen. Da hilft all die räumliche Nähe zur linksextremen Szene nicht.
Warum bleibt die JU eigentlich nicht der Theorie ihrer Vordenkerin Schröder (links- und rechtsextrem ist eigentlich same-same, also auf deutsch das Gleiche?) treu und dehnt die Studienfahrt auf die rechtsextremen Vorposten im weitläufigen Berliner Umland aus? Etwa zum Abfackeln von Dönerbuden nach Rheinsberg oder zum Verprügeln von linken Theaterleuten nach Halberstadt oder zum Obdachlosen-Klatschen in die uckermärkische Merkel-Metropole Templin? Rechtsextremismus ist dann doch weniger sexy, schon klar. Oder gibt es am Ende noch andere Gründe, warum die bildungsbeflissenen JUler lieber Links- als Rechtsextremismus studieren wollen? Politische Verwandtschaftsgefühle werden es wohl kaum sein.