Review classics
Bisher kannte ich nur seine Alben und hatte ihn leider noch nicht live erleben können. Aber aller Anfang ist lobenswert und irgendwann muss man ja mal beginnen, so bot sich Weert als Austragungsort meines ersten Julian Sas Konzert förmlich an, zumal es nur etwa 85km von meinem Wohnort liegt.
Jetzt weiß ich, wovon andere schwärmen, fällt der Name Julian Sas. Live ist live und da kann die CD- oder DVD- Aufnahme eines Konzerts qualitativ noch so hoch sein, an das eigentliche Live- Erlebnis einer solchen Show reicht dies nicht heran.
Der Mann hat eine Bühnenpräsenz wie kaum ein anderer. Er wirkt niemals angestrengt, ist immer Teil seiner Musik, ja geht richtig in dieser auf. Seine Emotionen drückt er hauptsächlich durch sein Gitarrenspiel aus, das einerseits technisch versiert ist, aber auch durch und durch emotional. Dazu noch der Gesang, in den er die ganze Kraft seiner Stimme legt. Da darf’s dann auch mal ein kräftig gebrülltes „Yeah“ abseits vom Mikro sein.
Nachdem die Band zuvor einen Keyboarder hatte, spielt sie heute als Power- Trio. Neben Julian Sas sind das: Tenny Tahamata (Bass) und Rob Heyne (Drums). Das Zusammenspiel der Drei ist erstklassig, jeder von ihnen hat genügend Freiräume, die auch genutzt werden. Dies ist der große Vorteil derartiger Formationen. Bass und Schlagzeug haben durchaus ihr Eigenleben, bilden jedoch auch ein auf einander eingespieltes und abgestimmtes Team, das die Basis für Julians gitarristische Höhenflüge bildet.
Blues-, Boogie- und Rockriffs wechseln sich ab, genauso wie der Meister die Gitarren wechselt. Schwarze Les Paul, gefolgt von Stratocaster mit erheblich angekratztem Sunburst Finish und umgedrehtem Hals, gefolgt von mint- grüner Stratocaster, gefolgt von einer Gibson Firebird, gefolgt von einer dunkelroten Gretsch, Solid Body mit Bigsby Tremolo. Das Wechselspiel geht munter hin und her. Egal, welche „Axt“ der Meister da in Händen hält, bei ihm sind sie alle gut aufgehoben. Verstärkt wird das Ganze über einen Marshall- Stack JCM 900 und verfeinert durch eine Anzahl diverser Bodeneffekte, wie den Ibanez Tube- Screamer und ein Vox WahWah- Pedal.
Julian spielt einige neue Titel. Aber auch der legendäre «Blues for J» oder der «Drifting Boogie» fehlen nicht.
Von oben nach unten: Tenny Tahamata – Rob Heyne – Julian Sas
Dass Julian Sas eine Affinität zu Rory Gallagher hat ist sicher kein Geheimnis. Für viele ist er der legitime Nachfolger des 1995 verstorbenen Iren. Dem kann man durchaus zustimmen, besonders, wenn man Julian’s Version von «I Take What I Want» hört. Doch es ist mehr als eine punktgenaue Replik dieses Titels. Diese Version ist auch eine Verneigung des Künstlers Sas an den Künstler Gallagher. Eine weitere Verneigung folgt mit «Voodoo Chile» an Jimi Hendrix. Und damit ist das musikalische Claim von Julian Sas bestens abgesteckt. Seine eigenen Titel bewegen sich stilistisch irgendwo dazwischen, immer auf den Punkt gebracht und ohne überflüssige Schnörkel.
Genau das ist es, was Leute wie Julian Sas oder eben Rory Gallagher ausmacht. Sie sind sich selbst treu, authentisch. Das gibt den Fans Planungssicherheit bezüglich ihrer Erwartungen und die Gefahr enttäuscht zu werden ist äußerst gering.
Nach dem Konzert komme ich mit einem niederländischen Paar ins Gespräch, sie erzählen mir, dass sie nach Möglichkeit jede Woche ein Julian Sas Konzert besuchen, egal wie weit entfernt es stattfindet. Heute haben sie noch drei Stunden Autofahrt vor sich. Das sind Hardcore Fans, die jede Textzeile kennen und mitsingen.
Ihrer Bekanntschaft mit der Crew um Julian habe ich letztendlich zu verdanken, dass ich meine eben für den Fanpreis von nur 20 € erworbene Doppel DVD + Doppel CD von allen drei Musikern handsigniert bekomme und dass Julian, der Backstage verschwunden ist, noch mal heraus kommt, um mir ein paar Grüße an die Hörer von Juke Joint Bluesradio ins Mikro zu sprechen.
Der Eintrittspreis hier in Weert betrug 14 €uro an der Abendkasse, 12 Euro im Vorverkauf. Durchaus alles moderat für das, was man geboten bekommt.
In Deutschland spielt Julian Sas am 22.11.2008 in der Bonner Harmonie. Hier liegt der Ticketpreis im Vorverkauf bei 18,60 Euro.
Fazit: Fans wird es eh dorthin ziehen, wer Julian Sas noch nie live gesehen hat, dem bietet sich hier eine gute Gelegenheit. Also unbedingt nicht verpassen….
Text und Fotos © Tony Mentzel