Julia Meer, Neuer Blick auf die Neue Typografie

Von Designkritik @designkritik

Design-Literatur

24.04.16 0 Kommentare

Wie war das nochmal?

Die Designgeschichte, wie wir sie kennen besteht - ganz ehrlich - oft aus Mythen, denen wir erst viele Jahre später gezielt nachgehen können. Dazu bedarf es einer Forschung über Design, engagierte ForscherInnen und einer offenen Leserschaft.

Genauso im Fall des vorliegenden Bandes, der dazu einlädt, die Annahmen über designhistorische Phänomene auf den Prüfstand zu stellen. Julia Meer, bekannt durch ihre Autorenschaft am großartigen Standardwerk Women in Graphic Design (mit Gerda Breuer), ist dem Mythos der avantgardistischen Neuen Typografie Anfang des 20. Jh. nachgegangen und hat gleichsam archäologisch die Rezeption der Fachwelt zur Methode und Ästhetik gesammelt und ausgewertet.

Wie neu war die Neue Typographie?

Julia Meer stellt die bisherige Rezeptionsgeschichte des "Mythos Neue Typographie" in Frage und arbeitet zugleich die frühe Professionalisierung des Grafik-Designs auf. Durch eine systematische Auswertung von Fachzeitschriften der Jahre 1900-1933 zeigt sie, dass die Neue Typographie weder neu war noch aufgrund ihrer Modernität abgelehnt wurde. Vielmehr wurde sie früh von den Fachleuten gefördert und zu einem werbewirksamen Stil weiterentwickelt. Damit ging ein Prozess einher, in dem sich einige Protagonisten der Avantgarde von KünstlerInnen zu DesignerInnen professionalisierten.

Die Studie eröffnet neue Perspektiven auf die Wirkungsweise und Verbreitungsprinzipien von Design und das Selbstverständnis von DesignerInnen.

Julia Meer (Dr. phil.), Kommunikationsdesignerin, forscht im Exzellenz-Cluster "Bild Wissen Gestaltung" der Humboldt-Universität Berlin. Neben der wissenschaftlichen Arbeit ist sie Dozentin und selbstständige Gestalterin und Herausgeberin des Magazins ff.Meer, Julia, 2015, Neuer Blick auf die Neue Typographie, , transscript Verlag