Julia Klöckner will Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz werden. In einem neuen Buch stellt sie sich und ihre Politik vor
Julia Klöckner strahlt. Das herzliche Gute-Laune-Lachen ist eines ihrer Markenzeichen. "Wenn Politiker nicht lachen können, dann haben auch die nichts zu lachen, die von ihnen regiert werden", sagt sie. Julia Klöckner ist eine fröhliche Politikerin. Und eine, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht. Klöckner kann auch Klartext. Damit kommt sie in Rheinland-Pfalz gut an. Im kommenden März will sie in Mainz Ministerpräsidentin werden. "Die Julia" ist an Rhein und Mosel, Nahe und Ahr bekannt und beliebt - auch weil sie als ehemalige Weinkönigin schon viel für ihre Heimat getan hat. Dass sie Politik gestalten kann, hat sie in Berlin bewiesen: als Bundestagsabgeordnete, Parlamentarische Staatssekretärin und als stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende. Jetzt hat Julia Klöckner ihre persönlichen und politischen Überzeugungen in einem Interview-Buch dargelegt - und wir blicken hinein...
Dieses Buch ist ein Wahlkampfbuch. Aber es ist kein Buch der einfachen Parolen und der polemischen Zuspitzung. Es ist ein Buch, in dem Julia Klöckner die Positionen, mit denen sie
sich zur Wahl stellt, erläutert und aus ihrer eigenen Lebensgeschichte heraus erklärt. Julia Klöckner (Jahrgang 1972) ist im idyllischen Weindorf Guldental aufgewachsen. Die weiten
Felder, die hügeligen Wälder und die grünen Weinberge zwischen Nahe und Hunsrück sind die malerischen Kulissen ihrer (und auch meiner) Kindheit. Im Sportverein
(Tischtennis) und im Musikverein (Querflöte) kann sie ihre Geselligkeit ausleben, in der Kirchengemeinde ihren christlichen Glauben. Dieser Glaube, den sie auf die
Kurzformel "Heimat, Halt, Zutrauen" bringt, prägt auch ihre politischen Positionen - zum Beispiel in den Diskussionen um Stammzellenforschung und Sterbehilfe. "Mein persönlicher
Glaube bedeutet mir etwas, und ich halte nicht künstlich damit hinter dem Berg, aber ich dränge ihn auch nicht jedem auf." So ähnlich ist das auch mit ihrer weltlichen Heimat. Julia Klöckner ist
im besten Sinn heimatverbunden. Auf dem Land sei man nicht minder weltoffen als in den Metropolen: "Es gibt so viele verbohrte Menschen in den Hauptstädten der Welt. Bei uns in Guldental
werden ohne große Probleme gerade Flüchtlinge aufgenommen - tolerant und weltoffen."
Ihre eigene Weltoffenheit hat Julia Klöckner erst als Naheweinkönigin, dann als Deutsche Weinkönigin unter Beweis gestellt. Regierungserfahrung hat sie also gewissermaßen schon gesammelt, ehe sie in die Politik gegangen ist. Das war allerdings vergleichsweise spät der Fall, denn nach dem Studium (Theologie, Politikwissenschaft, Pädagogik - Magister und Lehramt) beginnt sie erst einmal eine Journalistenkarriere. Dann aber startet Julia Klöckner als Politikerin durch. Bundestag, Bundesregierung, Parteivorstand. In Berlin bereitet sich Julia Klöckner darauf vor, den langjährigen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck abzulösen. 2011 scheitert sie knapp. Im kommenden Jahr nimmt sie den zweiten Anlauf, diesesmal fordert sie die sozialdemokratische Amtsinhaberin Malu Dreyer heraus.
Politische Akzente setzt Julia Klöckner unter anderem auf Familie und auf Digitalisierung: Nach ihrer Meinung "muss die Arbeitswelt familiengerechter werden und nicht die Familie arbeitsweltgerechter". Familien mit mehreren Kindern will sie besonders in den Blick nehmen. Auch in Sachen Digitalisierung hat Julia Klöckner viel vor. Schon seit Jahren twittert sie leidenschaftlich und in den Sozialen Medien hat sie sozusagen eine dritte Heimat gefunden (neben dem Glauben und Guldental). Als Regierungschefin will sie das ländliche Rheinland-Pfalz zur Vorreiterregion des digitalen Wandels machen - das ist attraktiv und schafft Arbeitsplätze.
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Der zu bewahrende hohe Wert der Familie und die zukunftsgerichtete Analyse von kommenden Wirtschafts- und Politikfeldern stehen beispielhaft für Julia Klöckners politische Selbstbestimmung "zwischen Gummistiefeln und Pumps, zwischen humorvollem Weinfest und akribischer Schreibtischarbeit, zwischen Tradition und Moderne." Fazit: Politische Standpunkte mit biografischer Grundlegung - lohnenswerte Lektüre nicht nur für Rheinland-Pfälzer.