Julia bewegt: Shiatsu auf Rädern

Sportwissenschaftlerin und Shiatsu-Praktikerin Julia Raiger erzählt uns von ihrem nachhaltigen Gesundheitskonzept und wie sie dabei die Welt am Rad entdeckt.

Julia Raiger düst mit ihrem Fahrrad durch Salzburg und bietet so mobile Shiatsu- und sporttherapeutische Behandlungen an. Wie dieses einzigartige Konzept entstanden ist und warum sie das Rad nicht aus ihrem Leben wegdenken könnte, erzählt sie im Inteview.

Julia du hast vor kurzer Zeit dein Unternehmen Julia bewegt gegründet Wofür stehst du?

Julia bewegt umfasst mehrere Bereiche. Es geht nicht nur rein um Shiatsu, sondern auch um sporttherapeutisches Training. So entstand auch der Name meines Unternehmens. Ich bewege den Körper meiner Patienten in unterschiedlicher Weise. Beim Shiatsu passiv und psychisch, in der Sport- und Bewegungstherapie aktiv.

Von Shiatsu haben viele unserer Leser bestimmt schon einmal gehört. Was genau eine Shiatsu-Praktikerin aber konkret macht, wissen viele nicht. Kannst du uns das kurz erklären?

Shiatsu kommt aus Japan und ist fernöstliche Körpertherapie. Ich versuche, den Körper ganzheitlich in Balance zu bringen, indem ich meine Patienten zuerst umfangreich analysiere und daraufhin deute, welche Ungleichgewichte für die Beschwerden verantwortlich sein könnten.

So muss zum Beispiel die Ursache von Schulterbeschwerden nicht direkt in der Schulter liegen, sondern kann von einem Beckenschiefstand mitverursacht werden.

Außerdem lernt man in der dreijährigen Ausbildung zur Shiatsu-Praktikerin das Konzept der Meridiane. Im Shiatsu geht man davon aus, dass diese Energieleitbahnen den ganzen Körper durchziehen. Diese sind mitverantwortlich für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.

Shiatsu Julia bewegt

Der Begriff Meridian ist sehr abstrakt. Was genau kann ich mir darunter vorstellen und wie greifst du in einer Therapieeinheit über die Meridiane auf unsere Physiologie zu?

Im Shiatsu gehen wir davon aus, dass unser Körper von 12 Meridianen – einfacher ausgedrückt Energiebahnen – durchzogen wird. In wissenschaftlichen Beiträgen werden die Meridiane häufig mit unserem Fasziensystem verglichen. Dieses Netz, das unsere Muskeln umhüllt) umspannt den gesamten Körper und ist eng miteinander verbunden. Durch diese Verbindung können sich Ungleichgewichte (etwa in der Haltung oder Muskellänge) von einer Körperregion auf eine andere übertragen. Im Gegenzug kann ich aber auch an einem Punkt auf den Körper einwirken und wo anders eine Besserung erzielen. Das Konzept der Meridiane ist ähnlich und man kann damit sehr viel bewegen.

Wie läuft eine Shiatsu-Behandlung bei Julia bewegt ab?

Eine Behandlung startet immer mit einem Behandlungsgespräch, in dem ich einen ersten Kontakt mit dem Patienten und seinen Beschwerden bekomme. Die eigentliche Behandlung führe ich am Boden auf einer speziellen Shiatsu-Matte durch. Am Boden deshalb, weil ich so mit meinem eigenen Körpergewicht einen gezielten Druck auf den Körper meines Patienten ausüben kann.

Eine Einheit dauert 70 Minuten, in denen ich zuerst den Körper des Patienten abtaste, um zu spüren, wo im Körper beispielsweise Blockaden vorhanden sind. Auf diese gehe ich in der weiteren Behandlung dann gezielt ein.

Du hast gesagt, du arbeitest in der Behandlung mit Druck. Was bewirkt das?

Ich übe mit meinen Fingern punktuellen Druck auf den Körper meines Patienten aus. Dieser Druck, der auch mal etwas fester ist, zeigt dem Körper, dass an dieser Stelle eine Reaktion von ihm erwartet wird, um ein vorhandenes Ungleichgewicht auszugleichen.

Man kennt es vielleicht selbst vom Sport, wenn man sich nach einer langen Bergtour den Oberschenkel abtastet. Manche Stellen sind stark verhärtet, andere weicher. Mit der Druckausübung versuche ich, wieder Gleichgewicht in das System zu bringen.

Kann die Behandlung auch schmerzhaft sein?

Besonders wenn man Leiden wie chronischen Rückenschmerz schon länger mitschleppt, kann dieser tiefe Druck, den ich ausübe, auch Schmerzen verursachen. Ich sehe den Schmerz aber durchaus positiv. Er signalisiert dem Körper, dass er jetzt die Heilung einleiten soll.

Julia bewegt Julia bewegt Julia bewegt

Bei welchen Beschwerden hilft Shiatsu den Menschen?

Ich hatte in den letzten Monaten häufig Patienten mit Hüftbeschwerden und habe hier sehr gute Erfahrungen gemacht. Eine Patientin etwa, die unter starken Hüftschmerzen gelitten hat, die bis zum Knie ausgestrahlt sind, meinte vor unserer dritten Behandlung, dass ihre Schmerzen weg seien. Das ist schon ein sehr bestärkendes Gefühl. Ich war selbst über die schnelle Wirksamkeit erstaunt.

Shiatsu hilft aber auch gut bei Rückenschmerzen, Nacken- oder Schulterbeschwerden. Man sieht, ich bin also eher orthopädisch veranlagt. Aber es kommen auch junge Mütter zu mir, die einen Ausgleich suchen, einen Schmerz nicht konkret zuordnen können oder sich einfach schlapp fühlen.

Du machst wie ich gerade deinen Master in Sportwissenschaften und schreibst deine Masterarbeit über die Wirksamkeit von Shiatsu. Welche wissenschaftliche Evidenz gibt es dafür?

Eine länderübergreifende Studie in Europa habe ich sehr ausdrucksvoll gefunden. Dort wurden über 500 Patienten mit Shiatsu behandelt und vor und danach befragt. Die Patienten gaben schon nach der zweiten Behandlung an, eine Besserung zu spüren. Bemerkenswert ist auch, dass die Wirksamkeit der Behandlung nachhaltig bis zu 6 Wochen anhält. Außerdem gaben die Probanden an, einen erhöhten Energiefluss zu spüren, gelassener zu sein und sich weniger gestresst zu fühlen.

Julia bewegt: Shiatsu auf Rädern

Wie lassen sich die Bereiche Sportwissenschaften und Shiatsu miteinander vereinbaren?

Ich habe während des Sportstudiums nach einem engeren Kontakt zu den Menschen gesucht. Ich wollte die Menschen anfassen und eine tiefere Verbindung eingehen. Darum habe ich parallel mit der Shiatsu-Ausbildung begonnen. Shiatsu hat mir persönlich auch richtig gutgetan und mich gleich total in den Bann gezogen.

Mit Julia bewegt verbindest du Sporttherapie und Shiatsu. Wie ergänzen sich die beiden Bereiche?

Shiatsu und Sportwissenschaften sind eine super Symbiose! Zum einen legen sich die Patienten bei mir auf der Matte und lassen sich passiv behandeln. Andererseits ist mir die Selbstverantwortung meiner Patienten extrem wichtig, auch aktiv und selbst etwas zu machen. Dort setzt dann die Trainingstherapie an. Ich gebe meinen Patienten spezifisch für ihre Beschwerden Übungen mit nach Hause, biete aber auch separate Trainingseinheiten an. Dieser Bezug zur Sportwissenschaft wird von meinen Patienten sehr geschätzt.

Und. Hobbysportler erhalten mit Shiatsu einen Ausgleich zu den anstrengenden Trainingseinheiten.

Diese Kombination ist sicher ein Alleinstellungsmerkmal von dir. Oder kennst du jemand anderes, der in dieser Weise arbeitet?

Bei uns in der Region kenne ich niemanden.

Julia bewegt: Shiatsu auf Rädern

Du hast ja noch ein Alleinstellungsmerkmal! Du kommst mit deinem Fahrrad und einer Shiatsu-Matte direkt zu deinen Patienten nach Hause.

Ich habe für mein Fahrrad eine eigene Packtasche hergestellt, in der ich meine Matte transportieren kann. Bucht ein Patient einen Termin auf meiner Website oder telefonisch, packe ich meine Sachen und düse los.

Man kann sich von dir also in seinen eigenen vier Wänden behandeln lassen.

Genau. Dort wo man sich am wohlsten fühlt. Wir brauchen nur einen Platz von 2×3 Metern, auf dem ich meine Matte ausbreiten kann. Im Sommer behandle ich sogar im Garten oder auf der Terrasse.

Wenn man sich seine Wohnung nicht herzeigen traut, kann man zu mir in die Praxis nach Gnigl in Salzburg kommen. Dort bin ich mit einigen Physios in einer Gemeinschaftspraxis.

Dass du mit dem Rad zu deinen Patienten fährst ist kein Zufall. Das Radfahren ist eine große Leidenschaft von dir.

Das Rad gibt mir eine unglaubliche Freiheit. Dass ich meine Arbeit damit verbinden kann ist großartig. Im Alltag versuche ich so viel wie möglich mit dem Rad zu fahren, zum einen aus ökologischen Gründen, zum anderen, weil es einfach eine Leidenschaft von mir ist.

Gemeinsam mit meinem Freund mache ich einmal im Jahr eine größere Radreise. Wir waren so schon in vielen Ländern unterwegs. In Spanien, Portugal, in Osteuropa, in Frankreich, in der Schweiz, in Italien – die Ziele gehen nie aus!

Welcher Trip hat dir bisher am besten gefallen?

In der Schweiz war es schon sehr cool! Wir sind dort die Sieben-Seen-Runde vom Bodensee bis zum Genfersee geradelt. Ein heißer Tipp für den Sommer!

Apropos Bergsport. Wie kann Shiatsu einem Bergsportler helfen?

Für Bergsportler ist es genial, wenn man sich nach langen Touren erholen und regenerieren kann. Dafür funktioniert Shiatsu super. Wie du sicher weißt leidet man als Radlfahrer oder Bergsteiger häufig an Dysbalancen. Eine Behandlung bei mir wirkt da oft Wunder.

Bergsteiger leider häufig auch unter Kniebeschwerden. Wäre da Shiatsu eine Lösung?

Ja, ich habe es nämlich schon bei einigen Klienten ausprobiert. Auch meine Mutter, die ein künstliches Kniegelenk erhalten hat, hat auf die Behandlung sehr gut angesprochen.

Danke für das liebe Gespräch Jules und eine gute Fahrt nach Hause!

Gerne liebe Susi!


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