Da klagen sie immer, Jugendliche würden sich nicht für Kultur interessieren. Anstatt sich in gepflegtem Rahmen eine Symphonie anzuhören, würden die sich lieber bekifft irgendwo an einem Open Air-Festival im Schlamm wälzen. Man könne sich noch so sehr um sie bemühen, mit klassischer Musik liessen sie sich einfach nicht hinter dem Ofen hervor locken.
Wenn dann aber ein Jugendlicher nichts lieber tut, als Symphonien, Oratorien, Variationen, Sonaten und dergleichen zu lauschen und du möchtest für ihn in einem der grösseren Konzerthäuser dieses Landes Karten reservieren, weil er nicht weiss, was er sich zum Sechzehnten wünschen soll, dann heisst es: „Natürlich bieten wir Studentenvergünstigungen an, aber reservieren? Das können Sie gleich vergessen. Wenn einer, der noch grün hinter den Ohren ist, wirklich glaubt, er sei in der Lage, Bachs Weihnachtsoratorium zu geniessen, soll er das gefälligst beweisen, indem er sein Ticket an der Abendkasse holt. Wird ja wohl kaum ausverkauft sein. Wer will denn schon Bach hören?“
Nun gut, ganz genau so haben sie es natürlich nicht gesagt, aber die Botschaft war klar: Sitzplätze für junge Musikliebhaber gibt es in diesem Haus nur, wenn sich nicht genügend Gutbetuchte finden lassen, um die Reihen zu füllen.
(Ach ja, einem Jugendlichen würde es selbstverständlich auch nichts ausmachen, mehr als eine Stunde Reisezeit in Kauf zu nehmen, nur um an der Abendkasse zu erfahren, Bach sei nun wieder Erwarten doch ausverkauft. Die haben ja ohnehin zu viel Zeit, die Jungen und das Bahnbillett wird denen ja auch fast gratis hinterher geschmissen…)