Ich komme hier in meiner Nachbarschaft in Chicago oft an diesem alten Fabrikgebäude vorbei:
Josef Dietzgen verfasste zunächst unabhängig Theorien über einen Dialektischen Materialismus, wurde dann aber ein glühender Verfechter der Theorien von Marx und Engels, die ihn ihrerseits ebenfalls sehr schätzten. Marx nannte ihn 1872 auf dem Den Haager Kongress der Internationalen Arbeiterassoziation „unser Philosoph“.
Dietzgen emigrierte aufgrund politischer Verfolgung in die USA, und zwar von 1849 bis 1851 und 1859 bis 1861, kehrte zwischenzeitlich nach Deutschland zurück und lebte schließlich endgültig von 1884 bis zu seinem Tod im Jahr 1888 in Amerika. Von 1884 bis 1886 war er Chefredakteur der Zeitung Der Sozialist in New York und zog dann auf Drängen seines Sohnes Eugen nach Chicago. Dieser schrieb seinen Namen amerikanisch als Eugene und betrieb eine Fabrik für Büromöbel und später technische Zeicheninstrumente. Beeinflusst von den sozialistischen Überzeugungen seines Vaters sorgte Dietzgen dafür, dass in seinem Unternehmen menschenwürdige Arbeitsbedingungen herrschten.
Bemerkenswert ist, dass Dietzgen der Arbeiter-Zeitung (und den Wochenendausgaben Der Vorbote und Die Fackel) seine Arbeitskraft ohne zu zögern und unentgeltlich anbot, obwohl diese oft abfällig über ihn geschrieben hatte, so wie das in innerhalb der verschiedenen sozialistischen Strömungen nicht unüblich war. Aber Dietzgen betonte, dass die Gemeinsamkeiten von Anarchisten und Sozialisten wichtiger als die Unterschiede waren. (Diese Haltung macht ihn zu einer besonderen Persönlichkeit in der Geschichte der linken Bewegungen, in der jede die wahre Lehre für sich in Anspruch zu nehmen scheint.) Als Folge wurde er von vielen Sozialisten angefeindet, aber er bereute seinen Schritt nicht.
Seine Familie beerdigte ihn Seite an Seite mit den hingerichteten Anarchisten auf dem Waldheim Friedhof (heute Forest Home Cemetery), nahe Chicago.