Verlag: BusinessVillage
1. Auflage (2013)
168 Seiten
ISBN-13: 9783869802176,
UVP 17,90 Euro
Wer sich mit dem Thema Entspannung beschäftigt, kommt nicht um das Schlagwort “Burnout” herum. Es benimmt sich wie eine Welle, ist jetzt da, taucht wieder ab, brandet erneut hoch, ist nicht greifbar. Angeblich gibt es keine richtige Definition für Burnout, und weil es so diffus ist, weiß keiner genau, was es ist, aber jeder glaubt, mitreden zu können.
Bei dem Stichwort “Burnout” sehe ich allerdings meine Freundin vor mir, Projektleiterin bei einer Kaufhauskette, eine stille, aufrechte, sehr organisiert und taff wirkende Frau, die immer das Richtige zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu tun scheint. Sie stand irgendwann am Fuß einer Treppe zum Ausgang einer U-Bahnstation und war unfähig, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie wäre wahrscheinlich tagelang dort hocken geblieben, wenn sich nicht Passanten ihrer angenommen hätten.
Bei ihr wurde Burnout festgestellt, dahinter tat sich eine riesige Depression auf, verursacht von massiver Überforderung am Arbeitsplatz. Am Nicht-Nein-sagen-können hatte es definitiv nicht gelegen, sie hat mehrmals ihre Überbelastung angezeigt. Es wurde nicht reagiert. Da sie immer mit allem klarkam, wurde ihre innere Not von ihrem Chef und von den Personalverantwortlichen nicht ernst genommen.
Doch genau das Nein sagen ist eins der Dinge, die der Jurist Jörg Steinfeldt mal eben allen Burnoutern rät. Er ist “Führungskraft im Personalbereich bei einem internationalen Spezialversicherer” und meldet sich mit dem Buch “Die Burn-Out-Mode” zu Wort, in dem er aufräumen will mit allen Mythen, einzig aus dem Grund, “weil mich das Thema Burnout nervt!”
Hoi. Das ist natürlich der einzig richtige und wichtige Grund, ein Buch über das Thema zu schreiben. Der Klappentext weist es aus als “unverzichtbare Lektüre für alle, die über den Burnout mitreden wollen.” Und da muss ich dem Verlag wirklich Recht geben: Das Buch ist tatsächlich eine unverzichtbare Lektüre für alle Besserwisser, Klugscheißer, Dummschwätzer und Stammtischhetzer, die glauben, ihre Meinung regiere die Welt. Die kriegen damit noch richtig Munition zugespielt, in der Annahme, das stamme ja schließlich von einem “Experten”.
Sinngemäßes Zitat eines Bekannten von Steinfeldt, im Buch gefunden: “Setz die Burnouter überm Urwald aus, nur mit einem Schweizer Klingenmesser bewaffnet. Wer es bis zur nächsten Zivilisation schafft, ist seinen Burnout los.” Ist das wirklich des Pudels Kern?
(Bild: Bildpixel, pixelio.de)
Für alle anderen Leser mit dem Gefühl diffuser Kraftlosigkeit ist das Buch ein Schlag ins Gesicht. Der Autor unterstellt nämlich dem größten Teil der Menschen, die sich mit Burnout krank melden, sie seien Drückeberger, die die Eigenverantwortung für ihre persönliche Weiterentwicklung abschöben, lieber andere für ihr Scheitern verantwortlich machten und Angst vor der Arbeit und den veränderten Anforderungen hätten. Also, bei wem Gefahr besteht, einen Burnout entwickelt zu haben, wird ihn definitiv nach der Lektüre des Buches haben. Für diejenigen, die sich ernsthaft mit dem Phänomen Burnout beschäftigen wollen, darf es maximal als ein Buch von der Sorte “Die Meinung gibt´s halt auch” angesehen werden.
Steinfeldt schreibt zwar ziemlich am Anfang, er sei kein Mediziner und kein Psychologe, und er achte das Leid anderer, es gehe ihm auch nicht um die tatsächlich Kranken (wie meine Freundin zum Beispiel). Nein, nein, ich verstehe schon, ihm geht es um solche Leute wie den Nachbarn eine Straßenecke weiter, der angeblich seinen Beruf als Friedhofsgärtner nicht mehr packt, aber augenscheinlich sehr gesellig jeden Feetz mitmacht, der einmal im Monat drei trübe Tage voller Weltschmerz grübelt, der das ganze verordnete Balett von psychologischer Betreuung bis Aufenthalt in der Tagesklinik ein Jahr lang auf Steuerzahlerkosten durchzieht – wohl in der Hoffnung auf Frühverrentung, bei seinem Bruder hat der Weg ja auch funktioniert.
Doch genau zwischen diesen beiden Extremen – Freundin und Nachbar – bewegen wir uns auf dem weiten Feld der seelischen Abgründe. Wer will sich anmaßen, den ersten Stein zu werfen, zu beurteilen und zu bewerten, was ernst ist und was nur vorgegeben? Jörg Steinfeldt ist sehr nah dran mit seiner Polemik, die in der Diskussion mehr schadet als nutzt. Er hat selbst keinen Burnout durchlitten, aber anscheinend viele erlebt von der Marke Nachbar. Doch das reicht nicht. Seine salbungsvollen Ratschläge ab der Mitte des Buchs sind nichts weiter als leere Sätze ohne Tiefe. Seine Pauschalisierungen, das Heranziehen von Klischees und seine Phrasendrescherei an manchen Stellen nerven gewaltig. Vieles von dem Angesprochenen bedeutet nämlich einen enomen Kraftaufwand, den viele Burnout-Gefährdete gar nicht mehr leisten können.
Für mich gibt es sehr wohl eine Definition von Burnout: Sie kommt aus der Formel 1 und sie bezeichnet den Moment kurz vor dem Start, an dem der Rennwagen bei angezogener Handbremse auf volle Touren gebracht wird und die Räder durchdrehen, bis sie qualmen. Es kommt zum “Burnout” der Räder. Diese Definition steht nirgendwo in diesem Buch.
Das Bild lässt sich meiner Meinung nach aber sehr wohl auf unsere heutige Gesellschaft übertragen. Es begründet, warum Burnout jeden treffen kann, nicht nur die Menschen, die leidenschaftlich für ihre Idee von etwas eintreten, sondern auch schon die, die einfach nur zu ihrer eigenen Zufriedenheit ihre Arbeit gut machen wollen, die aber real von etwas Äußerem “ausgebremst” werden. Solche Grenzen gibt es tatsächlich, denn in der Ellbogenmentalität unserer Gesellschaft ist jeder sich selbst der Nächste. Das heißt, selbst wenn er wollte, niemand kann in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn, selbstherrlichen Vorgesetzten oder der stutenbissigen Kollegin nicht gefällt.
Aus diesem “ausgebremst werden” entsteht dann erst die eigentliche Krankheit: Depressionen in unterschiedlichen Abstufungen, Angst- und Panikattacken, Alkoholsucht, Herz- und Kreislaufstörungen, Magen-Darm-Probleme und vieles, vieles mehr bis letztlich hin zu Krebsformen.
Dennoch hat dieses Buch Passagen, die ich absolut unterstütze, und die betreffen die Kritik, die Steinfeldt an der Gesellschaft im Allgemeinen übt. Aber das ist ein Rundumschlag, der nicht in erster Linie mit Burnout zu tun hat, sondern zum Beispiel die Generation Doof betrifft, die jetzt in die Führungsebenen quillt. Auch Unternehmensführer, die Führungskräfte einsetzen, die zwar über viel Sachverstand über ihre Projekte verfügen, aber völlig unfähig darin sind, Menschen zu motivieren und zu führen – der Fisch fängt vom Kopf her an zu stinken. Auch die Geißel Internet, der übermäßige Konsum von Quasselshows und Hartz-IV-TV, die Überreglementierung und Gängelei durch den Staat und natürlich Fertiggerichte werden angeprangert – alles Dinge, die uns unserer selbständigen Entscheidungsfähigkeit berauben.
Klar kann ein Mitarbeiter die Fürsorgepflicht und Veränderungen in der Firma einfordern. Aber die Erfahrung zeigt auch, die Sesselpupser, Bedenkenträger und auf die Rente Wartenden in den Abteilungsleiterpositionen sorgen per Bossing dafür, dass in der nächsten Entlassungsrunde der Störenfried mit dabei ist. ABER – und darin stimme ich Steinfeld unbedingt zu: Integrität, Wahrhaftigkeit gegenüber sich selbst ist eine Herausforderung, die wir einzugehen verpflichtet sind. Eine gesunde, gefestigte Selbstachtung ist jedes Risiko wert und der stärkste Schutz vor Burnout!
Eigenverantwortung ist zunehmend gefragt, denn die Gefahr, in der ich sowohl meine Freundin als auch den Nachbarn sehe – und damit auch alle zwischen diesen Extremen – ist, dass sie von der Gesundheits- und Pharmaindustrie instrumentalisiert werden. Vor kurzem wurde nach 10jähriger Überarbeitung ein Buch neu aufgelegt, das psychische Krankheiten definiert und die Grundlage für psychiatrische Diagnosen bildet. Es enthält viele neue Krankheiten, darunter auch Abstrusitäten. Wer danach länger als 14 Tage um einen geliebten Verstorbenen trauert, kann als krank gelten und medikamentös behandelt werden.
Wir haben ein gutes Gesundheitswesen in Deutschland, doch es hat zwei Seiten. Vor allem die Geschäftemacherei wie zum Beispiel der Kliniken, die ihre Fallzahlen gegenüber den Krankenkassen erhöhen müssen und darum überflüssige teure Operationen ansetzen, der Pharmaindustrie, die gerade an Medikamenten für Krebskranke unglaublich verdient, zeigt doch, dass eben nicht immer alles zum Wohle des Patienten geschieht.
An meiner Freundin sehe ich übrigens nach über einem Jahr noch keine nennenswerte positive Weiterentwicklung, was ihre Persönlichkeit angeht. Sie arbeitet inzwischen wieder halbtags, muss aber nach eigenen Worten ihre “Energie so einteilen, dass sie für fünf Stunden ausreicht.” Der Nachbar macht sich freiwillig zum Opfer in der Psychoschiene, um sich das Leben zu erleichtern, aber es ist noch nicht raus, wo das wirklich endet.
Also, wenn Sie mich fragen: Ich kenne einen viel besseren Weg zu mehr Lebensqualität! Eigenverantwortung tut not, gesundes Selbstvertrauen, Selbstachtung und das Vertrauen darin, dass mehr bewusste Entspannung und vor allem mehr natürliche Vitalstoffe die Körperchemie wieder in Einklang bringen.
Wenn Sie mehr wissen möchten, was bewusste Entspannung, natürliche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente bewirken, senden Sie mir eine Mail!