Jonas Jonasson „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ - Rezension


Mit großen Erwartungen habe ich den Überraschungserfolg aus Schweden, der sich wochenlang auf den Bestseller-Listen tummelte und so hochgelobt wurde, nun auch endlich gelesen:
Jonas Jonasson „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ - Rezension

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Roman von Jonas Jonasson

ISBN-10: 3570585018

ISBN-13: 978-3570585016

Preis: 14,99 €

 


Kurzbeschreibung (Buchcover / Klappentext):

Eigentlich hat Allan Karlsson allen Grund zum Feiern: Er wird 100 Jahre alt. Das Problem ist nur, dass er im Altersheim festsitzt, noch alle Fünf beisammen hat und sein Körper sich weigert, das Zeitliche zu segnen – und zu allem Überfluss hat sich auch noch der Bürgermeister samt Presse angekündigt.Allan hat auf all das überhaupt keine Lust. Er steigt kurzerhand aus dem Fenster und verschwindet – zum Busbahnhof. Dort soll er nur kurz auf den Koffer eines jungen Mannes aufpassen, doch als sein Bus einfährt, beschließt Allan, den Koffer (der zum Glück Räder hat) mitzunehmen – nicht ahnend, dass sich darin keineswegs die erhoffte Wechselkleidung, sondern 50 Millionen Kronen aus Drogengeschäften befinden. Und mit einem Mal sind nicht nur Polizei und Presse hinter dem Hundertjährigen her, sondern auch die schwedische Mafia.Allan denkt jedoch gar nicht daran, die Millionen zurückzugeben und reumütig ins Altenwohnheim zurückzukehren. Niemals!Das ist der Auftakt zu einer abenteuerlichen Reise: Allan gewinnt durchaus gleichgesinnte Freunde – mit dem 70-jährigen Gelegenheitsdieb Julius lässt er die Leiche des Kofferbesitzers verschwinden, der reiche Imbissbudenbetreiber Benny wird ihr Chauffeur, und auch die Besitzerin eines entlaufenen Elefanten schließt sich ihnen an, will ihre Sonja auf der Flucht aber nicht zurücklassen.


Jonas Jonasson „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ - Rezension

Meine Einschätzung zum Buch:

Wie das Buch zu einem Bestseller wurde kann ich nicht nachvollziehen. Ja, mir ist bewußt, dass dieser hochgelobte Roman als „Schelmenroman erster Güte“ (Spiegel) oder als „herrliches Buch, das nur so strotzt vor Einfällen und Erzählfreude“ (Stern) bezeichnet wird, aber ehrlich gesagt, habe ich mich selten durch ein Buch so dermaßen durchquälen müssen. Normalerweise bin ich Viel- und Schnellleserin, aber für dieses Buch habe ich nun über 4 Wochen gebraucht und jeden einzelnen Tag davon habe ich mit mir gehadert, ob ich das Buch nicht einfach abbreche und zur Seite lege. Anfangs dachte ich, ich würde aufgrund der ungewohnten schwedischen (Orts-)Namen nicht so recht in den Lesefluss kommen …

„... unterdessen versuchte Benny die bestmögliche Reiseroute zu finden.In Mjölby hatte er beschlossen, die E4 zu verlassen und auf der Landstrasse 32 Richtung Tranâs weiterzufahren. In Tranâs hielt er jedoch nicht an, sondern fuhr in südlicher Richtung weiter. Nachdem sie eine Weile durch die Provinz Kronoberg gefahren waren, nahm er wieder eine Abfahrt, mitten hinein in den Wald von Smâland …. Benny teilte ihm mit, dass sie ein gutes Stück nördlich von Växjö seien … Er war gerade von der Straße nach Växjö abgefahren, und nun näherten sie sich der bedeutend bescheideneren Gemeinde Rottne. ...“

… aber daran lag es nicht allein. Der "naive" (ich weiß leider nicht, wie ich es sonst beschreiben soll) Erzähl- und Schreibstil nervte mich von Anfang an und ich empfand die Geschichte einfach nur als langatmig und langweilig geschrieben. Träge, öde, komplett ohne Lesefluss und ein "Humor", der mir nur sehr selten mal ein leichtes Schmunzeln entlockt hat.Aus der Grundidee des „Road-Movie“ des Hunderjährigen hätte man so viel machen können. Aber hier reiht meiner Meinung nach der Autor nur einen utopischen Einfall an den nächsten extrem skurrilen Einfall, die ich persönlich nur wenig humorvoll betrachten konnte. So zieht sich die Geschichte einfach nur in die Länge.

Neben der Flucht quer durch Schweden springt der Roman immer wieder in die Vergangenheit und schildert chronologisch Allans bisheriges Leben. Dabei ist der Hundertjährige ein Mann, der sich zwar nicht für Politik interessiert, in den letzten hundert Jahren aber trotzdem irrwitziger Weise immer in die großen historischen Ereignisse verwickelt war.Auch bei diesen Rückblenden hatte ich jedoch stets das Gefühl, dass es hier mehr um die abstruse, plumpe, quantitative Aneinanderreihung bekannter Politiker und die ewige Frage nach der Atombombe und dem nächsten Glas Schnaps ging, statt mal auf eine Idee vernünftig aufzugreifen und diese Sache dann gut aufzubereiten.

Zu keiner Zeit konnte ich mich irgendwie in den Protagonisten hineinversetzen oder mich in die Geschichte richtig einfinden. Ich habe weder mitgefiebert noch gespannt darauf gewartet, was als nächstes passiert. Für mich macht aber ein gutes Buch gerade aus, dass man selbst emotional daran beteiligt ist, Teil des Geschehens ist und nicht nur die Vorkommnisse gleichgültig von außen betrachtet. Sehr schade fand ich auch, dass man so wenig vom wirklichen Hauptcharakter erfährt, außer dass sein Wahlspruch "Es ist, wie es ist und es kommt, wie es kommt" lautet, er vollkommen emotionslos ist und fern jeglicher Empathie lebt (selbst Todesfälle von Fremden, Freunden, ja sogar von den Eltern werden mehr oder weniger nur mit einem Achselzucken quittiert), sowohl religiös als auch politisch vollkommen desinteressiert ist und Alkohol mag. 
Jonas Jonasson „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ - Rezension

Auch die anderen Personen im Buch, mit all ihren Eigenheiten werden leider alle nur so oberflächlich dargestellt, dass man zu keinem einzigen Sympathien oder Antipathien aufbauen kann – sie und ihr Schicksal bleiben einem einfach vollkommen egal.Meiner Meinung nach ist es dem Autor leider nicht gelungen, seinen guten Ideen umzusetzen. Auf mich macht dieser Roman den Eindruck, dass einfach zu viele Ideen zwanghaft hineingepresst wurden. Für mich persönlich zu viele Übertreibungen, zu viele unglaubliche, haarsträubende Ereignisse, zu viele schicksalhafte skurrile Begegnungen, zu viele Tote, die den emotionslosen Weg pflastern, zu konstruiert, … zu viel von allem aneinandergereiht. Weniger wäre definitiv mehr gewesen.

Fazit:


Von mir bekommt dieser Roman ganz sicher keine Empfehlung. Schade, um die Zeit, die ich damit vergeudet habe!
Aber die vielen positiven Rezensionen, die es gibt, sagen auch aus, dass viele Leser das ganz anders sehen wie ich. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, und so muss sich jeder sein eigenes Bild machen ;-)Liebe GrüßeEuer Grübchen


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