Joko und Klaas wieder im Nahkampf
Darf man im ZDF eigentlich «Tittenhitler» sagen? Man darf. Zumindest, wenn es nach Klaas Heufer-Umlauf geht. Gut, es ist nur der Digitalkanal ZDFneo, in dem Heufer-Umlauf und sein zweieiiger Moderatorenzwilling Joko Winterscheidt mit einer verkappten Late-Night-Show namens neoParadise angetreten sind. Und doch ist es erst einmal der gewagte Versuch, die actionreiche und in der Zielgruppe leidlich erfolgreiche Show MTV Home ins öffentlich-rechtliche Fernsehen zu retten. «Tittenhitler» hin oder her.
Gleich drei musikalische Gäste sind geladen, eine zweiköpfige Abordnung der Beatsteaks und Ober-Indie-Chef Thees Uhlmann dürfen plaudern, Flomega darf den Schlussakkord geben. Getalkt wird nicht wirklich. Eher gequatscht, und das unfreiwillig abgründig. Alkohol und seine Wirkung geben der Auftaktsendung sowohl einen leicht angetrunkenen Touch als auch mehr Fallhöhe, als allen Beteiligten lieb ist. Nicht, dass jemand merklich betrunken daher kommt. Aber das Thema drückt spürbar auf die Laune aller.
Thees Uhlmann und Heufer-Umlauf trinken hastig ein Pils aus Weizengläsern an, als es für gerade mal zwei Minuten in die Bar des superhippen Lofts geht. Arnim Teutoburg-Weiß und Torsten Scholz von den Beatsteaks geben fix ihre Trinkgewohnheiten auf ihrer Tour wieder. Und dann ist da noch die absolute Stärke von Heufer-Umlauf: Der Nahkampf mit dem Mikro auf der Straße.
Heufer-Umlauf geht dahin, wo es weh tut. Ohne Angst greift er Nachtschwärmer in den Morgenstunden des Tags der Deutschen Einheit an den Partyspots in Berlin ab und wird tatsächlich so nachhaltig von betrunkenen Hedonisten vollgelallt, dass man ein wenig um seinen schicken Anzug fürchtet. «In Vino veritas» nennt sich das furchteinflößende und zugleich grotesk komische Segment der Show, das dem jungen Publikum den Spiegel vorhält und damit sicher authentischer ist als jede Aufklärungskampagne der Drogenbeauftragten der Bundesregierung.
Die Sendung funktioniert in etwa wie die Simpsons für mehrere Zielgruppen. Während sich die einen über die ewig kindischen Kombattanten Joko und Klaas amüsieren, können Eltern relativ ungeschminkt sehen, was ihre Kinder für Musik hören und wie sie ihren Rausch abseits der Alltagspflichten ausleben. Es ist immer voller Körpereinsatz im Spiel, Joko wurde im Vorfeld der Show schlagzeilenträchtig von einem Eishockey-Profi ins Krankenhaus gecheckt.
Es tut weh, aber der Fremdscham-Effekt fehlt. Auch, weil es den beiden Berufsjugendlichen fast immer gelingt, verantwortungsvoll verantwortungslos zu sein. Mit ihrem gut choreografierten Körperklaus-Übungen machen sie sich bewusst zu Affen. Sie wissen, wie das Showgeschäft funktioniert und können ohne Imageverlust für die Sparkasse Werbung machen.
Als Neuzugänge beim Unterhaltungsriesen Endemol wird dem viel beschäftigen Duo noch mehr zugetraut. Schon in der kommenden Woche ist inoffizieller Joko-und-Klaas-Großkampftag. Erst zur Hauptsendezeit die zweistündige (aufgezeichnete) Spielshow Die Rechnung geht auf uns bei Pro7 und zehn Minuten später die zweite Ausgabe von neoParadise. Vielleicht kommen ja beide Sendungen ganz ohne neuerlichen Tittenhitler-Test aus.
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«neoParadise» – Joko und Klaas wieder im Nahkampf
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