Johnson-Ziegel

Von Lyrikzeitung

Manchmal spendieren Verlage schöne und preiswerte Ausgaben kanonischer Texte. So der Suhrkamp Verlag schon 2008 mit einer einbändigen Ausgabe der „Jahrestage“ des im pommerschen Cammin geborenen Uwe Johnson. Ein Leserkommentar auf der Seite des Verlags meint:

Wann gibt es die „verlorene Zeit“ in dieser umwerfenden Gestaltung und Aufmachung?
Ich war schon vom „Ulysses“ begeistert.
So muss ein Buch sein, das einen überall begleiten kann.
Weiter so.

Helmut Grass, 15.11.2008

Erstaunlicherweise ist der ziegelsteingroße und -farbige Band immer noch lieferbar. Mehr als 1700 Seiten in Dünndruck mit rotem Buchschnitt (sagt man „Rotschnitt“?). Zu haben für unschlagbare 25 Euro (viel günstiger als die billigste Taschenbuchausgabe). Kauftipp für Studenten und andere interessierte Leser.

Ein „homerisches Gedächtnis“ bescheinigte Max Frisch dem Freund und Kollegen und drohte, Mecklenburg werde sich auf ihn verlassen können. Pommern fügen wir in aller Stille hinzu, obwohl es natürlich hauptsächlich in Mecklenburg und New York spielt. Freilich sind Mecklenburger und Ortsfremde da ohnehin großzügig, vielleicht ähnlich wie es dem Badener Matthias Kehle gerade passierte, in Stuttgart als „Schwabe“ vereinnahmt zu werden. Ein nützliches Register zu den Jahrestagen nennt sich „Kleines Adreßbuch für Jerichow und New York“, darin ein Verzeichnis der Ortsnamen für „Jerichow und Mecklenburg 1922 – 1968″, das auch zwei pommersche Namen mitführt: Barth und Glowe (Rügen). (Einige Namen gibts in beiden Landesteilen, in Johnsons Text beziehen sie sich aber offensichtlich auf mecklenburgische Namensvettern: Eldena, Neddemin und Ziethen. (Das Register ist freilich nicht vollständig – im Text werden andere Ortsnamen genannt, auch in Pommern).

Fotografiert in der Buchhandlung Scharfe in Greifswald

(Vgl. auch hier)