AB 15. OKTOBER IM KINO! ©Warner Bros.
Johnny Depp steht seit geraumer Zeit in der Kritik. Zum einen reihen sich einige Flops in seiner Vita ein und zum anderen scheint es, als ob er sich nicht nur beruflich auf Abwegen befindet. Für jemanden, der seit „Fluch der Karibik“ vom Erfolg verwöhnt ist, sicher ungewohnt. Nicht einmal der immergleiche Rollentypus des extrovertierten und schrulligen Helden scheint mehr zu ziehen. Es ist also Zeit für eine Rückkehr zu alter Form, die schwierigen Rollen, die ihn einst so berühmt machten.
Mit „Black Mass“ ist das sicherlich gelungen. Das Biopic des Gangsters Whitey Bulger, der sich von einer kleinen Nummer zum Kingpin Bostons aufschwang ist eine hochinteressante Rolle, die für Filmpreise geradezu prädestiniert scheint. Ob es schließlich soweit kommen wird, sei dahingestellt. Der Film von Scott Cooper („Crazy Heart“) verläuft in den genretypischen Bahnen und wirkt wie ein Destillat aller vorangegangen Gangsterepen. Er zitiert sich munter durch Scorsese und Konsorten, ohne ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal zu besitzen. Zwar wird das Geschehen nie langweilig – dafür sorgt allein die Darstellerriege – doch wirklich überraschend, neu oder gar aufregend wird es selten.
©Warner Bros.
Leider verliert „Black Mass“ mit fortwährender Laufzeit seinen Fokus. Weitere Figuren drängen sich in den Mittelpunkt, wodurch die Person Whitey Bulger beinahe zum Nebencharakter verkommt. Der Film versteift sich immer mehr auf die Ermittlungen und dem FBI-Agent John Connolly (Joel Edgerton). Das nimmt Johnny Depp den Platz, um seinen Bulger völlig zur Entfaltung zu bringen und lässt stattdessen Connolly mehrdimensionaler erscheinen. Das ist regelrecht schade, denn die Geschichte rund um die Winter Hill Gang diente nicht umsonst als Vorlage für Scorseses oscarprämierten „Departed“.
Doch soll das nicht heißen, „Black Mass“ wäre ein schlechter Film. Die Ingredienzen mögen abgeschmackt sein, doch das Gericht schmeckt immer noch. Denn „Black Mass“ bemüht sich um Authentizität, lässt die 70er und 80er wieder auferstehen. In Verbindung mit den herausragenden Darstellern macht er sogar die meiste Zeit über Spaß. Rau und ruppig geht es in den Straßen Bostons zur Sache, die Kriminalität nimmt überhand und macht auch vor den Hütern des Gesetzes keinen Halt. Das ist Gangster-Kino in solider Ausführung, zwar weniger überraschend als erwünscht, dafür aber unterhaltsam. Und ein dringend benötigter Beweis dafür, dass Johnny Depp sein Mojo noch nicht verloren hat.
©Warner Bros.
BEWERTUNG: 07/10Titel: Black Mass FSK: ab 16 freigegebenLaufzeit: 123 MinutenGenre: Gangster-DramaErscheinungsjahr: 2015Regisseur: Scott CooperDarsteller: Johnny Depp, Joel Edgerton, Benedict Cumberbatch, Kevin Bacon, Dakota Johnson, Jesse Plemons, Juno Temple, Peter Sarsgaard