Keanu Reeves prescht erneut in einem Actionfilm nach vorne, trotz des mäßigen Erfolgs von 47 Ronin des letzten Jahres. Man darf nur hoffen, dass es mit John Wick etwas besser klappt.
In John Wick mimt Reeves einen gleichnamigen Auftragskiller im Ruhestand, der nach dem Tod seiner Frau wieder in die Welt des Verbrechens zurückgezogen wird. Ausgerechnet der Sohn (Alfie Allen) seines ehemaligen Auftraggebers (Michael Nyqvist) stiehlt seinen Wagen und vernichtet das letzte Andenken an Wick’s Frau. In seiner Trauer gestört macht sich John auf die Jagd nach dem Sohn, dessen Vater ein Kopfgeld auf ihn aussetzt. Auch mit Hilfe seiner alten Verbindungen zur Welt des Organisierten Verbrechens (unter anderem dargestellt von Willem Dafoe) nähert er sich seinem Ziel jedoch langsam aber sicher.
Diese Handlung ist zwar denkbar abgedroschen (Gab es das nicht gerade erst mit Nicholas Cage’s Tokarev?), aber eine simple Dramaturgie kann ja auch ein Vorteil für einen action-orientierten Spielfilm sein. Ganz andere Filme brachen sich das Genick dabei, etwas sein zu wollen, was sie nicht waren. So ist es erfrischend zu sehen, dass sich dieser Film narrativ nicht zu viel auf den Buckel läd. Abwechslung wird trotzdem über eine relativ fantastische und überzeichnete parallele Welt der professionellen Verbrecher geschaffen, unter anderem zentriert in einem Hotel, welches als Zufluchtsort und neutrale Zone dient – jedoch wie ein Ausschnitt größerer Schattengesellschaften wirkt.
Die Motivation John Wicks funktioniert halbwegs gut, besonders für einen Charakter der nicht gerade mit emotionaler Tiefe überzeugt. Reeves spielt vor allem für einen Film dieses Genres sehr akzeptabel, brilliert jedoch körperlich in den vielen Prügelsequenzen und Schießereien. Offensichtlich hat er sein Kampfsporttraining ernsthaft betrieben.
Man merkt in den kämpferischen Szenen auch, dass Regisseur Stahelski früher selbst Stuntman war. Die Schlägereien befinden sich auf hohem Niveau und sind sehr konzentriert abgefilmt. Hier wird wieder mal sichtbar: Je besser der eigentliche Kampf choreographiert wurde, desto weniger Geschwindigkeit und Spannung muss man über schnelle Schnitte und wackelige Kameraführung erzeugen. Ebenso finden sich auch einige kreative Einfälle um das Geballere und die fliegenden Fäuste etwas aufzulockern.
Da jedoch diese Szenen große Teile der Geschichte ausmachen, muss man auch mit ein paar Längen rechnen. Kameraführung, Lichtregie und Schnitt funktionieren jedoch so gut, dass Momente der Langeweile nicht allzu oft auftauchen. Grundsätzlich wirkt John Wick wie viele seiner Genrekollegen oftmals etwas banal, sieht dabei jedoch mit seinen in Neonlichtern getränkten Bildern durchwegs gut aus. Und das ist ja oftmals genug für einen unterhaltsamen Kinoabend.
Regie: Chad Stahelski, Drehbuch: Derek Kolstad
Darsteller: Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, Willem Dafoe, Dean Winters, Adrianne Palicki
Filmlänge: 101 Minuten, Kinostart: 30.01.2015, www.johnwick.de